Gardasee: 500 Euro Strafe für müllsammelnden Pensionisten
Gardasee: 500 Euro Strafe für müllsammelnden Pensionisten
„Mir fehlen die Worte, um auszudrücken, was ich fühle. In 30 Jahren habe ich Tonnen an Zeug gesammelt, jetzt soll ich wegen eines Stücks Plastik 500 Euro Strafe zahlen“. Enzo Fattori versteht die Welt nicht mehr. Der Pensionist lebt in Desenzano im Süden des Gardasees und ist dort unter dem Spitznamen „Racmen“ – abgeleitet vom italienischen raccogliere, zu Deutsch einsammeln – für seinen jahrzehntelangen Kampf gegen die Vermüllung des Gewässers bekannt. Immer wieder bekommt er auch Unterstützung von anderen Freiwilligen. Doch ihre Arbeit war bei den kommunalen Behörden nicht unumstritten. Immer wieder tauchten aus dem größten See Italiens Überbleibsel aus den beiden Weltkriegen auf – darunter scharfe Munition und Granaten. Besonders viele noch gefährliche Kriegsrelikte wurden bei der kürzlichen Sanierung des alten Hafens von Desenzano gefunden – und so ist es seit dem 25. Januar dort untersagt, angespülten Müll aufzusammeln.
Das hielt Fattori aber nicht davon ab, weiter seiner Arbeit nachzugehen. Mitte April fand er einen alten Kotflügel, sammelte diesen auf und lief damit einem Polizisten in die Arme. Der zeigte ihn an – es folgte ein Bußgeld in der Höhe von 500 Euro. Das sorgte nicht nur bei Fattori, sondern auch bei vielen seiner Unterstützern für Unmut. Die lokale Bevölkerung organisierte sogleich eine Sammelaktion, um die Strafe begleichen zu können. Die Geschichte schlug bald Wellen in ganz Italien und darüber hinaus.
Im Gespräch mit Journalisten machte Fattori seinem Ärger Luft: „Nicht nur Plastik, Windeln, Kondome, Binden, Rasierklingen, alles ist in unserem See. Wenn ich das nicht weiterhin getan hätte, hätten wir einen sehr schlechten See. Ich habe nie einen Cent für irgendetwas erhalten, was ich getan habe.“ Er traue sich zudem sehr wohl zu, ein Stück Plastik von einer Weltkriegsgranate unterscheiden zu können.
Der Bürgermeister von Desenzano, Guido Mal Winter, betont weiterhin, dass die Verordnung ernst gemeint sei und der Sicherheit der Bürger diene.