Gründer von Kryptobörse Binance zu Haftstrafe verurteilt
Er dürfte der reichste Insasse in einem US-Gefängnis werden: Der Gründer der Kryptowährungsbörse Binance soll für vier Monate in Haft. Der Richter blieb deutlich unter dem Antrag der Anklage.
Der ehemalige Binance-CEO Changpeng Zhao hatte sich schuldig bekannt, gegen Gesetze zur Geldwäsche verstossen zu haben. (30. April 2024)
Der Gründer der Kryptowährungsbörse Binance, Changpeng Zhao, ist in den USA zu einer mehrmonatigen Haftstrafe verurteilt worden. Ein Richter in Seattle setzte das Strafmass für den 47-jährigen am Dienstag auf vier Monate fest, wie US-Medien aus dem Gerichtssaal berichteten. Zhao hatte sich im November 2023 schuldig bekannt, nicht die vorgeschriebenen Kontrollen gegen Geldwäsche durchgesetzt und damit dubiose Geldflüsse über Binance zugelassen zu haben. Er gab alle Posten bei der Krypto-Börse auf. Die Anklage hatte für Zhao drei Jahre Gefängnis gefordert, während die Verteidiger für eine Bewährungsstrafe plädierten.
Er habe bewusst weggeschaut, als Personen über den weltgrössten Handelsplatz für Kryptowährungen Transaktionen abgewickelt hätten, die sexuellen Missbrauch von Kindern, illegalen Drogenhandel und Terrorismus begünstigt hätten, erklärten Bundesstaatsanwälte.
«Ich habe hier versagt», räumte Zhao ein, ehe Richter Richard Jones das Urteil verkündete. Er bereue sein Versagen zutiefst, und es tue ihm leid. Im Rahmen der Ermittlungen hat er bereits seinen Chefposten bei Binance aufgegeben.
Richter Richard Jones erkannte an, dass Zhao trotz drohender Strafe freiwillig in die USA gekommen sei und mit den Ermittlungsbehörden kooperiert habe. Er halte es für wenig wahrscheinlich, dass der Binance-Gründer in Zukunft Verbrechen begehe – zugleich solle das Urteil aber auch eine abschreckende Wirkung haben. Für Binance wurden mit dem Schuldeingeständnis Strafen von rund 4,3 Milliarden Dollar fällig. Zhao persönlich zahlt 50 Millionen Dollar.
Zhao dürfte der reichste Insasse in einem US-Gefängnis werden: In der Milliardärsliste des Finanzdienstes Bloomberg lag er am Dienstag auf Rang 38 mit einem geschätzten Vermögen von knapp 40 Milliarden Dollar.
Langwierige Untersuchungen
Binance ist eine Handelsplattform für Digitalwährungen wie Bitcoin. Gemessen am Handelsvolumen ist es der grösste Marktplatz dieser Art. Die US-Justiz warf Binance und Zhao nach jahrelangen Ermittlungen vor, Geldwäsche- und Sanktionsgesetze umgangen zu haben. Die Betreiber der Krypto-Börse hätten trotz Millionen von Kunden in den USA nicht die vorgeschriebenen Kontrollen aufgesetzt. Das habe fragwürdige Geldflüsse möglich gemacht, unter anderem in Höhe von rund 900 Millionen Dollar zwischen den USA und dem von Sanktionen betroffenen Iran. Den Vorwürfen der Staatsanwaltschaft zufolge wies Zhao Binance-Mitarbeiter unter anderem an, mit US-Kunden per Telefon zu kommunizieren, um keine Spuren zu hinterlassen.
Zugleich zog der Fall Binance viel weniger Aufmerksamkeit auf sich als der Zusammenbruch des Konkurrenten FTX, dessen Gründer Sam Bankman-Fried im März wegen Betrugs zu 25 Jahren Haft verurteilt worden war. Binance betonte stets, dass US-Behörden dem Unternehmen nicht vorwarfen, Kundengelder veruntreut oder Märkte manipuliert zu haben. US-Justizminister Merrick Garland verwies im November allerdings darauf, dass Binance auch aufgrund der Gesetzesverstösse zum weltgrössten Handelsplatz für Kryptowährungen geworden sei.
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