Chiphersteller STM verschreckt Anleger

ST Microelectronics (STM) hat seinen Anteilseignern am Donnerstag einen kräftigen Schrecken in die Glieder fahren lassen. Zwar legte der europäische Chiphersteller für das vergangene Geschäftsjahr ordentlich gestiegene Erlöse und Gewinne vor. Doch der Ausblick auf den weiteren Geschäftsverlauf ließ die Investoren an der Börse auf die Verkaufsknöpfe drücken. Für das erste Quartal dieses Jahres sei nicht nur mit fallenden Erlösen zu rechnen, auch die Gewinnmarge gehe leicht zurück, teilte der Vorstand mit.

„2024 wird für uns ein Jahr des Übergangs“, sagte der Vorsitzende des Vorstandes, Jean-Marc Chery, auf einer virtuellen Pressekonferenz des Unternehmens. An der Börse kamen diese Aussichten gar nicht gut an. Der Kurs der Aktie fiel an der Borsa Italiana im Handelsverlauf um rund 4 Prozent auf weniger als 41 Euro. Mitte vergangenen Jahres notierte der Wert noch mit mehr als 50 Euro. Über die zurückliegenden drei Jahre allerdings hat der Preis je Anteilsschein um 25 Prozent zugelegt.

Chips sind weiterhin heiß begehrt

Analysten der großen Bankhäuser zeigen sich jedoch weiterhin zuversichtlich. Andrew Gardiner von der Citigroup empfiehlt die Aktie zum Kauf, Sara Russo von Bernstein setzt sich gar auf „überdurchschnittlich“. Janardan Menon vom Bankhaus Jefferies empfiehlt, das Papier zumindest zu halten. Denn Chips sind angesichts der Digitalisierung von Gesellschaft und Wirtschaft nach wie vor heiß begehrt, sind die kleinen elektronischen Bausteine doch die zentralen Rechenbausteine und damit eine der großen Säulen des Computerzeitalters.

STM ist neben der deutschen Infineon und der niederländischen NXP einer der drei großen Chiphersteller Europas. Der in der Schweiz ansässige und einst aus einer französisch-italienischen Fusion hervorgegangene Halbleiterspezialist ist auf Chips für Industriekunden spezialisiert. Knapp die Hälfte ihres Konzernumsatzes verbuchen die Schweizer mit der Autobranche. Fast ein Drittel entfällt auf übrige Indus­trien: 20 Prozent gehen auf das Konto der Konsumelektronik und 10 Prozent auf das der Ausrüster verschiedener Kommunikationsbranchen.

Während die Erlöse aus dem Geschäft mit der Fahrzeugindustrie im vergangenen Jahr um ein Drittel gestiegen sind, ist der Umsatz mit Herstellern aus der Konsumelektronik um 25 Prozent gefallen. Vorstandschef Chery sagte, die Geschäfte mit Konsumelektronik würden sich kurzfristig kaum verbessern. Die Nachfrage seitens der Autohersteller aber sei weiterhin sehr stabil. In einem modernen Auto sind vom Fensterheber bis zum Motor mehr als tausend unterschiedliche Chips verbaut. STM ist einer der größten Lieferanten dieser Chips.

Texas Instruments muss Umsatzrückgang verkraften

Allerdings prognostiziert der Konzern für das erste Quartal dieses Jahres einen Rückgang. Während Analysten mit einem Umsatz von durchschnittlich 4,1 Milliarden Euro gerechnet hatten, sagt der Vorstand für die ersten drei Monate des Jahres nicht mehr als 3,6 Milliarden Euro voraus. Zuvor hatte schon der amerikanische Konkurrent Texas Instruments mit schlechten Zahlen aufgewartet. Er gab einen Umsatzrückgang für das zurückliegende Quartal von 13 Prozent auf 4 Milliarden Dollar bekannt. Das hatte den Kurs der Aktie der Amerikaner an den US-Börsen um mehr als 6 Prozent fallen lassen.

STM erlöste im vergangenen Jahr insgesamt 17,3 Milliarden Euro. Das waren 7,2 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Der Betriebsgewinn wurde mit 4,6 Milliarden Euro ausgewiesen, der Nettogewinn mit 4,2 Milliarden Euro. Im Jahr zuvor hatten noch 3,9 Milliarden Euro unter dem Strich der Gewinnrechnung gestanden. Der freie Mittelzufluss („free Cashflow“) stieg von 1,6 auf 1,8 Milliarden Euro. An der Börse wird das Unternehmen nach dem Kursrutsch vom Donnerstag derzeit mit rund 38 Milliarden Euro bewertet. Infineon schafft es auf etwa 45 Milliarden Euro; NXP auf 52 Milliarden Euro.

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