Fresenius-Chef Sen: „Schlanker, fitter, schneller“
Von ehemals vier operativen Hauptgeschäftsfeldern sind nur zwei übrig geblieben
Wer in diesen Tagen mit Fresenius-Chef Michael Sen spricht, erlebt einen Menschen, der mit sich selbst im Reinen ist, weil er sich mitten in der Erfolgsspur sieht. Der Vorstandsvorsitzende des im Dax vertretenen Medizin- und Klinikkonzerns hat seit seinem Start im Oktober 2022 das Bad Homburger Unternehmen in großem Stil umgekrempelt. „Schlanker, fitter und schneller“ sei man geworden, sagt der Manager aus dem Revolutionsjahrgang 1968 – und wählt einen Vergleich aus dem eigenen Umfeld. „In der Intensivstation“ habe Fresenius gelegen, als er übernommen habe. Und jetzt? „Der Kahn, er läuft.“
Vor allem deswegen, weil sich Sen von allem getrennt hat, was nach seiner Ansicht das Vorankommen bremste. Der „neue“ Fresenius-Konzern ist mit dem „alten“ nur noch eingeschränkt vergleichbar. Von den einst vier operativen Hauptgeschäftsfeldern sind lediglich zwei übrig geblieben – nämlich die Medikamentensparte Kabi und die Krankenhauskette Helios. Die Dialyse-Tochtergesellschaft FMC wurde zu einem eigenständigen Unternehmen umgemodelt und läuft nur noch als Drittel-Finanzbeteiligung. Und nun ist im großen Konzernumbau die Dienstleistungssparte Vamed an der Reihe.
Nach der schon erfolgten Ankündigung des Verkaufs des Vamed-Rehabilitationsgeschäfts habe man jetzt den Ausstieg aus der Unternehmensbeteiligung („Investment Company“) eingeleitet, teilte Fresenius am Mittwoch mit. Ein österreichisches Konsortium aus den Bauunternehmen Porr und Strabag übernimmt demnach die Aktivitäten der Vamed im österreichischen Heimatmarkt für einen Gesamtkaufpreis von 90 Millionen Euro. Die Transaktion umfasst die für die technische Betriebsführung des Allgemeinen Krankenhauses Wien verantwortlichen Einheiten der Vamed. Dazu kommen das österreichische Projektgeschäft des Segments Health Tech Engineering sowie Anteile an mehreren Thermen im Alpenland. Der Vamed-Geschäftsbereich High-End-Services (HES), der für mehr als 840 Krankenhäuser Dienstleistungen erbringt, wird auf Fresenius übertragen – laut dem Konzern ein stabiles Geschäft mit guten Wachstumsaussichten.
Mit dem zweiten Quartal 2024 soll damit Vamed kein Berichtssegment mehr von Fresenius sein. Damit sei der strategische Portfolioumbau wie geplant abgeschlossen. Ein Ergebnis: „Neben der Reduzierung der Komplexität wird erwartet, dass dieser Schritt die Profitabilität des Konzerns um mehr als 50 Basispunkte verbessert“, heißt es in einer Mitteilung. Fresenius hat nun den Geschäftsausblick für das Gesamtjahr angehoben. Dies reflektiere auch, dass die Prognose nun ohne Vamed gegeben werde, hieß es.
An der Börse kamen die Nachrichten aus Bad Homburg zwischenzeitlich gut an. Am Mittwoch verteuerte sich die Aktie zeitweise um mehr als 4 Prozent. Am Donnerstag standen wieder Minuszeichen auf der Kurstafel. Ein Indiz für Vorstandschef Sen, wie wechselhaft Anleger Erfolge einschätzen.