Gesamter UPD-Verwaltungsrat tritt ab
Weil die Präsidentin gehen muss, schmeissen auch die übrigen Verwaltungsräte den Bettel hin. Bei den Universitären Psychiatrischen Diensten ist Feuer im Dach.
Muss gehen: UPD-Präsidentin Patricia Kellerhals.
Alarmstufe rot in der Berner Psychiatrie: Den Universitären Psychiatrischen Diensten (UPD) fehlt es nicht nur an Geld und Fachkräften – sondern jetzt auch an einer strategischen Führung.
Der gesamte Verwaltungsrat verlässt das Unternehmen, wie der Kanton Bern als Besitzer am Dienstagmorgen mitteilte. Wie Recherchen zeigen, geht dem Eklat offenbar ein Streit zwischen der UPD-Führung und der Gesundheitsdirektion (GSI) unter SVP-Gesundheitsdirektor Pierre Alain Schnegg voraus.
Zwei unabhängige Quellen bestätigen jedenfalls, dass zumindest der Abgang von Verwaltungsratspräsidentin Patricia Kellerhals nicht freiwillig erfolgt. Ihr hat Schnegg demnach das Vertrauen entzogen. Die übrigen Verwaltungsratsmitglieder treten offenbar aus Solidarität zurück.
Der Verwaltungsrat, der vom Regierungsrat gewählt wird, besteht derzeit aus sechs Personen. Vizepräsidentin Sibylle Schürch hat das Gremium bereits im Januar verlassen.
Auf Anfrage will sich Gundekar Giebel, der Sprecher der Gesundheitsdirektion, nicht zum Abgang von Kellerhals äussern. In einer Mitteilung schreibt die GSI lediglich, dass sie vom Entscheid des Gesamtverwaltungsrats Kenntnis genommen habe. Auf ihren Vorschlag hin habe der Regierungsrat Christoph Egger als künftigen Verwaltungsratspräsidenten designiert. Die Wahl wird an der Generalversammlung im Juni erfolgen.
Christoph Egger soll neuer Verwaltungsratspräsident der UPD werden.
Egger war während der Corona-Pandemie für die Gesundheitsdirektion tätig und leitete anschliessend den kantonalen Sonderstab Ukraine. Vorher war er Direktor der Klinik Beau-Site in Bern sowie stellvertretender CEO und ärztlicher Direktor des Kantonsspitals Aarau.
Patricia Kellerhals war seit knapp drei Jahren Mitglied des UPD-Verwaltungsrates. Vor zwei Jahren übernahm die Ärztin mit MBA-Abschluss das Präsidium. Sie wolle die Stabilisierung der UPD vorantreiben, gerade auch im Bereich der Finanzen, sagte sie vor Amtsantritt.
Die Gesundheitsdirektion hat die UPD schon seit einiger Zeit im Fokus. Dass die Zusammenarbeit nicht reibungslos verlief, zeigte sich zuletzt bei Diskussionen um die Finanzen und um die geplante Fusion mit dem Psychiatriezentrum Münsingen.
Finanzen: Ampel steht auf rot
Für wie gravierend der Kanton die finanzielle Lage der UPD einschätzt, hat er in einem Reporting deutlich gemacht. Dort schaltete die Gesundheitsdirektion für das Unternehmen die Ampel von gelb auf rot. Es ist das Zeichen dafür, dass der Kanton die Zukunft des Unternehmens in Frage stellt.
Bereits letzten Herbst haben die UPD beim Kanton einen Antrag auf Liquiditätssicherung gestellt. Mit der Bekanntgabe von Sparmassnahmen hat das Unternehmen Anfang Jahr einerseits bei Personal und Bevölkerung heftigen Widerstand ausgelöst und andererseits eine Debatte zwischen ihm und dem Kanton zur Schuldfrage losgetreten.
Inzwischen hat der Regierungsrat einen Rettungsschirm vorbereitet, damit er im Notfall mit Darlehen zu Hilfe eilen kann. Er gehe davon aus, dass die UPD davon Gebrauch machen müssten, sagte Gesundheitsdirektor Pierre Alain Schnegg letzte Woche.
Von der finanziellen Situation aufgeschreckt hat sich auch die Geschäftsprüfungskommission des Grossen Rates eingeschaltet und eine vertiefte Prüfung angekündigt.
Fusion: Kanton verlangt mehr Informationen
Auch bei der geplanten Fusion mit dem Psychiatriezentrum Münsingen läuft nicht alles rund. So hätte die Kantonsregierung vor wenigen Monaten über das Zusammengehen der beiden Unternehmen befinden sollen, doch sie schickte den Fusionsantrag an die Absender zurück.
Vor gut einem Jahr gaben die Spitzen der Universitären psychiatrischen Dienste Bern und des Psychiatriezentrums Münsingen ihre Fusionsabsichten bekannt.
Offenbar vermisste der Regierungsrat grundlegende Informationen darüber, wie die Fusion ablaufen soll. Zudem fehlte ihm ein «valider Businessplan». Man sei nun daran, mit den Psychiatrien und dem Beratungsbüro KPMG ein Gesamtbild zu erarbeiten, so Schnegg.
Erst wenn die fehlenden Informationen nachgereicht sind, will der Regierungsrat entscheiden. Und bei der Neubesetzung der freiwerdenden Sitze im Verwaltungsrat der UPD beabsichtigt die Gesundheitsdirektion, die geplante Fusion zu «berücksichtigen und Synergien herzustellen».
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