Gazproms Milliardenverluste erschüttern Russlands Wirtschaft – Putins Gasgeschäft wird sich nicht erholen
Wirkung der Sanktionen
Gazproms Milliardenverluste erschüttern Russlands Wirtschaft – Putins Gasgeschäft wird sich nicht erholen
Die Einnahmen aus Putins Gasgeschäften schwinden. Gazprom, einst zuverlässig profitabel, rutscht in die Verlustzone.
Moskau – Es sieht düster aus für die russische Wirtschaft. Eine ihrer Haupteinnahmequellen, das Gasgeschäft, droht zu erodieren. Die Kriegsführung in der Ukraine und die westlichen Sanktionen haben die Einnahmen von Präsident Wladimir Putin, der auf die Gasgeschäfte als unverzichtbare Geldquelle für seine Kriegskasse angewiesen ist, erheblich beeinträchtigt. Der Energieriese Gazprom verzeichnet zum ersten Mal seit 1999 keine Gewinne und schreibt stattdessen tiefrote Zahlen, was verheerende Auswirkungen auf Moskau hat.
Gazprom erleidet Verluste in Milliardenhöhe: Dämpfer für Russlands Wirtschaft
Die russische Wirtschaft erleidet Verluste, da Putins Energieriese in Milliardenverluste rutscht. Im zweiten Jahr des Angriffskriegs gegen die Ukraine hat Gazprom einen Nettoverlust von etwa 629 Milliarden Rubel (umgerechnet 6,4 Milliarden Euro) erlitten. Dies ist laut übereinstimmenden russischen Medienberichten der erste Nettoverlust, den Gazprom seit 1999 verzeichnet hat. Der massive Einbruch ist auf die geringen Gasliefermengen nach Europa zurückzuführen.
Im Sommer 2022 stellte Moskau die Lieferungen weitgehend ein, um gegen die westlichen Sanktionen zu protestieren. Obwohl laut Handelsblatt nur ein Drittel des Gazprom-Gases nach Europa ging, erzielte der Konzern mit dieser Menge zwei Drittel seines Gewinns. Darüber hinaus haben europäische Länder bei der Suche nach alternativen Gasquellen mehr Erfolg: Der Anteil Russlands an den europäischen Gasimporten sank laut EU-Daten von 40 Prozent im Jahr 2021 auf acht Prozent im Jahr 2023, berichtet die Financial Times.
Russlands Wirtschaft durch fehlendes Gasgeschäft langfristig beschädigt
Der Einbruch im Gasgeschäft hat die Einnahmen der russischen Wirtschaft geschmälert. Experten glauben, dass es der russischen Wirtschaft langfristig nicht gelingen wird, das Niveau von Putins Gasgeschäften vor dem Ukraine-Krieg wiederherzustellen. Gazprom ist laut der Wochenzeitung The Economist nicht in der Lage, Gewinne zu erzielen. Im Jahr 2021 exportierte Gazprom noch über 174 Milliarden Kubikmeter Erdgas in europäische Länder. 2023 beliefen sich die Erdgaslieferungen von Gazprom nach Europa jedoch nur noch auf 28,3 Milliarden Kubikmeter, wie Berechnungen der Nachrichtenagentur Reuters zeigen (Stand Januar 2024). Andrey Klepach, Chefökonom des staatlichen russischen Kreditinstituts Wneschekonombank (VEB), hält es für unrealistisch, die verlorenen Exportmengen in den nächsten zehn Jahren wiederherzustellen.
Um die gesunkenen Gasexporte auszugleichen, hat die russische Wirtschaft laut The Economist zwei Optionen: einen massiven Ausbau der Gas-Pipelines oder eine Steigerung der LNG-Exporte. Letzteres wäre jedoch ein sehr ehrgeiziges Unterfangen.
LNG für Putin neue Einnahmequelle – EU denkt über neue Sanktionen nach
LNG ist laut dem ARD-Politikmagazin Monitor für den Kreml fast genauso wichtig wie die verbliebenen Einnahmen aus den Pipeline-Lieferungen. Fachleute schätzen das Volumen der nach und über Europa transportierten LNG-Mengen derzeit auf etwa zwölf Milliarden Euro pro Jahr. Putin plant, dieses Geschäft in den nächsten Jahren zu verdreifachen.
Wladimir Putin während seiner Rede bei einer Gedenkveranstaltung an den Kampf gegen Nazi-Deutschland.
Es ist jedoch unklar, ob Putin der Ausbau seiner Gasgeschäfte gelingen wird. Putins LNG-2-Projekt gerät aufgrund der Sanktionen ins Stocken und Nowatek, Russlands größter Produzent von Flüssigerdgas (LNG), musste die Produktion für das Projekt Arctic LNG 2 vorerst einstellen. Darüber hinaus werden Forderungen nach Sanktionen gegen russisches LNG, unter anderem von Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne), immer lauter. Dies könnte die LNG-Geschäfte für Putin erneut erheblich einschränken.
Die Aussichten für die russische Wirtschaft sind bei weiter sinkenden Gasexporten düster. Russland ist einer der größten Gasexporteure der Welt, und Putin ist zweifellos wirtschaftlich auf Gewinne aus dem Handel mit russischem Gas und LNG angewiesen.