Erdrutsch in Bristen: Erst rumorte es tagelang, dann kam der Schlamm
In der Gemeinde Silenen hat ein Erdrutsch für Schäden an der Strasse gesorgt. Die Bauern vor Ort fürchten wegen des instabilen Geländes, ihre Weidefläche zu verlieren.
Seit zwei Tagen rumort es in Bristen ganz im Osten des Kanton Uri immer wieder. «Es tönte jeweils, als würde ein Flugzeug über uns fliegen», berichtet eine Betroffene, die im Ort in der Gemeinde Silenen wohnt, gegenüber 20 Minuten. Am Sonntagmorgen um fünf Uhr sei das Getose sogar so laut gewesen, dass ihr Mann die Melkmaschine gar nicht mehr gehört habe.
Bei Tageslicht war die Ursache des Lärms schnell klar: Am Hang sind über Nacht mehrere Kubikmeter Geröll heruntergekommen, wie die Mutter von zwei kleinen Kindern berichtet. «Wir sind von der Umwelt abgeschnitten, unser Land ist stark beschädigt», so die Frau. Bilder zeigen eine mit Schlamm und Geröll bedeckte Strasse, während weiter oben am Hang ein Loch in der grünen Wiese klafft.
«Es droht, noch mehr herunterzukommen»
«Etwa 130 Kubikmeter Geröll sind noch oben und drohen, ebenfalls herunterzukommen», schätzt die Betroffene. «Man weiss nicht, wie viel noch kommt.» Der Rutsch in der Nacht habe nicht nur viel Schutt auf der Strasse deponiert, sondern auch eine kleine Brücke unterspült und durch die Erdmassen deren Holzbalken verschoben. Die Brücke sei von der Feuerwehr bereits vor zwei Tagen gesperrt worden.
Derzeit seien drei Bauernfamilien und dadurch etwa zehn Personen von der Aussenwelt abgeschnitten, da der Talweg die einzige Strasse ist, die zu den Höfen führt. Doch während die Strasse schon bald wieder vom Schutt befreit sein dürfte, bereitet der instabile Hang den Bauern auch aus anderen Gründen Sorgen.
«Eigentlich hätten wir bald die Kühe und Jungtiere auf dem Gebiet weiden lassen, doch jetzt geht das wegen der Sicherheit nicht – das Land ist verwüstet», berichtet die Leserin. «Zudem wird auch das Heuen zur Gefahr.»
Tochter darf nur noch in Begleitung aus dem Haus
Die fünfjährige Tochter dürfe derzeit nur mit Begleitung aus dem Haus – «sie hat ohnehin Angst vor dem lauten Grollen», so ihre Mutter. Besorgt ist sie vor allem, dass weitere Steine kommen könnten, wenn das Mädchen im Sommer in den Kindergarten geht.
Ihr Bruder, der ganz in der Nähe wohnt, habe wegen der Gefahr weiterer Erdrutsche sein Haus verlassen müssen und sei derzeit beim Vater untergekommen. «Am Tag dürfen sie im Haus sein, aber in der Nacht nicht», so die Frau weiter. Beim Kanton Uri wisse man von der Gefahr, erste Massnahmen sind laut der Anwohnerin seit Samstag in Besprechung.
Ort wurde schon 2005 schwer getroffen
In Bristen kam es bereits 2005 zu diversen Erdrütschen und schweren Schäden, nachdem massive Regenfälle im August zu Hochwasser geführt hatten. Dabei wurden einige Häuser komplett zerstört und viele andere unbewohnbar.