Florian Wirtz steht mit 21 an der Schwelle zur Weltklasse
Leverkusen. Der Sieg bei der AS Rom ist für Florian Wirtz ein besonderes Erlebnis. Zum einen, weil er das 1:0 erzielt, zum anderen, weil er nach dem Abpfiff seinen 21. Geburtstag feiert. Bei Bayer Leverkusen hat er sich zu einem Topspieler entwickelt.
Nicht zu stoppen: Leverkusens Florian Wirtz (l.) weicht dem Grätschversuch von Roms Paulo Dybala gekonnt aus. ⇥
Wie Florian Wirtz seinen 21. Geburtstag erlebt hat, ist nicht genau überliefert. Sicher ist, dass es zunächst in Italien im Kreis der Mannschaft von Bayer Leverkusen war. Ein allzu überschwängliches Fest dürfte es trotz des 2:0-Sieges bei der AS Rom nicht gewesen sein. „Wir haben zusammen ein bisschen gefeiert, es gab einen kleinen Kuchen“, beschrieb Trainer Xabi Alonso die eher bescheidene Zeremonie nach Mitternacht. Nach diesem „großen Spiel“ sei es ein gutes Gefühl gewesen, nicht nur das Erfolgserlebnis in der Europa League zu feiern, sondern auch den Ehrentag des Torschützen zum 1:0 in der italienischen Hauptstadt. „Er ist erst 21 und hat noch eine große Zukunft vor sich. Seine Entwicklung zu sehen, ist super. Er ist ein Topspieler“, schwärmte der Coach.
Große Zukunft? Dabei könnte doch schon die Gegenwart kaum größer sein für den Ausnahmekönner, der national wie international Fußballexperten verzückt. Nicht unbedingt wegen seiner Wortgewandtheit, der gebürtige Pulheimer dosiert seine öffentlichen Aussagen eher homöopathisch, sondern wegen seines herausragenden Talents. Insofern hat Alonso vermutlich recht, wenn er suggeriert, dass Wirtz sein Potenzial noch lange nicht ausgeschöpft hat.
Manche sehen in ihm einen zukünftigen Weltfußballer, für die EM im eigenen Land ist der Nationalspieler ein Hoffnungsträger. Dass er mit 21 Jahren bereits an der Schwelle zur Weltklasse steht, dürfte niemand ernsthaft bestreiten. Vielleicht ist er auch schon mit einem Fuß darüber hinaus.
Bei seinen wettbewerbsübergreifend 45 Einsätzen für Bayer in dieser Saison gelangen ihm 18 Tore und 19 Vorlagen. Das ist an sich schon ein beeindruckender Wert. Hinzu kommen aber unzählige „vorletzte Pässe“, ein unbändiger Siegeswille, die Bereitschaft, Gegenspieler unermüdlich anzulaufen, überbordende Kreativität, ein guter Schuss Gerissenheit, Kaltschnäuzigkeit im Abschluss – und eine Ballbehandlung, die Fußballästheten begeistert. Es gibt nicht viele Spieler, die all das vereinen. Nicht umsonst liegt sein Marktwert weit jenseits der 100-Millionen-Euro-Marke.
Auch in Rom war er wieder einer der Erfolgsgaranten der Leverkusener. Nicht nur wegen seines Tores, sondern weil Wirtz einfach Wirtz ist. Ein Profi, der weiß, was er kann, deswegen aber nicht abhebt und immer den Blick für Mitspieler oder den offenen Raum hat. Ein Teamplayer.
Im Januar 2020 hatte ihn Bayer ausgerechnet aus der Jugend des Nachbarn und Erzrivalen 1. FC Köln losgeeist, für die kolportierte Ablösesumme von 200.000 Euro. Der Transfer war ein Aufreger, doch letztlich die richtige Entscheidung für das Megatalent. Der FC verpasste es, ihm rechtzeitig eine würdige Perspektive Richtung Profikarriere zu eröffnen. Leverkusens Sportgeschäftsführer Simon Rolfes hatte ihn schon mehrere Jahre auf dem Zettel. Als sich die Chance ergab, Wirtz von einem Wechsel zu überzeugen, schlug er zu.
Der Rest ist Geschichte. Nach ein paar Monaten in der U19 avancierte er zügig zum Profi. Inzwischen stehen 148 Pflichtspiele, 41 Tore, 49 Vorlagen und die Deutsche Meisterschaft in der Bilanz des Spielgestalters mit Straßenfußballerattitüde. Die Titel in Europa Legaue sowie DFB-Pokal könnten zeitnah folgen. Und, das schätzt wohl nicht nur Alonso so ein, Wirtz hat gerade erst angefangen.