Fisker: Tochter des Elektroautobauers in Österreich meldet Insolvenz an
Die Produktion des bislang einzigen E-Auto-Modells von Fisker ist ausgesetzt und wird nach einem verheerenden Testbericht wohl auch nicht wieder aufgenommen. In Österreich hat eine Fisker-Tochter Insolvenz angemeldet. 500 Jobs fallen weg.
Fisker: Tochter des Elektroautobauers in Österreich meldet Insolvenz an
Die österreichische Tochter des US-Elektroautoherstellers Fisker hat nach dem Produktionsstopp seines Modells Ocean Insolvenz beantragt. Diesen Schritt der Fisker GmbH am Produktionsstandort Graz gab das kalifornische Mutterunternehmen am Dienstag bekannt. Andere Einheiten seien nicht von der Insolvenz betroffen, hieß es.
Das SUV-Modell Ocean wurde in Graz vom Auftragshersteller Magna gebaut. Im März hatte Fisker den Produktionsstopp bekannt gegeben. Magna geht nicht davon aus, dass die Herstellung wieder aufgenommen wird, wie vorige Woche aus dem Quartalsbericht dieses Konzerns hervorging. In Graz werden deshalb rund 500 Stellen abgebaut.
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Das vom Autodesigner Henrik Fisker gegründete Unternehmen Fisker kämpft nach dem Scheitern seiner Direktvertriebsstrategie mit Existenzsorgen. Gestiegene Zinsen und Probleme mit Zulieferern haben das Start-up zusätzlich belastet. Der Ocean ist das einzige Auto, das das Start-up vor knapp einem Jahr auf den Markt gebracht hat – und fiel zuletzt in einem groß angelegten Test der größten US-Verbraucherorganisation „Consumer Reports“ durch.
Nach dem Urteil der Organisation hat Fisker mit dem Ocean ein unfertiges Auto auf den Markt gebracht. Die Tester sprechen in dem Report von einem „bizarren Erlebnis“, sie haben eine lange Mängelliste zusammengestellt und zugleich einen fast einstündigen Podcast dazu produziert. Da ist von verstörenden Bremsfehlerwarnungen die Rede, von Fahrassistenten, die sich nicht ausschalten ließen und zu einem plötzlichen Ausbruch des Testwagens führten bis hin zu einem schwachen Kundenservice. Eine andere Funktion, die adaptive Geschwindigkeitsregelung, sei überhaupt nicht verfügbar gewesen, obwohl sie auf dem Fensteraufkleber aufgeführt gewesen sei.
Sicherheitsassistenten versagten im Test
„Bisher ist unsere Erfahrung mit dem Ocean so, als würde man in einem neuen, lebhaften Restaurant Pizza bestellen, nur um einen Kuchen mit unzureichend gekochtem Teig und ohne Soße zu bekommen, weil die Tomaten noch wachsen“, zitiert „Carscoops“ aus dem kostenpflichtigen Report. Ein Tester bemerkt ausdrücklich: „Dies ist das unvollständigste Auto, das ich in meiner Karriere gefahren bin, und dazu gehören auch Vorserienmodelle.“
Laut Fisker hat das Unternehmen bislang etwa 6000 Ocean verkauft. Nach diesem verstörenden Report der einflussreichsten US-Verbraucherorganisation darf man wohl davon ausgehen, dass der Ocaen nicht mir viel Freunde gewinnen wird.
Das in den USA ansässige Auto-Start-up steckt schon länger in finanziellen Schwierigkeiten und hat nach Informationen des „Wall Street Journal“ bereits im März damit begonnen, eine mögliche Insolvenz vorzubereiten. Bislang ist es dazu aber nicht gekommen. Laut WSJ soll Fisker im vergangenen Jahr einen Umsatz von 273 Millionen US-Dollar erzielt haben – bei einer Verschuldung von mehr als einer Milliarde US-Dollar.
Fisker gehört zu jenen E-Auto-Start-ups, die zu Beginn des Jahrzehnts an die Börse gingen, viele davon über eine Fusion mit einer sogenannten Zweckgesellschaft (SPAC), die dazu beitrugen, ihre Markteinführungen zu beschleunigen. Ihr Aufstieg war der Hoffnung und Begeisterung von Anlegern geschuldet, dass die jungen E-Auto-Firmen eines Tages Tesla nachfolgen und in der hart umkämpften Automobilindustrie Fuß fassen könnten.