Bitcoin: Sind ETFs der Durchbruch für die Cyberdevise?

In den USA können Verbraucher künftig auch über ETFs in Bitcoin investieren. Beobachter erwarten enorme Geldzuflüsse. Was bedeutet die Entscheidung für deutsche Anleger?

bitcoin: sind etfs der durchbruch für die cyberdevise?

In den Vereinigten Staaten hat die US-Börsenaufsicht SEC nach langem Zögern börsengehandelte Fonds (ETFs), die in die Digitalwährung Bitcoin investieren, zugelassen. Viele Bitcoin-Fans interpretieren dies als den Durchbruch für die Cyberdevise, als Beginn eines neuen Zeitalters für die Kryptowährung. Was die Entscheidung der SEC für Anleger bedeutet.

Was ist ein ETF?

Ein ETF (Exchange Traded Fund) ist ein an der Börse gehandelter Fonds, der eine Anzahl von Vermögenswerten abbildet, wie sie etwa in einem Index versammelt sind. Der Fonds-Investor kauft also nicht eine einzige Aktie, sondern einen ganzen Korb von Aktien. Wer einen ETF auf den Dax kauft, bildet damit die Preisentwicklung von den 40 im Dax enthaltenen Unternehmen nach – ohne in diese Aktien einzeln investieren zu müssen. Durch die breitere Streuung senkt er damit das Anlagerisiko im Vergleich zu einem Einzelinvestment.

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Ein Bitcoin-ETF wiederum bildet ausschließlich den Preis der Cyberdevise ab, der in der Vergangenheit in einem wenig regulierten Markt extremen Schwankungen ausgesetzt war. Auch mit dem Bitcoin-ETF investieren Anleger in den USA nicht direkt, sondern indirekt. Wer in den USA den Bitcoin-ETF erwirbt, braucht dafür also keine Krypto-Wallet. Für das Auflegen des ETF verlangen Banken und Fondshäuser Gebühren vom Anleger, bei Blackrock sind das 0,25 Prozent der Anlagesumme pro Jahr. Als Sondervermögen ist ein ETF vor einer möglichen Insolvenz des jeweiligen Anbieters geschützt.

Wird es jetzt einen Run auf Bitcoin-ETFs geben?

Für institutionelle und interessierte private Anleger ist es mit Fonds leichter, in Bitcoin zu investieren. Sie müssen sich nicht mehr bei einer Börse wie Coinbase oder Binance registrieren, um in einen Token zu investieren und diesen dann in einer Wallet zu verwahren. Experten erwarten, dass Bitcoin-ETFs in den USA nun in größerer Anzahl aufgelegt und genehmigt werden. Analysten von Standard Chartered behaupten, dass die ETFs allein in diesem Jahr bis zu 100 Milliarden US-Dollar frisches Geld anziehen könnten. Andere Analysten gehen davon aus, dass die Zuflüsse über einen Zeitraum von fünf Jahren eher bei 55 Milliarden US-Dollar liegen werden. Da die Gesamtzahl von Bitcoin auf 21 Millionen begrenzt ist, würde eine stetig steigende Nachfrage nach der Devise zu höheren Preisen führen. Tatsächlich lässt sich weder die Nachfrage nach Bitcoin-ETFs noch die Preisentwicklung der Cyberdevise voraussagen.

Ist die Anlage in ein Bitcoin-ETF weniger riskant?

Keine Geldanlage ist ohne Risiko. Das gilt auch für Investments in Bitcoin-Fonds. Fällt der Preis für die Cyberdevise, verliert natürlich auch der Fonds an Wert. Die Hoffnung von Bitcoin-Fans ist allerdings, dass die teils extrem hohe Volatilität der Cyberdevise durch eine steigende Anzahl von Investoren abnimmt.

Doch diese Hoffnung könnte trügen. Denn die meisten Token, deren Preis die ETFs lediglich abbilden, befinden sich in der Hand einer überschaubaren Anzahl Investoren. Diese so genannten “Krypto-Wale” haben schon vor Jahren große Bitcoin-Bestände angehäuft, bevor der Preis für die Cyberdevise explodierte. Schnellt der Bitcoin-Kurs nun durch eine erneut steigende Nachfrage in die Höhe, könnten sich diese “Bitcoin-Wale” zum Verkauf entschließen und eine hohe Zahl von Bitcoin auf den Markt werfen. Starke Kursschwankungen sind also auch in Zukunft wahrscheinlich. Studien zeigten, dass in Phasen steigender Bitcoin-Kurse eben diese “Bitcoin-Wale” abkassierten, während zu spät dazustoßende Kleinanleger meist als Verlierer das Feld verließen.

Wie schätzt die Börsenaufsicht SEC Bitcoin ein?

Im Ringen mit Bitcoin-Befürwortern großer Banken und Vermögensverwalter gab sich die SEC zwar geschlagen und hat Bitcoin-ETFs letztlich erlaubt. Doch hält sie diese Investments weiterhin für riskant und spricht von “unzähligen Risiken”. Die regulatorische Aufsicht über Bitcoin-ETFs, der auch andere Finanzprodukte unterliegen, sollte die Anleger nicht über die Risiken hinwegtäuschen. So bewertet sie Marcel Miu, zertifizierter Finanzplaner und Gründer von „Simplify Wealth Planning”, im Gespräch mit CNBC “ähnlich hoch wie eine direkte Investition in Kryptowährungen”. Der Wert von Bitcoin könne weiter stark schwanken – durch regulatorische Eingriffe, technologische Entwicklungen und Marktstimmungen.

Werden Bitcoin-ETFs auch in Deutschland zu kaufen sein?

Nein, das sieht das Reglement hierzulande nicht vor. Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) stellte bereits im vergangenen Jahr klar, dass Fonds immer in unterschiedliche Werte investieren müssen – wie zum Beispiel ein Dax-ETF dies tut. Ein Fonds, der ausschließlich in eine einzige Cyberdevise oder ein Asset investiert, ist hierzulande nicht erlaubt. Aus diesem gibt es zum Beispiel auch keine ETFs, die ausschließlich den Gold- oder Silberpreis nachbilden.

Kann der deutsche Privatanleger trotzdem in Bitcoin investieren?

Ja, er kann direkt über Krypto-Börsen physisch in die Cyberdevise investieren. Ein anderer Weg ist der Erwerb von sogenannten ETPs (Exchange Traded Products) oder ETNs (Exchange Traded Notes), die den Bitcoin ebenfalls abbilden. Rechtlich betrachtet sind sie aber keine Fonds, sondern sogenannte Schuldverschreibungen. Mit anderen Worten: Geht der Anbieter Pleite, ist das Krypto-Vermögen nicht gesichert.

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