„Es geschehen noch Zeichen und Wunder“: Schwester legt Gelübde in oberbayerischem Kloster ab
Zeitliche Profess
„Es geschehen noch Zeichen und Wunder“: Schwester legt Gelübde in oberbayerischem Kloster ab
Strahlte übers ganze Gesicht: Sr. Maria Gratia Eckl OSF nach ihrer Zeitlichen Profess.
Im Kloster Reutberg wurde am 1. Mai die Zeitliche Profess von Sr. Maria Gratia gefeiert. Für die Zukunft des Konvents ist das ein Hoffnungszeichen.
Sachsenkam – „Auch heute noch geschehen Zeichen und Wunder“: Mit diesen Worten beschrieb am Mittwoch Pater Clemens Gutberlet LC das seltene Ereignis, das es am Reutberg zu feiern gab. Im Rahmen einer Messe zum Hochfest Maria Patrona Bavariae legte Schwester Maria Gratia Eckl OSF ihre Zeitliche Profess ab. Das bedeutet, dass sie das Gelöbnis leistete, in den kommenden drei Jahren nach den Regeln des kontemplativen Ordens im Franziskanerinnenkloster Reutberg zu leben. Nach vielen Jahren, in denen der Fortbestand des Klosters auf dem Spiel stand, verkörpert Sr. Maria Gratia damit ein Zeichen der Hoffnung.
Konvent in Reutberg bestand aus nur noch zwei Schwestern
Zur Erinnerung: Vor nicht allzu langer Zeit bestand der Sachsenkamer Konvent nur mehr aus zwei Nonnen, Schwester Faustina und der hochbetagten, mittlerweile verstorbenen Schwester Augustina. Das Erzbischöfliche Ordinariat plante die Auflösung des Klosters. Vor Ort regte sich ein Proteststurm, die Freunde des Klosters Reutberg sammelten 12.000 Unterschriften, um das Ende des Klosters in seiner bisherigen Form abzuwenden. Schließlich sprach der Vatikan 2018 ein Machtwort: Das Konvent blieb bestehen. Zudem entsandte Rom Schwester Benedicta Tschugg, die selbst dem Orden der Klarissen-Kapuzinerinnen angehört, als Apostolische Kommissarin nach Reutberg. Sie leitet das Kloster mit den Rechten und Pflichten einer Oberin.
Für den Festgottesdienst war eigens ein Zelt aufgebaut worden, da die Klosterkirche derzeit saniert wird.
Seither ist etwas eingetreten, was kaum einer erwartet hatte: Das Kloster verzeichnete drei Neueintritte. Wie berichtet wurde vergangenes Jahr die Einkleidung von Sr. Pia gefeiert, sie ist nun Novizin. Sr. Magdalena legte vor rund eineinhalb Jahren die Zeitliche Profess ab. Und genau diesen Schritt tat nun am 1. Mai auch Sr. Gratia.
Schwester Gratia suchte im Kloster ein paar Tage Ruhe
Sie stammt aus Kaufbeuren. Früher habe sie „mit Kindern gearbeitet“, berichtete sie im Gespräch mit unserer Zeitung, etwa an Schulen und in einem Sonderpädagogischen Förderzentrum. 2020 habe sie eigentlich „nur ein paar ruhige Tage“ in Reutberg verbringen wollen. „Aber aus diesen Tagen hat sich etwas entwickelt.“ Der Gedanke an ein Leben im Kloster sei bei ihr aufgekommen. „Gott hat es gezeigt.“
Nach einem Jahr Postulat und zwei Jahren Noviziat sei die Zeitliche Profess nun ein „Etappenziel“, sagte Sr. Gratia. Das befristete Gelübde bedeute nach der dreijährigen Vorbereitungszeit die „tiefere Eingliederung in den Orden mit Rechten und Pflichten“, erklärte Sr. Benedicta. Nach weiteren drei Jahren könne dann mit der Ewigen Profess der endgültige Eintritt ins Kloster erfolgen – wobei sich Letzterer unter Umständen verzögert. Denn seit einiger Zeit gelten neue weltkirchliche Regeln, nach denen vor dem Eintritt in ein kontemplatives Kloster eine neun- bis zwölfjährige Ausbildungszeit stehen muss.
Für das Kloster „ein Geschenk Gottes“
So oder so: Aus Sicht des Klosters sei Sr. Gratias Zeitliche Profess „eine ganz große Freude und ein Geschenk Gottes“, sagte Sr. Benedicta. Das Wachstum des Konvents in den vergangenen Jahren sei „für deutsche Verhältnisse außerordentlich“. Doch die Apostolische Gesandte ergänzte: „Wir brauchen noch mehr.“ Nach Kirchenrecht sei eine kontemplative Gemeinschaft erst ab sechs Schwestern, die die Ewige Profess abgelegt haben, offiziell eigenständig.
Vor dem Hintergrund der vergangenen Jahre interessant war die Zusammensetzung der Geistlichen bei der Festmesse. Hauptzelebrant war Domkapitular Hans-Georg Platschek. Dass das Ordinariat diesen hochrangigen Vertreter entsandte, lässt sich als Anzeichen interpretieren, dass sich das Verhältnis zum Kloster mittlerweile wieder entspannt hat. Platschek bezeichnete das Gelöbnis von Sr. Gratia im Anschluss an den Gottesdienst als „sehr ergreifend“. Ihr Ordenseintritt sei ein „Zeichen der Liebe und Hingabe“. Eine Zeitliche Profess ist auch für ihn als Geistlichen ein Ereignis mit Seltenheitswert.
Päpstlicher Assistent steht der Klosterleiterin zur Seite
Neben Prof. Ludwig Mödl, ehemaliger Regens des Eichstätter Priesterseminars, war auch Pater Clemens Gutberlet Konzelebrant. Bis vor zwei Jahren gehörte er der Ordenskongregation im Rom an, wo er seit 2007 die „Akte Reutberg“ auf dem Tisch hatte. Seit Kurzem nun steht er Schwester Benedicta als Päpstlicher Assistent in der Klosterleitung beratend zur Seite.
Begleitet seit Jahren die Geschicke des Klosters: Pater Clemens Gutberlet war Konzelebrant der Festmesse.
„Damals ging es darum, wie es mit dem Kloster weitergeht“, erinnerte er sich in seiner Predigt an seine Zeit in Rom. „Immer ging es nur bergab, bergab, bergab. Doch dann hat Gott in seiner Vorsehung eingegriffen.“ Sr. Gratia habe „in sich hinein gehört, was Gott von ihr verlangt“. Nun sei sie auch nach außen „ein Zeichen für die Gegenwart Gottes in der Welt“.
Schwester Gratia erhält nach Gelübde schwarzen Schleier
Da die Klosterkirche derzeit wegen einer umfangreichen Innensanierung geschlossen ist, wurde der Festgottesdienst in einem eigens aufgestellten Kirchenzelt gefeiert. Nachdem sie dem Ritual folgend versichert hatte, dass sie sich der Konsequenzen bewusst sei und es sich um eine freie Entscheidung handle, legte Sr. Gratia ihr Versprechen ab, nach den Regularien des Dritten Ordens des heiligen Franziskus zu leben, also in Ehelosigkeit, Armut und Gehorsam. „Ich bin bereit“, sagte Sr. Gratia.
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Danach nahm sie ihren weißen Novizinnenschleier ab, und Sr. Benedicta legte ihr den zuvor gesegneten schwarzen Schleier an. Zudem nahm Sr. Gratia sichtlich bewegt ein Kreuz und das Licht Christi in Form einer Kerze entgegen.
Nach diesen feierlichen Momenten löste sich die Anspannung des Ereignisses von ihr. Im Anschluss an den Gottesdienst standen die Gratulanten vor dem Kirchenzelt mit Glückwünschen und Geschenken Schlange. Sr. Gratia strahlte übers ganze Gesicht und fiel ihnen glücklich in die Arme.