Batteriehersteller: Sanierung greift zu kurz

batteriehersteller: sanierung greift zu kurz

Varta-Logo data-portal-copyright=

Bis 2026 wollte Varta auf „auf einen profitablen Wachstumskurs zurückzukehren“. Doch die Geschäfte laufen schlechter als gedacht.

Die Aktie des schwäbischen Batterieherstellers Varta ist am Freitag auf den tiefsten Stand seit dem Börsengang im Jahr 2017 abgestürzt. Die Titel verlieren in der Spitze mehr als 30 Prozent auf bis zu 9,39 Euro.

In einer Mitteilung vom Donnerstagabend hatte Varta erklärt, die erst vor gut einem Jahr mit den Banken und Mehrheitsaktionär Michael Tojner vereinbarte Sanierung greife zu kurz, um wie geplant bis Ende 2026 „auf einen profitablen Wachstumskurs zurückzukehren“. Das Geschäft sowohl mit kleinen Lithium-Ionen-Knopfzellen für Kopfhörer als auch das mit Energiespeichern für den aus Photovoltaik-Dächern produzierten Strom laufe schlechter als gedacht.

Die Abrufe der Lithium-Ionen-Batterien schwankten stark und die Nachfrage nach den Energiespeichern sei unerwartet eingebrochen, die Konkurrenz liefere billiger und die Händler säßen auf großen Lagerbeständen. Der Cyberangriff auf Varta im Februar, der die Produktion wochenlang lahmlegte, habe die finanzielle Lage noch verschärft.

Die Wirtschaftsprüfer der KPMG hatten Varta im vergangenen Jahr eine positive Fortführungsprognose bescheinigt, auf die die Banken ihre Finanzzusagen gestützt hatten. Die Sanierungspläne waren die Grundlage dafür, dass die Banken die Kredite bis Ende 2026 verlängert hatten. Bedingung dafür ist in der Regel, dass das Unternehmen bestimmte Finanzkennziffern einhält.

Das ist offenbar nicht mehr der Fall. Die Annahmen in dem Gutachten seien nicht mehr zu halten, erklärte Varta in der Mitteilung. Nun soll die Bonner AuxilPartner ein neues Sanierungsgutachten schreiben, das Mitte des Jahres fertiggestellt sein soll. Bis dahin hätten die Kreditgeber zugesagt stillzuhalten. Wie die Sanierungspläne angepasst werden müssten, lasse sich noch nicht sagen.

Zusätzlich habe Varta die Investmentbank Rothschild angeheuert, um „strategische Optionen in Bezug auf potenzielle Rekapitalisierungs- und Finanzierungsmaßnahmen auszuarbeiten“. Tojners MontanaTech hatte vor einem Jahr bereits 50 Millionen Euro frisches Kapital eingeschossen.

Varta hat 250 Millionen Euro Bankschulden und sich weitere 235 Millionen Euro über Schuldscheine geliehen. Das Unternehmen hat bisher keinen Jahresabschluss für 2023 vorgelegt, was Varta mit den Folgen des Cyberangriffs begründet hatte.

Die Varta-Aktie war lange ein Liebling der Privatanleger. Vor allem dass Varta die Mikrobatterien für Bluetooth-Kopfhörer des iPhone-Produzenten Apple liefert, sorgte für Kursphantasie.

Viele Experten wiesen aber auf den hohen Konkurrenzdruck hin. Auch wetteten Profianleger massiv auf fallende Kurse. Zumindest diese „Shortseller“ machten mit der Varta-Aktie Gewinn: Gegenüber dem Rekordhoch von 181,30 Euro aus dem Januar 2021 hat die Aktie fast 95 Prozent an Wert verloren. Im Mai droht der Ausschluss aus dem Kleinwerteindex SDax.

Erstpublikation: 12.04.2024, 02:25 Uhr.

News Related

OTHER NEWS

Ukraine-Update am Morgen - Verhandlungen mit Moskau wären „Kapitulationsmonolog" für Kiew

US-Präsident Joe Biden empfängt Wolodymyr Selenskyj im Weißen Haus. Evan Vucci/AP/dpa Die US-Regierung hält Verhandlungen zwischen der Ukraine und Russland zum jetzigen Zeitpunkt für „sinnlos”. Bei einem Unwetter in Odessa ... Read more »

Deutschland im Wettbewerb: Subventionen schaden dem Standort

Bundeskanzler Olaf Scholz am 15. November 2023 im Bundestag Als Amerikas Präsident Donald Trump im Jahr 2017 mit Handelsschranken und Subventionen den Wirtschaftskrieg gegen China begann, schrien die Europäer auf ... Read more »

«Godfather of British Blues»: John Mayall wird 90

John Mayall hat Musikgeschichte geschrieben. Man nennt ihn den «Godfather of British Blues». Seit den 1960er Jahren hat John Mayall den Blues geprägt wie nur wenige andere britische Musiker. In ... Read more »

Bund und Bahn: Einigung auf günstigeres Deutschlandticket für Studenten

Mit dem vergünstigten Deutschlandticket will Bundesverkehrsminister Wissing eine junge Kundengruppe dauerhaft an den ÖPNV binden. Bei der Fahrkarte für den Nah- und Regionalverkehr vereinbaren Bund und Länder eine Lösung für ... Read more »

Die Ukraine soll der Nato beitreten - nach dem Krieg

Die Ukraine soll nach dem Krieg Nato-Mitglied werden. Die Ukraine wird – Reformen vorausgesetzt – nach dem Krieg Mitglied der Nato werden. Das hat der Generalsekretär des Militärbündnisses, Jens Stoltenberg, ... Read more »

Präsidentin droht Anklage wegen Tod von Demonstranten

Lima. In Peru wurde eine staatsrechtlichen Beschwerde gegen Präsidentin Dina Boluarte eingeleitet. Sie wird für den Tod von mehreren regierungskritischen Demonstranten verantwortlich gemacht. Was der Politikerin jetzt droht. Perus Präsidentin ... Read more »

Novartis will nach Sandoz-Abspaltung stärker wachsen

ARCHIV: Das Logo des Schweizer Arzneimittelherstellers Novartis im Werk des Unternehmens in der Nordschweizer Stadt Stein, Schweiz, 23. Oktober 2017. REUTERS/Arnd Wiegmann Zürich (Reuters) – Der Schweizer Pharmakonzern Novartis will ... Read more »
Top List in the World