Gesetzentwurf: Lauterbach legt neuen Plan zur Organspende vor

gesetzentwurf: lauterbach legt neuen plan zur organspende vor

Eine Transplantation mit einer Nierenlebendspende in Bremen

In Deutschland gibt es nicht genügend Organspender, jeden Tag sterben im Schnitt drei Menschen. Das soll sich ändern. Dem stern liegt ein Gesetzentwurf von Gesundheitsminister Lauterbach vor, der Nierenspenden massiv erleichtern würde.

Die Tochter von Susanne Reitmaier war elf Jahre alt, als ihre Nieren versagten. Um das Kind vor Jahren der Dialyse und einem frühen Tod zu retten, spendete ihr Vater seine Niere. Als Jahre später auch diese nicht mehr arbeitete, bot sich eine Tante für eine zweite Lebendspende an. Doch die Gewebemerkmale stimmten nicht überein: Der Körper von Simone Reitmaier hätte das Organ der Tante wieder abgestoßen. Die Lage schien aussichtslos.

Aber Susanne Reitmaier ist eine Kämpferin. Die Mutter organisierte selbst einen “Ringtausch” nach Spanien, auch “Cross-Over-Spende” genannt. Dabei werden zwei oder mehr Paare zusammengebracht, von denen jeweils ein Teil spendebereit ist und der andere eine Spende benötigt, aber die sich nicht untereinander spenden können. Im Fall der Reitmaiers waren sogar drei Paare involviert. Die Niere der Tante wurden einem Kranken in Valencia gespendet, von dort aus ging eine Niere an einen Betroffenen in Madrid, von wo aus wiederum Tochter Simone ein neues Organ bekam.

Zurück in Deutschland wollte Susanne Reitmaier für dieses Verfahren auch hierzulande werben. Doch sie stieß auf taube Ohren, selbst bei Betroffenengruppen. Denn was in Ländern wie Spanien schon länger üblich ist, war in Deutschland bislang nicht gestattet. Das Transplantationsgesetz gestattet eine “Über-Kreuz-Spende” nur, wenn zwischen spendebereiten Paaren eine “besondere persönliche Verbundenheit” vorhanden ist.

In der Praxis führte das dazu, dass solche Spenden zwar gelegentlich zustande kamen, aber unter erschwerten Bedingungen. Die jeweiligen Paare mussten erst eine Beziehung aufbauen, bevor eine Transplantation möglich wurde. Gerade für Schwerstnierenkranke, die dreimal wöchentlich ihr Blut stundenlang per Dialyse reinigen lassen müssen, war das eine hohe Hürde.

Spender erhalten eine “Vertrauensperson”

Diese soll nun endgültig beseitigt werden. Nach Informationen des stern plant Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) eine Veränderung des Transplantationgesetzes, die die Überkreuzspende erleichten soll.

Aus einem Referentenentwurf, der dem stern vorliegt, geht hervor, dass künftig auch ohne besonderes Näheverhältnis über Kreuz gespendet werden kann. Lediglich die betroffenen Spenderpaare müssen weiter jeweils einander nahe stehen, etwa durch eine Ehe oder andere enge Verwandtschaftsbeziehung. Kann wegen Inkompatibilität nicht direkt gespendet werden, wird die Niere anonym an ein anderes passendes Spenderpaar vermittelt. Die Organisation übernimmt hierbei das Transplantationszentrum. Mit der Anonymität soll verhindert werden, dass Geld für ein Organ gezahlt wird.

Weitere wichtige Veränderungen:

  • Grundsätzlich sollen künftig auch so genannte anonyme, nicht gerichtete Nierenspenden gestattet sein. Theoretisch könnte also auch jeder Mensch selbstlos eine Niere spenden – ohne Einfluss darauf zu haben, wer sie bekommt. Klingt unrealistisch? In den USA gibt es diese Möglichkeit schon lange. Teilweise wird sogar öffentlich dazu aufgerufen. 
  • Die bisherige Regelung, dass eine Lebendspende nur dann möglich ist, wenn nicht das Organ eines Toten zur Verfügung steht, wird gestrichen. 
  • Der Spenderschutz wird gestärkt. Spender sollen künftig eine unabhängige “Vertrauensperson” an die Seite gestellt bekommen, die sie während des gesamten Prozesses begleitet.

Läuft alles nach Plan, könnte die Regelung Anfang 2025 in Kraft treten. Der Bundestag muss noch zustimmen. In praktisch allen Parteien gibt es Befürworter der Neuregelung.

“Es holt Menschen von der Warteliste des Leids”

Experten schätzen, dass die Neuregelung rund 100 Lebendspenden von Nieren mehr pro Jahr bringen könnte. Das mag auf den ersten Blick nicht viel klingen. In Anbetracht der Tatsache, dass derzeit rund 600 Nieren von lebenden Spendern transplantiert werden, wäre eine Steigerung auf 700 aber eine beträchtliche Zahl.

Professor Klemens Budde ist Leiter des Nierentransplantationszentrums an der Charité Berlin. Er hält die neue Regelung für überfällig: “Jeder Schritt zu mehr Spenden hilft, Menschen von der Dialyse zu befreien und von der Warteliste des Leids zu holen.” Allerdings dürfe man sich keine Illusionen machen, warnt Budde: “Den grundsätzlichen Mangel an Spenderorganen wird es nur unwesentlich verbessern.”

Der Nephrologe sieht in der Neuregelung der Überkreuz-Spende daher auch nur eine von mehreren sinnvollen Maßnahmen. Wie andere Transplantationsmediziner plädiert er darüber hinaus dafür, in Deutschland auch Organspenden nach einem Herzkreislauftod zuzulassen. Im Gegensatz zu anderen Ländern wie Spanien dürfen in Deutschland nach einem festgestellten Hirntod nur dann Organe entnommen werden, wenn das Herz noch schlägt. Ist der Kreislauf nicht mehr intakt, darf kein Organ transplantiert werden. Dieses Verbot halten viele Experten für falsch.

“Das reicht nicht aus”

Auch Frank Friedersdorff, Vorsitzender des Arbeitskreises Nierentransplantation und Professor für Urologie am Königin-Elisabeth-Krankenhaus Herzberge und an der Charité in Berlin, begrüßt die Neuregelung. “Durch die Einführung einer Vertrauensperson wird der Schutz der Spender gestärkt”, sagt er. “Die Erweiterung des Spendenkreises durch Abschaffung des Näheverhältnisses wird zudem Lebendspenden einfacher und sicherer machen. Werden heute noch häufig sogenannte ‘blutgruppeninkompatible’ Lebendspenden durchgeführt, kann durch die Überkreuzspende dies zukünftig minimiert werden.”

Der Hintergrund: Durch die bisherigen strikten Auflagen für Lebendspenden wird oft auch dann transplantiert, wenn die Blutgruppen von Spender und Empfänger nicht kompatibel sind. Dies ist ein sehr aufwendiges und kostspieliges Verfahren, da das Immunsystem des Empfängers hochspezifisch “ausgeschaltet” werden muss.

Aber auch Friedersdorff sagt über die Neuregelung: “Um den Organmangel zu beheben, reicht dies nicht aus.”

Wie sehr eine Organspende das Leben verändert, weiß niemand besser als die Tochter von Susanne Reitmaier. Sie ist inzwischen 40, bei guter Gesundheit und hat nach der Spende etwas tun können, was ihr als Dialysepatientin verwehrt geblieben wäre: Sie ist Mutter geworden. Ihre Tochter ist inzwischen vier Jahre alt.

Susanne Reitmaier hat nach der erfolgreichen Transplantation bei ihrer Tochter einen Verein gegründet (“Gegen den Tod auf der Warteliste”), der sich für mehr Organspenden einsetzt. Und sie hat eine Liste angelegt, in die sich Anwärter für eine “Cross-Over-Spende” aufnehmen lassen können. 60 Menschen stehen derzeit darauf. Nach der Aufnahme prüft eine Mathematikerin, ob mit einem anderen Betroffenen ein “Match” vorliegt, also Blutgruppe und Gewebemerkmale passen. War dies der Fall, lud Reitmaier in der Vergangenheit beide Paare zu sich nach Wolfsburg ein, um das bislang notwendige Näheverhältnis herzustellen.

Drei Paaren hat Reitmaier so schon zu einer neuen Niere verhelfen können, sechs weitere hat sie ins Ausland vermittelt. Das ist rechtlich bei einer Überkreuzspende möglich, aber kostspielig. In Spanien liegt der Eigentanteil bei 100.000 Euro und mehr, in der Türkei immer noch bei 20.000 Euro.

“Ich freue mich riesig”, sagt Reitmaier über die Nachricht, dass künftig die Überkreuzspende auch in Deutschland leichter möglich wird: “Dafür habe ich sieben Jahre gekämpft.”

Ganz vorbei ist der Kampf für sie damit nicht. Sie will sich mit ihrem Verein weiter dafür einsetzen, dass die Widerspruchslösung noch einmal auf die politische Agenda kommt. Diese sieht vor, dass jeder Bundesbürger theoretisch Organspender ist, wenn er oder sie nicht aktiv widerspricht. Auch diese Regelung ist in anderen Ländern wie Österreich und Spanien schon lange Standard. In Deutschland hatte Anfang 2020 der Bundestag gegen die Einführung der Regelung gestimmt.

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