„Something Rotten!“ im English Theatre: Ein Musical-Spektakel mit Shakespeare

„something rotten!“ im english theatre: ein musical-spektakel mit shakespeare

Welche Idee bringt den Erfolg? Nick(Greg Miller Burns, rechts) probt mit seiner Schauspieltruppe und Bruder Nigel (Sami Kedar, zweiter von links)

Es ist eine gute Tradition im English Theatre, dass vom Spätherbst über den Jahreswechsel bis ins Frühjahr hinein ein Musical auf dem Spielplan steht. Nach dem Publikumserfolg von „Sister Act“ im vergangenen Jahr ist es durchaus ein Wagnis, mit „Something Rotten!“ diesmal ein eher unbekanntes Musical in das Programm zu nehmen, das nach seiner Uraufführung am Broadway 2015 bisher nur in Schweden gespielt wurde. Doch der Mut wird belohnt, die Zuschauer bedanken sich nach etwas mehr als zwei Stunden Show plus Pause mit langanhaltendem Applaus.

„something rotten!“ im english theatre: ein musical-spektakel mit shakespeare

Matt Beveridge spielt William Shakespeare als Popstar im Lederoutift.

Schon das mitreißende „Welcome to the Renaissance“ zur Eröffnung zieht den Besucher hinein in die Welt von Nick und Nigel Bottom, die als Dichter und Autoren von Theaterstücken auf der Suche nach einem Erfolg sind. Das gestaltet sich im Jahr 1595 äußerst schwierig, zumal die Bottom-Brüder mit „The Bard“ in William Shakespeare einen Konkurrenten haben, der zum umjubelten Branchenprimus aufgestiegen ist. Während seine Tragödien und Komödien vom Publikum gefeiert werden, haben die Bottoms und ihre kleine Schauspieltruppe zunehmend Schwierigkeiten, überhaupt einen Sponsor für ihr nächstes Stück zu finden.

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„Something Rotten!“ ist auch eine Hommage an das Genre Musical.

Verzweiflung und Frust nehmen zu, bis Nick von einem Seher einen wichtigen Tipp erhält: Die Mischung aus Schauspiel, Tanz und Gesang soll die Zukunft des Theaters sein. Also beschließt Nick, das allererste Musical der Geschichte auf die Bühne zu bringen und seinen ewigen Rivalen William so zu übertrumpfen.

Persiflage und Hommage

„Something Rotten!“, um dessen Aufführungsrechte sich das Frankfurter Theater lange bemüht hat, persifliert das Genre Musical auf äußerst humorvolle Weise und ist zugleich Hommage an und exemplarischer Vertreter der Gattung: Eingängige Melodien wechseln sich in der Inszenierung von „Sister Act“-Regisseur Ewan Jones mit großen Tanznummern ab, eine Live-Band unter der Leitung von Mal Hall sorgt hinter der Bühne für das musikalische Setting, hinzukommen die prächtigen Kostüme, das detailreiche Bühnenbild (Set- und Kostümdesign: Stewart J. Charlesworth) und die pointierten Texte.

Es ist eine Freude, die zahlreichen Anspielungen auf bekannte Werke von „Cats“ über „Mary Poppins“ und „Les Misérables“ bis „Fiddler on the roof“ zu erkennen, dazu wimmelt es nur so vor Shakespeare-Zitaten, die in Gesang und Dialoge verwoben sind. Schon der Titel der Show ist eine Anspielung auf den berühmten Ausspruch „Something is rotten in the state of Denmark“ aus „Hamlet“. Überhaupt nimmt Shakespeares Tragödie um den dänischen Prinzen eine entscheidende Rolle in dem Musical ein, die zu zahlreichen Lachern und als Eier verkleideten Tänzern führt. Das mag verrückt klingen, macht in der Handlung aber absolut Sinn und beim Zusehen großen Spaß.

Auch dank des Ensembles aus 14 Schauspielern, die mit viel Freude agieren und singen. Greg Miller Burns (Nick) und Sami Kedar (Nigel) ergänzen sich als ungleiches Brüderpaar, das beinahe den gemeinsamen Traum vom Erfolg verliert. Matt Beveridge spielt Shakespeare als einen Mann, der „hotter is than hot“, wunderbar mit einer Mischung aus Arroganz und Selbstbewusstsein, Humor und Schlagfertigkeit. Er tritt wie ein Popstar auf – samt Groupies, die sich auf seiner Backstage-Party tummeln – und hadert in „It’s hard to be The Bard“ nicht ganz ernst gemeint mit seinem vermeintlich schweren Schicksal als Superstar. Das durchweg überzeugende Ensemble ist bis in die Nebenrollen stark besetzt. Sei es Rachael Archer als Bea, die patente Ehefrau von Nick, Briana Kelly als Nigels Angebetete Portia oder Tom Watson als Nostradamus, der sich in seiner grandiosen Nummer „Musicals“ beinahe im Alleingang durch die Geschichte des Genres singt und tanzt.

Länge der Spielzeit unklar

Bis zum 31. März soll die mitreißende Show der Autoren John O’Farell, Wayne und Karey Kirkpatrick im English Theatre gezeigt werden, doch ob das Ensemble in vier Monaten noch auf der Bühne im Gallileo-Hochhaus spielen wird, ist aufgrund der unklaren Zukunft des Theaters fraglich. Auch wenn sich zuletzt die Signale mehrten, dass die Stadt Frankfurt eine Einigung mit dem bisherigen Vermieter Commerzbank und dem neuen Eigentümer Capitaland erzielen wird, die dem Theater den Verbleib sichert – offiziell entschieden ist noch nichts. Zum 31. Januar soll die Commerzbank als aktueller Hauptmieter das komplette Gebäude an den Eigner übergeben, inklusive der Räume, die das Theater als Spielstätte nutzt. Geplant ist dann eine mehrmonatige Renovierungsphase des Hochhauses, wie Capitaland mitteilte. Intendant Daniel Nicolai hofft auf eine zeitnahe Einigung und die Chance, das Musical wie geplant zu Ende spielen zu können. Eine Verkürzung der Spielzeit um acht Wochen wäre auch mit erheblichen finanziellen Einbußen durch wegfallende Ticketeinnahmen verbunden, die Nicolai auf „gut eine halbe Million Euro“ schätzt.

■ Something Rotten English Theatre Frankfurt, Gallusanlage 7, weitere Termine bis 31. März, dienstags bis samstags von 19.30 Uhr an, sonntags von 18 Uhr an

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