Heizung erneuern: Wann Hausbesitzer handeln sollten

heizung erneuern: wann hausbesitzer handeln sollten

In der Übergangsphase kann es finanziell gesehen sinnvoll sein, Wärmepumpe und Heizung in einem hybriden System zu nutzen.

Seit Januar 2024 gilt in Deutschland das neue Heizungsgesetz und sorgt unter Eigentümerinnen und Eigentümern mitunter für Fragezeichen und Verunsicherung. Muss die alte Heizung im Altbau verpflichtend getauscht werden? Und was für Möglichkeiten bietet das Gebäudeenergiegesetz (GEG) überhaupt? Wir haben mit Tomas Titz vom Energieberaterverband (GIH) Niedersachsen gesprochen. Er ist Gebäudeenergieberater und kennt die Sorgen und Ängste vieler Hausbesitzer.

Heizung neu einbauen: Warum Gas und Öl langfristig keine Option sind

Für die meisten Hausbesitzer im Gebäudebestand hat das aktuelle GEG derzeit keine akuten Folgen. Ein generelles Verbot für die Gas- und Ölheizung gibt es nicht. Auch neue fossile Heizungen können theoretisch verbaut werden. Titz: „Eigentümer müssen sich aber über die Folgen beraten lassen und dies dem Beratenden schriftlich bestätigen“ Dazu zählen etwa die künftig höheren Heizölpreise im Hinblick auf den CO₂-Preis, der gestaffelt bis 2026 auf bis zu 65 Euro und bis 2040 sogar auf 245 Euro je Tonne CO₂ ansteigen soll.

Der Vergleich zwischen Gasheizung und Wärmepumpe zeigt es sehr deutlich: Unter Zunahme der staatlichen Zuschüsse sowie der Energieeinsparungen sind erneuerbare Energien langfristig gesehen die günstigere Option. Titz rät deshalb von reinen Gas- und Ölheizungen ab. Hybride Systeme sind dagegen eine Option – aber auch nur für einen begrenzten Zeitraum. Bei ihnen wird eine bestehende Öl- oder Gasheizung in Kombination mit einer erneuerbaren Energieform wie zum Beispiel einer Wärmepumpe genutzt.

Heizung mit Wärmepumpe – Experte erklärt Sanierungsfahrplan in Etappen

„Dabei übernimmt die Wärmepumpe die Grundlast“, so der Experte. Die Gas- oder Ölheizung wird in diesem System nur bei Bedarf zugeschaltet. Der Einbau sollte aus der Sicht von Titz im Rahmen eines individuellen Sanierungsfahrplans erfolgen. „Das Ziel ist, das Haus Schritt für Schritt energieeffizient zu machen.“ Grob wird in einem Sanierungsfahrplan ein Zeitraum von fünfzehn Jahren veranschlagt.

Der Vorteil im hybriden System: Als Eigentümer wird man nicht sofort mit der gesamten Sanierungssumme konfrontiert. Die Kosten verteilen sich auf mehrere Jahre. Auf die staatliche Förderung für eine neue Heizung hat eine gestaffelte Gebäudesanierung keine Auswirkungen. „Die bestehende Gas- oder Ölheizung sollte aber nicht über zehn Jahre alt sein“, erklärt der Experte. Für mehr als 30 Jahre alte Heizungen kann sogar die Austauschpflicht drohen.

Neue Heizung: Diese Faktoren sollten Hausbesitzer ebenfalls im Blick haben

Jede Sanierung sollte zudem auf den Geldbeutel der Hausbesitzer zugeschnitten sein. Vor der Heizung empfiehlt Titz zunächst die Gebäudehülle in den Blick zu nehmen. Auch der Tausch der Fenster oder der zu kleinen Heizkörper kann den Verbrauch spürbar senken. „Für jedes Gebäude muss der individuelle Sanierungsfahrplan individuell ausgearbeitet werden.“ Deshalb sei es auch schwierig, konkrete Empfehlungen für Eigentümer auszusprechen. Doch wann ist der richtige Zeitpunkt für eine Sanierung?

Generell gilt: Geht eine Heizung kaputt, sollte man schnell reagieren. „Auch in dieser Situation sollte man aber keine Schnellschüsse machen und alle Optionen auf den Tisch legen“, rät Titz. Neben den baulichen Gegebenheiten sollten bei der Entscheidung weitere Faktoren berücksichtigt werden – etwa die gewünschte Raumtemperatur. Geht eine Heizung irreparabel kaputt, ist das allgemein aber immer mit höheren Kosten verbunden.

Wann über eine neue Heizung Gedanken machen? Experte nennt guten Zeitpunkt

Besser ist es daher, sich rechtzeitig zu informieren. Laut Titz ist der Hauserwerb ein guter Zeitpunkt dafür. „Erbe ich ein Haus, habe ich mehr finanziellen Spielraum bei der Sanierung.“ Wird ein Haus gekauft, kann der Sanierungsfahrplan in Etappen die bessere Option sein. „Es gilt individuell auszuloten, was möglich ist und in welchem Zeitrahmen.“ Der Experte sieht die Zukunft vor allem in den erneuerbaren Energien. Von einer monovalenten Gas- oder Ölheizung rät er ab.

Eine fossile Heizung erscheint für viele auf den ersten Blick günstiger. Zumal die bestehende Infrastruktur im Gebäude meist weiter genutzt werden kann. Diese Einsparungen bei der Anschaffung rächen sich aber über die Jahre bei den variablen Energiekosten für den nötigen Brennstoff. Hinzu kommt: Keiner weiß, wie sich die Regularien in den kommenden Jahren entwickeln. Bis 2045 peilt die Bundesregierung die Klimaneutralität an.

  • EU-Pläne: Wärmepumpen-Pflicht droht – Knallharte EU-Pläne für Hausbesitzer
  • Tauschpflicht: Zahlen zu Austauschpflicht verblüffen – wie viele wirklich betroffen sind
  • Zuschuss: Förderkonzept ab 2024 – diese Zuschüsse plant die Ampel-Koalition
  • Erhöhung: CO2-Preis steigt – was für Kosten auf Eigentümer mit einer Heizung zukommen

Fazit zum Thema Heizungstausch: Eine Wärmepumpe ist nicht die einzige Option

Trotzdem gilt immer die Verhältnismäßigkeit. Eine neuen, funktionierende Heizung muss nicht gleich ausgetauscht werden. Zumal neuere Anlagen mit Brennwerttechnik deutlich effizienter arbeiten als Geräte mit Standard- oder Niedrigtemperaturkessel. Planung und Vorbereitung sind dabei die Schlüsselwörter. Über die Jahre kann man sein Haus vorbereiten und Wärmepumpen-ready machen und die bestehende Heizung optimal ausnutzen.

Eine Wärmepumpe muss im Übrigen nicht für jedes Haus die beste Lösung sein. Auch eine Pelletheizung und Fernwärme sind im Heizungsgesetz als erneuerbare Energien eingestuft. „Wichtig ist immer eine unabhängige, individuelle Beratung“, sagt Titz. Neben Energieberatern bieten etwa auch Verbraucherzentralen Beratungen durch Energieexperten vor Ort an. Heizungsinstallateure und Schornsteinfeger sind bei technischen Fragen ebenfalls gute Ansprechpartner.

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