Fall Ott: Ex-FPÖ-Mitarbeiter soll Sina-Laptops gekauft haben
Fall Ott: Ex-FPÖ-Mitarbeiter soll Sina-Laptops gekauft haben
In der Spionageaffäre rund um den ehemaligen BVT-Mitarbeiter Egisto Ott haben die Ermittler bei einer Hausdurchsuchung Ende März bei ihm zwei Sina-Laptops sichergestellt. Wie das „profil“ am Freitag berichtete, wurden diese Laptops ursprünglich von dem Unternehmen eines ehemaligen Mitarbeiters des freiheitlichen Generalsekretariats gekauft.
Ott gab in seiner Einvernahme an, die Laptops seien von einem „Investigativjournalisten“ angeschafft worden. Dabei handelt es sich laut “profil“ um Alexander Surowiec, Betreiber des Blogs „Fass ohne Boden“, der eine klare FPÖ-Nähe erkennen lässt. „Politskandal: OStA lässt gegen FPÖ und Tageszeitung Österreich ermitteln“, lautet die jüngste Schlagzeile. Davor hatte sich der Blog mit dem Gerücht beschäftigt, Karoline Edtstadler könnte in der ÖVP Karl Nehammer nachfolgen. Der Titel: „Hexe oder Kronprinzessin“?
Karriere in der ÖVP verlief nicht wunschgemäß
Surowiec kommt ursprünglich aus der ÖVP, er war Pressereferent in der Wiener Jungen ÖVP, als Sebastian Kurz dort Obmann war. Die Karriere verlief allerdings nicht wunschgemäß, 2015 wollte er Landtagsabgeordneter werden, scheiterte aber mit seiner Bewerbung. Im Nationalratswahlkampf 2017 hatte er schon seinen Blog und fiel damit auf, dass er die Geschäfte der damalige Kanzlergattin Eveline Steinberger-Kern thematisierte. Die beschwerte sich über eine „unfassbare Verleumdungskampagne“. Auch Kurz ging damals auf Distanz: Surowiec sei ein freier Journalist und Blogger, „ich kann ihn nicht steuern, sonst würde er das nicht schreiben“.
Danach wandte sich dieser immer mehr der FPÖ zu. 2020 begrüßte ihn Generalsekretär Michael Schnedlitz als „meine rechte Hand im Bereich der Presse und Strategie“. Kennen gelernt habe er den Investigativjournalisten bereits 2007 während seiner Zeit an der Theresianischen Militärakademie.
Eine Stellungnahme von Surowiec einzuholen ist nicht möglich, auf X legt er schon von vorneherein fest, er werde keine Presseanfragen mehr beantworten. Und auch eine Nachricht an die Ermittler hat er dort: Eine Hausdurchsuchung bei ihm sei sinnlos, er haben 750 Gigabite Daten digital geschreddert und Berge an Akten physisch vernichtet. Backups seien digital ins Ausland verschoben worden. Er zitiert die frühere ÖVP-Generalsekretärin Gaby Schwarz: „Bei uns ist nichts mehr zu finden.“
Ott: Sina-Laptops für Kommunikation des „Aufdecker-Teams“
Ein weiterer Sina-Laptop mit womöglich brisanten geheimdienstlichen Informationen soll über Ex-Wirecard-Chef Jan Marsalek nach Moskau gelangt sein – dafür sollen 20.000 Euro bezahlt worden sein. Ott bestreitet das, er habe Sina-Laptops weder gekauft noch verkauft. Der Ex-Verfassungsschützer bezeichnete sich in seiner Einvernahme als Teil eines Aufdecker-Teams, das die Geräte mit spezieller Verschlüsselungstechnologie zur „internen Kommunikation“ verwendet habe.
Für ÖVP-Generalsekretär Christian Stocker sind die jüngsten Enthüllungen ein weiterer Grund, weshalb FPÖ-Obmann Herbert Kickl kommende Woche in den U-Ausschuss zum “rot-blauen Machtmissbrauch” kommen und nicht auf Urlaub fahren solle: “Die FPÖ versinkt immer tiefer im Skandal- und Korruptionssumpf. Immer neue Verbindungen werden sichtbar, die aufgeklärt werden müssen”, wird Stocker in einer Aussendung zitiert. Und weiter: “Aber offensichtlich gilt für Herbert Kickl: Zuerst die Urlaubsfreude, dann das Volk und nie das Parlament.”(maf)