Exklusivumfrage: Sonntagsfrage: Bei steirischer Landtagswahl bleibt kein Stein auf dem anderen
Exklusivumfrage: Sonntagsfrage: Bei steirischer Landtagswahl bleibt kein Stein auf dem anderen
In der Gunst der steirischen Wählerinnen und Wähler liegt die FPÖ klar voran: Bei der Landtagswahl käme sie derzeit auf rund 29 Prozent der Stimmen. Das ergab eine Exklusivumfrage des Meinungsforschers Peter Hajek, der für die Kleine Zeitung in dieser Woche die Stimmungslage erhob.
Die FPÖ mit Mario Kunasek könnte sich demnach trotz neuen Turbulenzen in der Grazer Klubgelder-Affäre über starke Zuwächse freuen. Bei der Landtagswahl 2019 war sie, noch unter dem Eindruck des Scheiterns in der Bundesregierung, nur auf 17,5 Prozent gekommen.
Schwere Verluste müsste hingegen die ÖVP unter Landeshauptmann Christopher Drexler gewärtigen: Sie stürzt in der Umfrage von 36,1 Prozent (Wahl 2019) auf 22 Prozent ab. Die SPÖ mit Anton Lang als Juniorpartner in der Landesregierung käme mit geringeren Verlusten davon, sie fällt laut Umfrage von 23 auf 21 Prozent zurück.
Zweiter deutlicher Wahlgewinner wäre die KPÖ. In der Hajek-Umfrage schneiden die Kommunisten mit elf Prozent fast doppelt so stark ab wie bei der Wahl 2019 (5,99 Prozent). Damit überholen sie derzeit sogar die Grünen, die gegenüber dem Wahlresultat (12,1 Prozent) leicht zurückfallen auf zehn Prozent. Für die Neos werden leichte Zugewinne ausgewiesen: von 5,4 auf 6 Prozent.
Die Landeshauptmann-Frage
Ein anderes Kräfteverhältnis ergibt sich bei den Präferenzen zur Landeshauptmann-Direktwahl: Wäre die direkte Wahl möglich, dann lägen Drexler und Kunasek mit je 18 Prozent Kopf an Kopf voran. Mit etwas Abstand folgt Anton Lang (14 Prozent). Sandra Krautwaschl (Grüne) und Claudia Klimt-Weithaler (KPÖ) werden von je sechs Prozent als Landeshauptfrau gewünscht. Für Niko Swatek (Neos) würden sich drei Prozent entscheiden.
Es zeigt sich, dass hier durchwegs alle Spitzenpersonen merklich geringere Zustimmung aufweisen als ihre jeweiligen Parteien in der Sonntagsfrage. Hintergrund: Mehr als ein Drittel der befragten Wahlberechtigten halten keinen dieser sechs Kandidaten für geeignet. 16 Prozent nennen „keinen von diesen“, zwei Prozent „jemand anderen“ und weitere 17 Prozent machen keine Angabe. Ein Indiz dafür, dass sich Unzufriedenheit mit der Politik besonders in der Ablehnung der Spitzenkandidaten äußert.
Zudem gibt es keine direkte Vergleichbarkeit, denn die Werte der Sonntagsfrage sind hochgerechnet, jene zu den Personen nicht. Gewichtet man diese Zustimmungen mathematisch, dann liegen Kunasek und Lang als Person ungefähr gleichauf mit ihren Parteien. Drexler „zieht“ als Person (gewichtet: 28 Prozent Zustimmung zu ihm) stärker als die Partei ÖVP. Allerdings fällt auf, dass er über keinen „LH-Bonus“ verfügt (er liegt ja Kopf an Kopf mit Oppositionsführer Kunasek).
Schwierige Regierungsbildung
Sollte die im November angesetzte Landtagswahl die Karten tatsächlich wie beschrieben mischen, dann stünde dem Land eine sehr schwierige Regierungsbildung bevor. Die Fortsetzung der ÖVP-SPÖ-Regierung (die sowohl Drexler als auch Lang unter ihrer jeweiligen Führung wollen) ist dann mangels Mehrheit nicht mehr möglich.
Die Daten der Umfrage weisen jedoch aus, dass eine ÖVP-SPÖ-Regierung trotzdem nach wie vor die beliebteste Koalitionsvariante ist: 30 Prozent wollen sie. Hajek dazu: „Bei den Wählern besteht zwar ein Trend zu den politischen Rändern, also zu FPÖ und KPÖ. Trotzdem wünscht man sich eine Regierung der Mitte.“
Zweitliebste Regierungsform wäre die „Linkskoalition“ SPÖ-KPÖ-Grüne mit 14 Prozent Zuspruch. Auch sie ist laut Hajek-Daten freilich weit weg von der rechnerischen Mehrheit. Knapp ausgehen würden sich Blau-Schwarz (bejaht von 12 Prozent) und Blau-Rot (bejaht von 11 Prozent). Politisch am ehesten machbar wäre im hier angenommenen Szenario wohl eine Dreierregierung aus ÖVP, SPÖ und Grünen. Mit dem Schönheitsfehler „Verliererkoalition“ stünde sie aber im Gegenwind.