„Görlitz-ICE" steht wieder auf den Schienen: Jetzt braucht’s noch Köche fürs Bordrestaurant
Seit Jahren wird ein Vindobona-Zug restauriert. Zwar verzögert sich die Fertigstellung des DDR-Triebwagens. Aber die Zug-Enthusiasten denken schon an die ersten Fahrten.
Hier stand er noch in Dresden, der Görlitz-ICE. Inzwischen wird er in Halberstadt restauriert © René Meinig
Es geht zwar voran, aber kleinere Rückschläge bleiben nicht aus. Der “DDR-ICE” aus dem Waggonbau Görlitz steht zwar wieder auf seinen Rädern. Aber einsatzfähig ist er immer noch nicht. “Es fehlen Teile von Zulieferern aus Ungarn fürs Drehgestell”, sagt Gunnar Kloß von der SVT Görlitz gGmbH. Und ohne diese speziellen Gummiteile, die in Ungarn nachgefertigt werden, verzögert sich die Ausfahrt des Schnellverkehrstriebwagens der Deutschen Reichsbahn.
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Dabei sah es noch im März gut aus für den Vindobona, der 1963 auf der Leipziger Messe vorgestellt wurde. Immerhin steht er inzwischen auf eigenen Rädern. Aber noch ist sein Zuhause bei den Verkehrs-Industrie Systeme VIS Halberstadt. “Der komplette Zug steht derzeit dort”, sagt Gunnar Kloß. Auch die Arbeiten in Halberstadt gehen offenbar nicht ganz so schnell voran, wie es sich die Eisenbahnfreunde des gemeinnützigen Unternehmens wünschen. Immerhin: Die Frontschürzen sind fertig. “Der Zug wird wieder richtig schnittig”, sagt Gunnar Kloß.
Im dritten Quartal soll der Zug nun rollen
Eigentlich hätte der SVT, so war es ihr Ziel, bereits im April vergangenen Jahres wieder über die Schienen rollen sollen, 60 Jahre, nachdem er zum ersten Mal der Öffentlichkeit präsentiert wurde. Auch ein Jahr später klappte es nun nicht. “Wir hoffen jetzt auf das dritte Quartal dieses Jahres”, sagt Gunnar Kloß.
Optimistisch wie die Eisenbahnfans nun mal sind, haben sie auch schon an das künftige Personal gedacht – vor allem für die Bordküche. Für die ist ein Betreiber gefunden, ein Koch ebenfalls. Aber der wird nicht reichen “Ein bis vier weitere Köche könnten noch dazukommen”, sagt Gunnar Kloß. Denn schließlich soll der SVT in Zukunft wieder in Europa unterwegs sein, eventuell auch mehrere Tage lang. Für das Küchenpersonal bedeutet das dann entsprechende An- und Abreisen.
Hier war der Vindobona 1994 zu Gast in Görlitz. © Rolf Ullmann
Das Servicepersonal wiederum, so hofft die gGmbH, könnte aus den eigenen Reihen gestellt werden. “Es sei denn, ein Mieter des Zuges bringt es selbst mit”, sagt Gunnar Kloß. Aktuell wird gerade die Propangasanlage für die Küche auf den neuesten Stand gebracht. Zwei neue Herde sind bereits eingebaut, Wasserbehälter überarbeitet. Die Arbeiten am Küchentresen laufen. “Es ist nicht ganz einfach. Man muss aufpassen, dass man sich bei den Arbeiten nicht gegenseitig in die Quere kommt”, sagt Gunnar Kloß.
Köche werden für Europa-Einsatz gesucht
Der Vindobona war einst auf der Strecke Berlin-Prag-Wien unterwegs. 1994 machte er in seiner Heimat, in Görlitz, Station. Seine letzte Fahrt nach Prag erlebte der Zug im April 2003. In Berlin kümmerte sich zunächst eine Freizeitgruppe das historische Mobil. Später kam der SVT ins bayerische Lichtenfels ins Depot des DB-Museums.
2019 mietete die SVT Görlitz GmbH den Zug, brachte ihn nach Dresden. Im Mai 2022 ging es dann für die ersten beiden Fahrzeuge nach Halberstadt für die Stahlaufarbeitung. Das bedeutete zunächst Rost herunterschleifen, grundieren, lackieren. Mit Tempo 70 rollten die Wagen die 250 Kilometer nach Sachsen Anhalt.
Wie immer bei solchen Großprojekten geht es natürlich vor allem – neben Fachwissen, engagierten Leuten, die sich reinknien – ums Geld. Der Bund hatte bereits vier Millionen für das Vorhaben an Fördermitteln zugesagt, bei einer Förderquote von 80 Prozent. Das bedeutet, der Verein muss entsprechende Eigenmittel zusteuern. Die bekommt er zum größten Teil über Spenden.
Fahrt nach Görlitz geplant
Der Freistaat machte schon mal 300.000 Euro aus ehemaligen DDR-Parteigeldern locker. Ende vergangenen Jahres gab es noch einmal eine 50-Prozent-Förderung von 400.000 Euro. Insgesamt müssen die Eisenbahnfreunde 1,6 Millionen Euro an Eigenmitteln zusammenbekommen.
Bleibt natürlich die Frage: Wenn der Schnellverkehrstriebwagen denn irgendwann wirklich rollt, kommt er dann auch mal nach Görlitz oder fährt er auf seinen Wegen durch Europa an seiner Geburtsstadt immer nur vorbei? “Natürlich nicht”, sagt Gunnar Kloß. “Ein Besuch in Görlitz ist auf jeden Fall geplant!” Informationen zu dem gesamten Projekt, die Kontaktadresse gibt es hier.
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