Frankfurter Gesichter: Der Käsehändler Nikiforos Paschalidis

Nikiforos Paschalidis führt seit rund 20 Jahren den Käseladen am Merianplatz an der Berger Straße in Frankfurt.

Wenn Nikiforos Paschalidis über Käse spricht, wird nach ein paar Augenblicken klar: der Mann ist in seinem Element. Der gebürtige Grieche führt seit zwei Jahrzehnten den Käseladen am Merianplatz an der Berger Straße in Frankfurt – und spricht leidenschaftlich über die Beschaffenheit und die Herkunft seiner Produkte. Dann erzählt der 1950 geborene Mann von seinen Reisen durch Frankreich, auf denen er immer wieder „von Norden bis Süden“ handwerklich arbeitende Betriebe besucht hat. So viele gute französische Käsesorten, da habe er wissen wollen: „Wie schafft man das?“

Dabei hat Paschalidis nicht nur den Käse gut kennengelernt, sondern auch die Leute, die ihn machen. Eine Familie im Roquefort-Gebiet hat ihn mal spontan zu einer Übernachtung eingeladen. Bei diesen Reisen wurde dem Händler klar: „Die Franzosen haben eine enorme Liebe zu ihrem Produkt.“ Sie hält er für die Spitzenreiter der Käsekultur. Aber auch den Schweizer Bergkäse schätzt Paschalidis. Auf die Frage, was einen guten Käse ausmacht, holt er weit aus. Das fängt nach seiner Überzeugung bei der Region an, aus der die Zutaten für den Käse kommen. Bei den Gräsern und Kräutern, die auf Hügeln oder in den Bergen tief wurzeln und Mineralien aus dem Boden ziehen. Mit diesem Futter gäben Kühe, Ziegen und Schafe die beste Milch: „Wenn die Milch langweilig ist, ohne viele Mineralien, dann kann der Käse nicht schmecken.“

Auswahl: Der Käsehändler schätzt besonders die traditionellen Spezialitäten aus Frankreich, empfiehlt aber auch gern Bergkäse aus der Schweiz.

Kontakt zur griechischen Community und zu Alteingesessenen

An der unteren Berger Straße findet sich das richtige Publikum für hochwertigen Käse. In dem Viertel ringsherum wohnen Menschen, die „den Preis zahlen, wenn die Qualität stimmt“. Besonders stolz ist der Händler darauf, dass auch Kunden aus den Städten der Umgebung zu ihm kommen, zum Beispiel aus Darmstadt und Hofheim.

Nach Frankfurt kam Paschalidis, der in einem kleinen Ort in der Nähe der nordgriechischen Metropole Thessaloniki groß geworden ist, in den Siebzigerjahren für das Studium der Betriebswirtschaft. In der Stadt fand er eine Community aus seinem Land vor, denn schon in den Fünfzigerjahren hatten sich griechische Kürschner im Bahnhofsviertel angesiedelt. So arbeitete er neben dem Studium als Pelzgehilfe. Die Einheimischen damals waren etwas zurückhaltend, aber neugierig. „Ich fand das sehr gut, diese dezente Art in Kontakt zu kommen. Ich fand Frankfurt genial. Ich als Grieche wurde sofort aufgenommen.“ An diese Zeit erinnert sich Paschalidis gern, zum Beispiel an das Nachtleben im Tanzlokal Imperial im Bahnhofsviertel, das damals von Griechen geführt wurde.

In der Stadt lernte er auch die Frau kennen, die er heiratete, „die hübscheste Inderin, die hier in Frankfurt gewesen ist“. Zwei Kinder bekam das Paar, das heute nicht mehr zusammen lebt.

Lange vor der Eröffnung seines Käsegeschäfts hatte Paschalidis schon mit Lebensmitteln zu tun, er führte ein griechisches Restaurant im Holzhausenviertel. Doch die Gastronomie war nicht der Beruf, in dem er sich ausgefüllt fühlte, so schloss sich eine Tätigkeit im Außendienst im Vertrieb für Lebensmittel an: „Ich war immer unterwegs“. Im Jahr 2003, im Alter von Anfang 50, fiel der Entschluss, sich mit einem eigenen Geschäft selbständig zu machen, so fand der Kaufmann den Laden an der Berger Straße.

Über fünf Jahrzehnte konnte der Einwanderer beobachten, wie Frankfurt sich entwickelte. Schon in den Siebzigerjahren fiel ihm auf, wie viele Baustellen es in der Stadt gab. In dieser Stadt im Aufbau konnte er zusehen, wie auf dem Museumsufer ein Museum nach dem anderen entstand. Heute schätzt Paschalidis das urbane Frankfurt, das Kulturleben der Stadt, in die er von Reisen immer wieder gerne zurückkehrt: „Wenn ich in der Nähe von Frankfurt bin – ich bekomme ein Glücksgefühl.“