„Erschrocken über derartige Abzocke“: Neulinge ärgern sich über Camping-Regeln – und erhalten Gegenwind
Besser vorab informieren
„Erschrocken über derartige Abzocke“: Neulinge ärgern sich über Camping-Regeln – und erhalten Gegenwind
Einfach mit dem Wohnwagen los, wie man will? So einfach ist das nicht, stellten norddeutsche Camping-Neulinge fest. Auch auf Campingplätzen gelten oft feste Regeln bei Ankunft und Abreise.
Bremen – Das hatten sich diese Neu-Camper offenbar anders vorgestellt. Bei der Planung ihres ersten Ausflugs mit dem neuen Wohnwagen stellen sie fest: Auf den Stellplätzen geht es bei der Zeitplanung doch strenger zu, als sie dachten. Und deutlich teurer: „Wir haben uns doch sehr über die zum Teil horrenden Preise gewundert. Dazu noch, dass am Samstag ab 14 oder sogar erst ab 15 Uhr Anreise ist und am Sonntag dann der Platz bis 11 Uhr zu räumen ist! Wir sind erschrocken über derartige Abzocke“, schreibt die frisch gebackene Wohnwagen-Besitzerin Susi S. in der Facebook-Gruppe „Norddeutsche Camper“.
Ein Wochenend-Trip würde sich in diesem Zeitrahmen kaum lohnen. „Camping von Samstag 15 Uhr bis Sonntag 11 Uhr? Wie macht ihr das?“, fragt sie, wohl in der Hoffnung auf wertvolle Tipps von der Camping-Community. Doch sie erntet dafür vor allem eines: Gegenwind. „Man kauft erst einen Wohnwagen und macht sich dann schlau, wie die Preise und Bedingungen sind? Okayyy“, schreibt ein Nutzer, der offenbar wenig Verständnis für die Probleme der Camping-Einsteiger hat.
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„Camping von Samstag 15 Uhr bis Sonntag 11 Uhr?“ – Neu-Camperin ist erstaunt über Checkout-Zeiten
„Bitte, wo fangen bei Euch die horrenden Preise an?“, will ein anderes Mitglied der Gruppe wissen, welches die gängigen Preise demnach für angemessen hält. „Bezahlen und fertig“, meint auch ein Nutzer und will damit offenbar andeuten, dass die Neu-Camper doch einfach noch einen weiteren Tag bezahlen sollen. Dann könnten sie am Abreisetag auch länger stehenbleiben.
Zumal für manche ohnehin fraglich ist, ob sich zwei Tage Camping überhaupt lohnen. „Mit der Wohndose nur eine Nacht? Da bleibt man doch normalerweise länger“, findet ein weiterer Nutzer aus der Gruppe. Und ein anderer zieht einen interessanten Vergleich heran: „In jedem Hotel muss ich vormittags abreisen und kann erst am Nachmittag einchecken.“ Das Wort „Abzocke“ findet er deshalb an dieser Stelle auch nicht angebracht.
Manche lassen sich sogar dazu hinreißen, den Camping-Einsteigern gleich zum Dauercampen zu raten – dann müsse der Wagen gar nicht mehr bewegt werden und mit Checkout-Zeiten hätte man auf diese Weise auch keine Probleme mehr.
„In jedem Hotel muss ich vormittags abreisen“ – Camping-Community reagiert mit Unverständnis
Doch einige können mit den Sorgen der Fragerin durchaus mitfühlen und geben ihr hilfreiche Ratschläge mit auf den Weg zum ersten Wohnwagen-Wochenende. „Es wird nicht alles so heiß gegessen, wie es gekocht wird. Auf vielen Plätzen kann man früher anreisen, sofern der Platz frei ist und gegen den Einwurf von Münzen kann man auch länger bleiben, sofern der Platz nicht gebucht ist“, schreibt ein Nutzer. Da Urlaub mit dem Camper seit einigen Jahren boomt, könnte das aber mitunter schwierig werden. „Einige Campingplätze bieten gegen Aufpreis einen sogenannten Late Check-out an“, weiß auch eine andere Userin. „Häufig kann man auch eine spätere Abreise buchen“.
So wird es auch in Ganderkesee im Camping- und Ferienpark Falkensee gehandhabt. „Gegen eine geringe Gebühr können Gäste schon ab 9 Uhr anreisen und auch eine späte Abreise buchen.“ Voraussetzung dabei ist natürlich, dass der Platz nicht anderweitig gebucht ist, erklärt Rieke Meiners auf Anfrage von kreiszeitung.de. „Das ist wie im Hotel. Wenn da noch ein anderer Gast im Bett liegt, können Sie auch nicht rein.“
Campingplatz-Betreiber aus Niedersachsen erklären die strengen Zeiten auf manchen Plätzen
Das ist allerdings durchaus mit einem erheblichen Mehraufwand verbunden. Die Zeit zwischen Check-In und Check-Out würde sonst genutzt, um beispielsweise den Rasen zu gemähen. „Das handhabt jeder Platz natürlich anders. Aber wir sind in dieser Hinsicht flexibel.“ Auf größeren Plätzen sei man oft strenger, weil der organisatorische Aufwand dort wesentlich größer sei, um den ganzen Tag über Ankommende oder Abreisende abzufertigen. „Es bringt auch durchaus mehr Unruhe auf den Platz, wenn da um neun schon die ersten ihre Stellplätze beziehen.“ Das könne ein weiterer Grund sein, warum viele die Zeiten für Ankunft und Abfahrt ganz klar festlegen.
Betriebswirtschaftliche Aspekte dürften nach Ansicht von Meiners auch eine Rolle spielen. So spare man beispielsweise Personal, wenn man die Schranke in der Mittagspause geschlossen halte.
Das sehen auch einige aus der Facebook-Community so und weisen darauf hin, dass die Kosten für die Betreiber schließlich auch gestiegen seien. Und schließlich wollten diese – genau wie alle anderen auch – von ihrer Arbeit leben können.
Im Zweifelsfall mit dem Campingplatz-Betreiber reden, wenn man länger bleiben will
Ein weiterer hilfreicher Hinweis aus der Gruppe lautet: „Es gibt ja auch die Plätze, wo man immer für 24 Stunden zahlt. Gerechnet wird ab Ankunft“. Doch das alles erfordere eben, dass man sich vorab gründlich informiere. Schließlich habe jeder Campingplatz seine eigenen Regeln. Viele Betreiber würden außerdem mit sich reden lassen und am Abreisetag ein Auge zudrücken – vorausgesetzt, dass der Stellplatz nicht direkt wieder gebucht wurde.
Camping will also gelernt sein, denn Erfahrungswerte sind für einen komfortablen Urlaub unbezahlbar. Doch viele Neulinge haben ohnehin falsche Vorstellungen vom Camping-Urlaub: Die Realität ist oft weniger idyllisch als gedacht, wie Camping-Profis wissen.
Niedersachsen ist Camping-Land: Zehn der besten Plätze Deutschlands sind dort verortet. Auch einer der größten Stellplätze befindet sich in Niedersachsen. Bei Wohnmobil-Fans ist vor allem die Weserregion gefragt – eine Region ist dabei besonders beliebt. Doch auch an der Nordsee gibt es schöne Plätze für Urlaub im Zelt oder Wohnmobil.