Garrick Club: Nach 200 Jahren - Frauen dürfen erstmals Mitglied werden
Seit seiner Gründung vor knapp 200 Jahren war es Frauen verboten, Mitglied zu werden: Nun hat der renommierte Garrick Club in London seine Regeln geändert. Vorausgegangen war ein Streit und die Veröffentlichung der Mitgliederliste.
Garrick Club: Nach 200 Jahren – Frauen dürfen erstmals Mitglied werden
König Charles ist dabei. Dutzende Mitglieder des Oberhauses, Abgeordnete. Die Schauspieler Benedict Cumberbatch und Stephen Fry gehören dazu. Die Musiker Mark Knopfler und Sting ebenfalls. Zudem viele prominente britische Richter, Anwälte, Rechtsberater und hohe Beamte. Es geht um den renommierten Garrick Club in London. Bis jetzt erhielten nur Männer eine Mitgliedschaft zu dem elitären Klub. Doch nun sind auch Frauen zugelassen, wie »The Guardian« berichtet.
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Am Dienstag stimmten die Mitglieder für die Aufhebung der seit 193 Jahren geltenden Regel, nur Männer zuzulassen. Knapp 60 Prozent stimmten dafür, Frauen aufzunehmen. Zwei Stunden lang hatten die Mitglieder zuvor debattiert. Der Schauspieler Stephen Fry und der Journalist James Naughtie gehörten zu denjenigen, die sich in kurzen Reden für die Aufnahme von Frauen aussprachen. Hunderte Garrick-Mitglieder hatten sich am späten Nachmittag versammelt, um ihre Stimme abzugeben. Viele von ihnen hofften wohl, dass mit der Abstimmung endlich Ruhe einkehren würde.
Vorausgegangen waren wochenlange Auseinandersetzungen über die Frage, ob die bisherige Praxis noch in die Zeit passt. Zuletzt hatten 200 Mitglieder dem Vorsitzenden des Klubs in Briefen gedroht, auszutreten, wenn sich der Garrick Club weiterhin weigere, Frauen aufzunehmen. Die öffentliche Auseinandersetzung habe sie in eine unangenehme Position gebracht und gefährde ihre Beziehungen zu Kolleginnen. Auch der »Guardian« trug zur Unruhe bei, als er eine Liste der 60 einflussreichsten Mitglieder veröffentlichte. Aus dieser streng gehüteten Mitgliederliste ging hervor, dass der Klub nach wie vor ein Bollwerk des immer noch von Männern dominierten britischen Establishments ist.
Der Chef des britischen Auslandsgeheimdienstes MI6 Richard Moore und der ranghöchste politische Berater von Premierminister Rishi Sunak, Kabinettssekretär Simon Case, standen ebenfalls auf der Liste. Sie hatten sich immer wieder für eine diverse Belegschaft ausgesprochen. Nachdem bekannt wurde, dass sie auf der Liste standen, traten sie aus dem Herrenklub aus. Moore hatte in einem ersten Rundschreiben eingeräumt, seine Mitgliedschaft im Garrick Club beschädige den Ruf des Geheimdienstes und untergrabe die Bemühungen, mehr Frauen für den MI6 anzuwerben.
Ebenso vier Richter, weil die Medien die hohe Anzahl hochrangiger Juristen in dem Klub kritisiert hatten.
Frauen aus der Kunstbranche hatten in den vergangenen Wochen auch ihre Frustration darüber zum Ausdruck gebracht, dass viele ihrer Kollegen Mitglieder eines Klubs sind, wie »The Guardian« weiter berichtet. Jude Kelly, Theaterregisseurin und Gründerin der Women of the World Foundation, beschrieb, dass sie sich »gedemütigt« gefühlt habe, als sie zu Theaterveranstaltungen in den Klub eingeladen worden sei, weil sie nur als Begleiterin eines Mitglieds Zutritt erhalten habe. »Diese Klubs wurden als Orte für Menschen geschaffen, die übergeordnete Privilegien haben. Das ist nicht dasselbe wie ein Picknick nur für Mädchen oder ein Cricketclub nur für Jungen. Dies ist ein Ort, der die männliche Macht aufrechterhält.«
Die männlichen Mitglieder, die sich für die Aufnahme von Frauen ausgesprochen haben, haben bereits eine Liste mit sieben Frauen aufgestellt, die sie für die Mitgliedschaft vorschlagen.
Darunter ist unter anderem die Altphilologin Mary Beard, die ehemalige Innenministerin Amber Rudd und die Nachrichten-Moderatorin Cathy Newman.
Das Aufnahmeverfahren des Klubs ist kompliziert und langwierig. So müssen die Namen in ein rotes, in Leder gebundenes Buch eingetragen und zwei Seiten mit Unterschriften versehen werden, bevor die potenziellen Mitglieder zu einem Abendessen in den Klub eingeladen werden und ihre Mitgliedschaft von den Ausschussmitgliedern erörtert wird.