FC-Machtkampf: Prestin feuert gegen Wolf: „Setzt dem Ganzen die Krone auf“ – Opposition bald bekannt
Die ehemaligen Spieler des 1. FC Köln Tony Woodcock (l.) und Dieter Prestin am 6. April 2024 im Rhein-Energie-Stadion beim Spiel gegen den VfL Bochum (2:1).
Der 1. FC Köln blickt auf eine katastrophale Spielzeit zurück. Zwar ist der Klassenerhalt zwei Spieltage vor Schluss noch rechnerisch möglich – aber so richtig dran glauben will kaum einer mehr.
Selbst FC-Präsident Dr. Werner Wolf (67) sprach am Samstag vor dem 0:0 gegen den SC Freiburg schon öffentlich über den Gang in die 2. Liga und den Plan für einen schnellen Wiederaufstieg bis 2026. Ob er dann allerdings noch im Amt ist, scheint fraglich, denn jetzt gibt es offiziell eine Opposition.
Dieter Prestin will in den Vorstand des 1. FC Köln
Am Montag (6. Mai 2024) hat Ex-Köln-Profi Dieter Prestin (67) erstmals mehr zu seinem Konzept verraten. Schon vor einigen Wochen hat er den Machtkampf hinter den Kulissen begonnen, er sprach von einem 40-seitigen Konzept, einem starken Team im Hintergrund und potenziellen Geldgebern für den FC.
Jetzt legte Prestin, der 1978 mit dem 1. FC Köln das Double gewann und nach der sportlichen Karriere erfolgreich in der Versicherungsbranche wurde, mehr Fakten auf den Tisch. Er plant eine große Pressekonferenz – aber erst, wenn klar ist, in welcher Liga der FC in der kommenden Saison spielt.
Prestin verschickte eine Pressemitteilung. Darin heißt es zu Beginn: „Uns alle in Köln, in der Region und darüber hinaus bewegt seit einiger Zeit die schwierige und prekäre Situation unseres 1. FC Köln. Die Schlinge um den Hals von unserem geliebten Geißbock Hennes zieht sich immer mehr zu. Aber ein Fünkchen Hoffnung gibt es nach den Ergebnissen vom Wochenende ja noch.“
Dann wird er deutlich, was er von der Entwicklung des FC in den letzten Monaten hält: „Trauer macht sich breit, aber auch Entsetzen und gar Wut gegenüber Vorstand und der Sport-Geschäftsführung. Viele FC-Mitglieder und Fans sind fassungslos und neutrale Sport-Berichterstatter und -Kommentatoren schütteln den Kopf anlässlich des in der vergangenen Woche vom FC-Präsidenten gegebenen Interviews. Gab es mitten im Abstiegskampf bzw. angesichts des bevorstehenden Abstiegs unseres geliebten FC für den Vorstand nichts Besseres und Dringenderes zu tun, als sich öffentlich vor allem in Personalfragen nicht nur im Rückblick zu rechtfertigen, sondern auch noch für die Zukunft festzulegen? Das Interview von Werner Wolf vor dem Freiburg Spiel setzt dem Ganzen die Krone auf.“
Prestin macht dann klar, dass er einen Umbruch forcieren will: „Folgendes darf man bzw. darf ich, der als Initiator der Opposition ehrliche, konstruktive Absichten hat, festhalten: Der Vorstand hat nicht nur unfassbare Fehler anlässlich der verheerenden Transfersperre und dem provozierten vernichtenden CAS-Urteil gemacht. Er hat den Vereinsmitgliedern bis heute nicht den Verlauf dieser Rechtsstreitigkeit und die wahren Verantwortlichen genannt; er hat sich mit der Entlassung von Jörg Jakobs auf ein ,Bauernopfer‘ beschränkt. Nun kommt hinzu, dass der Vorstand sich ohne Not, ohne jede Analyse der (ja noch gar nicht) abgelaufenen Bundesliga-Spielzeit und vor allem auch ohne Rückkopplung und Absprache mit dem so wichtigen Gremium Mitgliederrat herausnimmt, Beschäftigungszusagen zu machen gegenüber dem Sport-Geschäftsführer Christian Keller, nachdem schon vor einigen Wochen ohne Abstimmung der Vertrag mit dem kaufmännischen Geschäftsführer Philipp Türoff verlängert wurde.“
Prestin findet den Umgang mit der sportlichen Talfahrt fahrlässig: „Ist der Sport-Geschäftsführer Dr. Christian Keller etwa nicht zumindest kritisch zu hinterfragen, was eine katastrophale Transferpolitik, eine völlige Fehleinschätzung des Fifa- und CAS-Verfahrens mit all den gravierenden Folgen für unsere Bundesligamannschaft anbetrifft und nicht zuletzt auch den kaum nachvollziehbaren Wechsel der Trainer mit ihren diametral gegensätzlichen Charakteren, Temperamenten und Spielauffassungen. Auch wenn sich Christian Keller als ,Sanierungsexperte‘ Verdienste erworben haben mag (was andere als ,Kaputtsparen‘ bezeichnen), so darf und muss man sich nach dieser verkorksten Saison zuallererst die Frage stellen: Wo gab und gibt es in unserem 1. FC Köln überhaupt einen Hauch von Sport-Kompetenz?“
Prestin will in den kommenden Tagen bei einer Pressekonferenz mehr zu seinem Team sagen: „Ich beschäftige mich mit dieser Frage schon seit langem. Dies mit einem Team mit kompetenten Leuten und Freunden des FC. Details dazu und den erarbeiteten Konzepten sollen in Kürze im Rahmen einer Pressekonferenz vorgestellt werden. Bis dahin glauben und hoffen wir ALLE auf ein Fußballwunder …“
Der aktuelle Vorstand mit Wolf, Dr. Carsten Wettich (44) und Eckhard Sauren (52) hatte zuletzt untermauert, dass man auf jeden Fall weiter machen will. 2025 stünden Neuwahlen an. Aber es sieht so aus, als ob es vorher zu einer außerordentlichen Mitgliederversammlung kommt, um den aktuellen Vorstand zu stürzen. Dafür müsste einiges passieren.
In der aktuellen Satzung des FC heißt es unter Paragraf 10.3: „Eine außerordentliche Mitgliederversammlung findet statt auf Beschluss des Vorstands; auf Beschluss des Mitgliederrats; auf schriftlichen Antrag von fünf Prozent der Mitglieder des Vereins, berechnet nach der vom Verein veröffentlichten Mitgliederzahl zum Ende des dem Antrag vorangehenden Geschäftsjahrs, wobei 1000 Mitglieder in jedem Falle ausreichen.“
Für einen Antrag auf eine außerordentliche Mitgliederversammlung müssen mindestens 100 Mitglieder dem Vorstand schriftlich einen entsprechenden Antrag einreichen.
Prestin hat nach eigenen Angaben in den letzten Wochen Tausende Reaktionen von Fans und Unterstützern erhalten, die sein Vorhaben gut finden. Könnte also sein, dass die Prestin-Opposition in den nächsten Wochen den Antrag auf eine außerordentliche Mitgliederversammlung stellt. Unabhängig davon, ob der FC die Klasse hält oder absteigt.