Franziskus als erster Papst auf Kunstbiennale in Venedig

Papst Franziskus winkt bei seiner Überfahrt zum Markusplatz in Venedig von einem Motorboot.

Zum ersten Mal in der Geschichte der Biennale Venedig beehrte am Sonntag ein katholisches Kirchenoberhaupt die Kunstausstellung mit einem Besuch. Papst Franziskus ergriff die Gelegenheit, um davor zu warnen, die Kunst alleine den Gesetzen des Marktes zu überlassen. „Gewiss, der Markt fördert und kanonisiert, aber es besteht immer das Risiko, dass er die Kreativität ‚vampirisiert‘, die Unschuld raubt und am Ende kalt entscheidet, was zu tun ist“, sagte der Pontifex bei einer Ansprache vor Künstlern und setzte hinzu: „Heute ist es nötiger denn je, klar zwischen Kunst und Markt zu unterscheiden“.

Kurz zuvor war der Papst im Frauengefängnis auf der venezianischen Insel Giudecca mit rund 80 Gefangenen zusammengetroffen und hatte dabei auf das Problem der Überfüllung vieler Haftanstalten hingewiesen. Zugleich betonte er die Chancen, die die Haft für einen Neuanfang biete. „Paradoxerweise kann der Aufenthalt in einem Gefängnis den Beginn von etwas Neuem darstellen, die Wiederentdeckung ungeahnter Schönheiten in uns und den anderen, wie es das künstlerische Ereignis symbolisiert, das ihr beherbergt und zu dessen Projekt ihr aktiv beitragt“, sagte der Papst mit Blick auf den von den Insassinnen mitgestalteten Pavillon des Heiligen Stuhls im Frauengefängnis.

Der Papst war am frühen Morgen mit dem Hubschrauber von Rom nach Venedig geflogen. Von der Giudecca setzte er anschließend auf die venezianische Hauptinsel über. Dort war am Sonntag auch eine heilige Messe auf dem Markusplatz geplant.

Die auf der Giudecca gezeigten Kunstwerke waren im Dialog mit den gefangenen Frauen entstanden. Die vom Vatikan beauftragten Künstler hatten sich bemüht, deren Realität einem Publikum begreifbar zu machen, das noch nie in einer Haftanstalt war. „Con i miei occhi“ („Mit meinen Augen“) heißt der Pavillon.  Er kann per Voranmeldung im Internet besucht werden.