Der neue «Tatort» aus der Schweiz findet für einmal viel Applaus – aber nicht alle sind begeistert.
Die Ermittlerinnen Isabelle Grandjean (Anna Pieri Zuercher, links) und Tessa Ott (Carol Schuler) werden ins Affenhaus des Zürcher Zoos gerufen.
«Von Affen und Menschen», der neue Zürcher «Tatort», hat das TV-Publikum und die Filmkritik positiv überrascht. Nicht nur wir freuten uns über einen «Tatort» mit Stringenz und Witz und ohne aufgeplusterte Psychologismen, sondern auch das Ausland. Die Autoren, die 2020 die Ermittlerfiguren Isabelle Grandjean und Tessa Ott ins Leben gerufen haben, Lorenz Langenegger und Stefan Brunner, erhielten für «Von Affen und Menschen» im März bereits den «Sonderpreis Drehbuch» Fernsehkrimi-Festival in Wiesbaden.
Auch das Magazin «Der Spiegel» lobt «die Witzdichte in diesem erfrischend entpsychologisierten Fernsehkrimi». Fazit des Kritikers: «Nun gibt sich der zuvor so prätentiöse und verkrampfte Schweizer ‹Tatort› leger und setzt die ganze Energie darauf, die absurden Bewegungsabläufe möglichst lustig in Szene zu setzen.» Auch der deutsche «Merkur» jubelt, es handle sich um «eine veritable Krimifarce, die doch in jedem Moment immer auch für den für einen ‹Tatort› notwendigen Thrill sorgt. Schon das Personal ist gut gewählt.» Der Wiener «Standard» seinerseits hält die Episode für «wunderschön gefilmt» und einen «gut gemachten Krimi».
SWR 3 wiederum fasst zusammen: Die Darsteller seien grandios, dazu komme «der wirklich clevere Plot. Nicht platt, nicht vorhersehbar, sondern mit vielen Aha!-Momenten und sehr überraschend. Genauso wie die Tatsache, dass so viel Inhalt in anderthalb Stunden gepackt werden kann, ohne überladen zu wirken.» Die Rezensentin unterstreicht, selten «einen so frischen und modernen Krimi» gesehen zu haben. Auch das Wochenblatt «Die Zeit» hält den Fall für «die bislang beste Folge aus Zürich», die FAZ spricht von einem «starken ‹Tatort›».
Von «Quantensprung» bis «billiger Abklatsch von ‹Fargo›»
Ansatzweise kritisiert wird höchstens, dass es anfangs nicht ganz einfach sei, den verschiedenen Fäden der Story, der verschlungenen Handlung, zu folgen. Die «Schwäbische Zeitung» sieht es so: «Flottes Tempo, ein anstrengender Plot mit überraschendem Ende. Trotzdem ist alles fein durchdacht, schlau inszeniert und musikalisch perfekt begleitet. Nichts für schwache Nerven.»
Bei SWR vermutete die Kritikerin deshalb sehr richtig, dass die Leute diesen «Tatort» wohl entweder lieben oder hassen würden; sie selbst gehöre zu den Enthusiasmierten. Die Bewertungen auf den Nutzerportalen scheinen ihr recht zu geben.
Bei ARD kommentieren denn auch manche, wie gelungen und «überraschend gut» die neue Zürcher Folge sei, während andere die verschwendete Lebenszeit bedauern. Sie finden die Episode verwirrend oder «Quatsch» («Ich bin raus», heisst es etwa).
Die Zuschauerzahlen
Bei unserer nicht repräsentativen Umfrage vergaben über 60 Prozent vier oder fünf Sterne, während 11 Prozent nur 1 Stern setzten und sich in den Kommentaren über zu viele Tote, Realitätsferne oder das «nervöse Getue» der Kommissarinnen enervierten. «Schwach», «billiger Abklatsch von ‹Fargo›» und gar kein «Tatort», tadelten die einen, «ein Quantensprung» urteilten dagegen andere.
Dieser insgesamt abgefeierte «Tatort» hat in Zürich auch zahlentechnisch die Nase vorn: Mit 34,7 Prozent Marktanteil liegt er deutlich höher als «Blinder Fleck» vom September 2023 (allerdings unter der ersten Zürcher Folge im Herbst 2020: 36,7 Prozent), und die 450’000 Zuschauerinnen und Zuschauer sind im Vergleich zu den 390’000 der letzten Episode ein achtbarer Fortschritt. In Deutschland allerdings konnte die Folge die Werte von «Blinder Fleck» keineswegs erreichen: «Von Affen und Menschen» verzeichnete 7,39 Millionen Zuschauende («Blinder Fleck»: 8,31 Millionen) und einen Marktanteil von 27,5 Prozent («Blinder Fleck»: 30,1 Prozent).
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