Fed: US-Notenbank dürfte Zinsen weiter stabil halten
Die US-Notenbank Fed verkündet heute ihre Entscheidung zum Leitzins. Viele Fachleute rechnen allerdings nicht mit einer Zinslockerung. Die Fed selbst signalisierte zuvor für dieses Jahr noch drei Zinssenkungen. Allerdings könnte diese Haltung mittlerweile überholt sein.
Fed: US-Notenbank dürfte Zinsen weiter stabil halten
Die US-Zentralbank Federal Reserve (Fed) dürfte ihre Leitzinsen weiter auf hohem Niveau belassen. Für die an diesem Mittwoch (1. Mai) anstehende Zinsentscheidung rechnen Fachleute ganz überwiegend nicht mit einer Zinslockerung. „Die Fed dürfte die Zinsen unverändert im Zielkorridor von 5,25 bis 5,5 Prozent belassen”, sagt Michael Heise, Chefökonom vom Vermögensverwalter HQ Trust. Allerdings könnten die Währungshüter das Abschmelzen ihrer aufgeblähten Bilanz verlangsamen, erwarten Experten.
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Die Frage, die die Märkte derzeit mit am stärksten beschäftigt, ist: Wann beginnen die Zinsen in der weltgrößten Volkswirtschaft zu sinken? Sah es zu Jahresbeginn noch so aus, als würde die Fed gleich mehrere Male ihre Ausrichtung lockern, sind diese Erwartungen bis zuletzt drastisch gesunken. An den Anleihemärkten sind für 2024 nicht mehr – wie noch zum Jahresstart – sechs Reduzierungen eingepreist, sondern gerade mal etwas mehr als eine Senkung. Und diese wird aktuell frühestens im Spätsommer erwartet.
Inflationsrate entwickelt sich nur langsam in Richtung des Zwei-Prozent-Ziels
Ausschlaggebend für die Entwicklung ist vor allem die zähe Inflation. Sie ist im Trend zwar rückläufig, entwickelt sich aber nur langsam in Richtung des Zwei-Prozent-Ziels der Währungshüter. Hinzu kommt die solide US-Konjunktur, die zu Jahresbeginn zwar etwas abgebremst hat. Von der viel beschworenen Rezession, die vor allem die straffe Geldpolitik der Federal Reserve bewirken sollte, ist aber weit und breit nichts zu sehen. Mittlerweile wird unter Fachleuten sogar diskutiert, ob die Fed die Zinsen – anstatt sie zu senken – nicht noch weiter anheben müsste.
„Allerdings ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Leitzinsen tatsächlich weiter erhöht werden müssen, relativ gering”, meint Ökonom Heise. Zum einen seien bei der Lohnentwicklung Abflachungstendenzen zu erkennen. Zum anderen gebe es beträchtliche Produktivitätssteigerungen, die den Inflationsdruck minderten. Zudem werde das hohe Zinsniveau mit der Zeit die Konjunktur und speziell den Bausektor verlangsamen.
Experten rechnen vorerst nicht mit Zinssenkungssignalen
Ungeachtet dessen rechnen viele Experten damit, dass die Fed vorerst keine Zinssenkungssignale geben wird. Als denkbar gilt sogar, dass die Fed in ihrer Erklärung nicht mehr explizit von Zinssenkungen spricht, sondern eine neutralere Haltung einnimmt. „Das wäre für uns eine Überraschung – und vermutlich auch für den Markt”, sagt Experte John Velis von der Bank of New York Mellon. Die Fed selbst signalisiert für dieses Jahr noch drei Zinssenkungen. Allerdings könnte diese Haltung mittlerweile überholt sein.
Eine tendenzielle Lockerung ihrer Geldpolitik könnte allerdings von einer anderen Seite kommen: der Notenbank-Bilanz. Schon länger diskutieren die Währungshüter darüber, ob sie den Abbau ihrer durch Krisenmaßnahmen aufgeblähten Bilanz verlangsamen wollen. „Wir gehen davon aus, dass die Fed wahrscheinlich eine Halbierung des Abbautempos ankündigen wird”, sagt Velis. Käme es so, wäre das keine große Überraschung für die Märkte, sagt der Fachmann mit Blick auf die bereits angestoßene Debatte.