Psychologie: Systematische Denkfehler, die dich in einer kaputten Beziehung festhalten

psychologie: systematische denkfehler, die dich in einer kaputten beziehung festhalten

Psychologie: 3 Denkfehler binden dich an toxische Beziehungen

Viele Menschen halten an ungesunden Beziehungen fest, obwohl sie unter der Situation leiden. Dafür kann es praktische Gründe geben ebenso wie psychologische – zum Beispiel diese. 

Es gibt viele Gründe, warum Menschen an ungesunden Freundschaften, Partnerschaften oder sonstigen sozialen Verhältnissen festhalten. Manchmal sind es praktische wie Kinder oder Geld. Manchmal traditionelle wie Ehe oder Familie. Manchmal stecken aber auch kognitive Verzerrungen, also systematische Denkfehler, hinter unserer Unfähigkeit, mit einer Beziehung abzuschließen. Der Psychologe Mark Travers listet bei “Forbes” die drei bekanntesten auf.

3 Denkfehler hindern dich daran, eine kaputte Beziehung zu beenden

1. Commitment Bias 

Der sogenannte Commitment Bias, manchmal auch als eskalierendes Commitment bezeichnet, erschwert es uns, etwas zu beenden, in das wir bereits investiert haben – und je mehr wir investiert haben, umso schwieriger wird es meist. In vielen Kontexten ist dieser Bias von Vorteil: Wenn wir beispielsweise ein Buch schreiben und nach drei Vierteln keine Inspiration mehr haben, kann uns der Commitment Bias dabei helfen, das letzte Viertel noch zu schreiben. Grundsätzlich kann uns dieses Muster davon abhalten, zu früh aufzugeben, wenn wir bereits viel Zeit und Energie in das Erreichen eines Ziels gesteckt haben.

Problematisch wird der Commitment Bias allerdings, sobald ein Ziel nicht mehr zu erreichen ist oder es gar kein klares Ziel gibt, das wir erreichen könnten – wie im Fall einer ungesunden Beziehung. Anstatt zu erkennen, dass es uns nichts bringt, dafür aber umso mehr kostet, an der Beziehung festzuhalten, fokussieren wir uns auf all die Zeit und Liebe und Mühe, die wir investiert haben, damit sie funktioniert. Wir wollen unsere Investitionen nicht als verschwendet empfinden und setzen sie deshalb fort.

Das wiederum ist genau der Ansatzpunkt, um den Commitment Bias im Fall einer schädlichen Beziehung zu überwinden: Wenn eine Beziehung endet, bedeutet das keineswegs, dass das, was wir in sie investiert haben, verschwendet oder verloren ist. Beziehungen enden nun einmal, Menschen und ihre Wege trennen sich. Die Zeit, die wir mit einem Menschen verbracht haben, die Erfahrungen, die wir in der Beziehung zu ihm sammeln konnten, bleiben und prägen uns aber ein Leben lang.

2. Status Quo Bias

Der Status Quo Bias oder die Status-Quo-Verzerrung beschreibt die unvernünftige Bevorzugung eines bestehenden Zustands gegenüber einer Veränderung, die bei fast allen Menschen in unterschiedlichen Kontexten zu beobachten ist. Zwar verspüren die meisten Individuen durchaus Neugier und ein Interesse an Abwechslung und Lernen. Doch wenn es um große, die Lebensumstände betreffende Fragen geht, schlägt die Gewissheit über das Bekannte in den meisten Fällen die möglichen – aber ungewissen – Chancen des Unbekannten und der Veränderung. Beziehungen gehören in der Regel dazu.

Der Sinn des Status Quo Bias besteht ursprünglich darin, uns zu schützen. Davor, eine Lebenssituation, in der wir sicher sind und überleben, aufzugeben und gegen eine unsichere, potenziell lebensbedrohliche Situation zu tauschen. In einer Welt, in der reines Überleben die beste Option für uns ist, erfüllt eine solche Strategie meistens ihren Zweck. Geht es jedoch darum, ein möglichst schönes, glückliches Leben zu führen, kann uns der Status Quo Bias behindern – denn einige Veränderungen können unsere Lebensqualität erheblich verbessern.

Um dieses Denkmuster zu durchbrechen, brauchen wir in erster Linie Mut, denn letztendlich beruht die Skepsis gegenüber Veränderungen in hohem Maße auf Angst. Unseren Mut und unsere Offenheit für Neues können wir wiederum trainieren, indem wir uns mit unterschiedlichen Menschen und Lebensmodellen umgeben und uns in kleineren, alltäglichen Dingen häufiger bewusst für etwas Neues, Unbekanntes entscheiden. Das wird uns zwar die Angst davor, allein zu leben oder neue Beziehungen knüpfen zu müssen, nicht nehmen. Doch vielleicht stärkt es unseren Mut, diese Angst irgendwann zu überwinden.

3. Omission Commission Bias

Der Omission Commision Bias oder Unterlassungseffekt führt dazu, dass wir negative Folgen unserer Taten tendenziell als schwerwiegender bewerten als die negativen Folgen unseres Nichtstuns. Mit anderen Worten: Wir haben mehr Angst davor, etwas zu bereuen, das wir tun, als zu bereuen, dass wir etwas nicht getan haben.

Wahrscheinlich liegt ein Grund für dieses Wahrnehmungsmuster darin, dass eine Handlung üblicherweise mehr Energie und Initiative unsererseits erfordert als das Unterlassen einer Handlung. Deshalb fühlen wir uns stärker in der Verantwortung, wenn wir etwas tun, als wenn wir nichts tun. Auch diese Denkweise mag in einigen Situationen durchaus ihre Berechtigung haben, doch in vielen ist sie unpassend – nicht umsonst können wir etwa vor Gericht schließlich wegen unterlassener Hilfeleistung zur Rechenschaft gezogen werden.

In vielen Fällen sind wir für das, was wir nicht tun, ebenso verantwortlich und schuldig wie für unsere Taten. Entscheidungen darüber, wie wir unser Leben gestalten und mit welchen Menschen wir unsere Zeit verbringen und uns umgeben, fallen stets in unseren Verantwortungsbereich – auch, sie nicht zu treffen. Wir können nahezu nie vorhersagen, was wir in der Zukunft einmal bereuen werden, doch grundsätzlich können wir beides gleichermaßen bereuen: Eine Handlung und ihr Unterlassen. Dass wir vor der Reue über das eine mehr Angst haben als vor der über das andere, ist daher ein schlechtes Argument für die Entscheidungsfindung. Vor allem wenn abgesehen von der Angst vieles für das Handeln spricht.

Fazit

Wir können nie hundertprozentig wissen, ob und wann es am besten für uns ist, die Beziehung zu einem Menschen abzubrechen. Was wir wissen, ist, dass uns gesunde Beziehungen stärken und unser Leben bereichern. Sie fördern unser Selbstvertrauen, erweitern unsere Perspektive, helfen uns dabei, unsere Emotionen zu verarbeiten. Funktionierende Beziehungen fördern unsere Gesundheit und können unser Leben verlängern.

Bemerken wir, dass bestimmte Beziehungen in unserem Leben das Gegenteil bewirken – dass sie uns belasten, Stress verursachen, uns krank machen –, ist das ein klarer Hinweis darauf, dass sie nicht funktionieren. Dass sie nicht den Sinn erfüllen, den Beziehungen eigentlich haben. In dem Fall spricht einiges dafür zu überlegen, diese Beziehungen aufzugeben. Letztendlich mögen wir zwar gute Gründe finden, es nicht zu tun. Doch Denkfehlern und Mustern zu folgen, sind in der Regel keine.

Verwendete Quelle: Forbes.com

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