Hamburger Schulsenator Ties Rabe tritt aus gesundheitlichen Gründen zurück

Ties Rabe (SPD) im Juli 2023

Es war ein Paukenschlag nicht nur für Hamburg, sondern auch für die Kultusministerkonferenz: Hamburgs Schulsenator Ties Rabe (SPD) ist am Montag aus gesundheitlichen Gründen überraschend zurückgetreten. Er ist nicht lebensbedrohlich erkrankt, aber zu erschöpft und infektanfällig, um seine Arbeit fortzusetzen. Seine Nachfolgerin soll die 45 Jahre alte Berufsschullehrerin und bisherige Fraktionsvorsitzende Ksenija Bekeris (SPD) werden.

Rabe ist Lehrer für Deutsch, Religion und Geschichte, war der dienstälteste der Kultusminister und hatte sein Amt 13 Jahre lang inne. Zum Ende der Legislaturperiode im Jahr 2025 (in Hamburg wird im Februar 2025 gewählt) wäre Rabe ohnehin in den Ruhestand getreten. Nun geht es ihm darum, einen möglichst lückenlosen Übergang zu organisieren und der neuen Bildungssenatorin eine gute Einarbeitungsphase zu ermöglichen. Denn noch ist Rabes erfahrener Staatsrat Rainer Schulz im Amt.

Rabe hat seine Ziele strategisch und mit langem Atem, auch gegen den Widerstand aus der Lehrerschaft, aus den Gewerkschaften und den Verbänden verfolgt. Mit dem Institut für Bildungsmonitoring und Qualitätsentwicklung Hamburg hat er dafür gesorgt, dass Hamburgs Leistungsergebnisse sich verbesserten. Beim Bildungstrend des Instituts zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) des Jahres 2011 standen die Neuntklässler aus Hamburg noch im letzten Drittel der Rangliste, in manchen Fähigkeiten erreichen sie inzwischen vordere Plätze und konkurrieren mit Sachsen und Bayern.

Flächendeckende Ganztagsbetreuung

Rabe hat in Hamburg die flächendeckende Ganztagsbetreuung ausgebaut (99 Prozent der Grundschulen sind Ganztagsschulen), den Schulbau vorangetrieben und eine Mittelzuweisung nach Sozialindex eingeführt, so dass Schulen in Brennpunkten deutlich mehr Geld und Lehrkräfte erhalten.

Die Ergebnisse der regelmäßigen Schulinspektionen in Hamburg sind öffentlich und werden von den Schulen geschätzt, weil sie Entwicklungsmöglichkeiten zeigen. Die Inklusion an Regelschulen ist in seiner Amtszeit erheblich ausgeweitet, aber auch kritisiert worden. Als bundesweit vorbildlich gilt das verbindliche „Vorstellungsverfahren der Viereinhalbjährigen“, bei dem der Sprachstand festgestellt wird. Offenbaren sich Defizite, muss das Kind eine Förderung besuchen.

In der Kultusministerkonferenz (KMK) hat Rabe die sozialdemokratisch regierten Länder zusammengehalten. Gemeinsam mit dem Koordinator der unionsregierten Länder, Hessens ehemaligem Kultusminister Alexander Lorz (CDU), der nun hessischer Finanzminister wird, hat er sich für mehr Vergleichbarkeit und Qualität im System eingesetzt. Bildungssenatorinnen aus Berlin und Bremen, die gerade erreichte Einigungen durch Ausweichmanöver zu unterlaufen suchten, konnte er überraschend deutlich die Meinung geigen. Rabe genießt parteiübergreifend großen Respekt.