Erbstreit um die Drogeriekette Müller: War die Liebe nur gespielt?

erbstreit um die drogeriekette müller: war die liebe nur gespielt?

Erwin Mueller mit Ehefrau Anita

Im Kern geht es um eine einzige Frage: Hat der erfolgreiche Drogerie-Händler Erwin Müller einem Büchsenmacher, dessen Ehefrau und dessen Bruder Liebe und Zuneigung vorgegaukelt, um dem eigenen Sohn eins auszuwischen? Oder hätten sich die Allgäuer, die sich von dem bekannten Ulmer Unternehmer gerade so ausgenutzt fühlen, die Verträge, die sie unterschrieben haben, einfach einmal besser durchlesen müssen?

Klar ist, dass die Beziehung, die vor vielen Jahren in einem Waffenladen in Weitnau im Allgäu begann, so zerrüttet ist, dass der Streit am Montag vor dem Landgericht in Ulm ausgefochten wurde. Nachdem Richterin Johanne Warmuth die beiden Seiten bis in den Abend angehört hatte, zog sich das Gericht zu einer kurzen Beratung zurück. Danach machte Warmuth deutlich, dass die Klage gegen Erwin Müller und seine Ehefrau keine Aussicht auf Erfolg hat.

Die Richterin sieht weder eine Sittenwidrigkeit, noch kann sie Formfehler erkennen. „Die Kläger sind alle im mittleren Erwachsenalter gewesen, als sie die Verzichtserklärung unterschrieben haben“, erläuterte die Richterin. Eine Entscheidung fiel noch nicht. Warmuth schlug einen Vergleich vor, indem die beiden Parteien die Adoption gegen eine finanzielle Entschädigung für die Familie J. aufheben lassen.

Was hinter dem verzwickten Streit steckt

Angefangen hatte alles im Jahr 2006, als der passionierte Jäger Erwin Müller sich im Geschäft des Büchsenmachers Andreas J. nach einer neuen Waffe umschaute. Es war der Beginn einer Jagd-Bekanntschaft, aus der sich eine Freundschaft entwickelte, die sich auch auf Js. Ehefrau Stefanie und Js. Bruder Albin ausweitete. Die Freundschaft wurde dem Anschein nach so innig, dass der schwäbische Milliardär sich entschloss, das Trio zu adoptieren. Etwa neun Jahre nach der ersten Begegnung unterschrieb Erwin Müller am 19. August 2015, einem Mittwoch, zwei Tage vor der Hochzeit von Andreas und Stefanie J., den Adoptionsantrag – an der Kaffeetafel im Haus des Unternehmers.

Doch nicht nur den Antrag auf Mitgliedschaft in der wohlhabenden Unternehmerfamilie Müller zeichneten die Js. gegen, sondern auch eine Pflichtteilsverzichterklärung, die noch am selben Tag von einem anwesenden Notar beglaubigt wurde. Um diese Erklärung geht es. „Es geht um Recht und Gerechtigkeit. Meine Mandanten fühlen sich ausgenutzt, ihr Vertrauen wurde missbraucht. Wir halten die Verzichtserklärung für sittenwidrig und formwidrig“, sagt Maximilian Ott, der die drei Kläger vertritt.

Ein Landhaus auf Mallorca und eine Schießsportanlage

Hintergrund ist der Vorwurf, dass es Erwin Müller bei der Adoption nie um Freundschaft, Zuneigung oder gar Liebe gegangen sei. Stattdessen soll er die Gutgläubigkeit des Allgäuer Handwerkers und dessen Familie ausgenutzt haben, um seinem leiblichen Sohn Reinhard Müller im Streit um das Familienerbe aus der Müller Handels GmbH zu drängen. Denn in den Jahren, in denen Erwin Müller sich mit der Familie J. anfreundete, erkaltete die Beziehung zu seinem Sohn und eskalierte der Streit zwischen Erwin Müller und seiner Frau Anita auf der einen und Reinhard Müller auf der anderen Seite. Um den eigenen Sohn unter Druck zu setzen, habe der Unternehmer die Adoption geplant. Schließlich hätte der leibliche Sohn im Erbfall den Pflichtteil nun mit drei weiteren Personen teilen müssen.

Die Strategie sei am Ende aufgegangen, erzählen Personen aus dem Umfeld der Kläger vor dem Prozess in Ulm. Nach anfangs wütenden Protesten habe Reinhard Müller klein beigegeben, stimmte einem Vergleich zu und schied gegen Zahlung eines dreistelligen Millionenbetrags aus dem Drogerie-Unternehmen aus. Die Drogerie-Kette ist nach dm und Rossmann mit einem Umsatz von mehr als 5 Milliarden Euro die Nummer drei im deutschen Markt.

Aus Sicht der Familie J. habe Erwin Müller nie seine wahren Beweggründe offenbart, mit Gefühlen gespielt, Zuneigung vorgetäuscht und vor allem Versprechen nicht eingehalten. Mit der Verzichtserklärung seien den drei Allgäuern auch Schenkungen im Wert von vielen Millionen Euro in Aussicht gestellt worden. Unter anderem soll Müller seinen Adoptivkindern in spe ein Landhaus auf Mallorca, eine Schießsportanlage im Allgäu und eine Ferienanlage im Verwall in Tirol versprochen haben.

Von diesen Schenkungen habe man nach dem Ausstieg von Reinhard Müller aus dem Drogerie-Unternehmen aber nichts mehr gehört. Diese Schenkungen sind der zweite Punkt, mit der Kläger die Verzichtserklärung vor dem Landgericht anfechten: Für sie gehören die Schenkungen unmittelbar zu Verzichtserklärung dazu und hätten mit ihr beurkundet werden müssen. Für die Familie J. ist die Verzichtserklärung deshalb nicht nur sittenwidrig, sondern leidet auch unter einem Formfehler.

„Wir wollten aus den Geschenken etwas machen und gute Adoptivkinder sein“

Für die Beklagten sind diese Argumente nicht stichhaltig, sie unterstellen Geldgier. Dass die Adoption an den Verzicht des Pflichtteils geknüpft gewesen sei, sei allen Beteiligten von Anfang an klar gewesen. Die Entscheidung, die Erklärung zu unterschreiben, mit der die Kläger auf ein potentielles Millionenvermögen verzichten, ist nach Auffassung von Erwin Müller eine freiwillige Entscheidung mündiger Erwachsener gewesen. Die Anwälte von Erwin und seiner Ehefrau Anita Müller wollen die Hintergründe des Streits nicht kommentieren.

Im Gerichtssaal haben die Brüder Stefanie J. in die Mitte genommen. Von der Gegenseite ist nur Erwin Müllers Ehefrau Anita erschienen. Sie ist die frühere Sekretärin Müllers, die der Unternehmer 2006 heiratete. Andreas J. spricht im Gericht leise. Seine Stimme ist belegt. Auf einer Berghütte im Allgäu habe Erwin Müller gemeinsam mit seiner Frau erstmals über die Adoption gesprochen.

„An dem Tag war das Gespräch von großer Euphorie von Erwin Müller geprägt. Er hat gesagt, ich will Euch etwas Gutes tun, ich will Euch in meine Familie aufnehmen“, erzählt Andreas J.. „Und ich habe geantwortet, wir wollen Dir gute Adoptivkinder sein.“ Man habe Hochachtung vor Erwin Müller gehabt, man habe Freud und Leid und Tränen miteinander geteilt. „Er hat gesagt, Euch soll es an nichts fehlen.“ In dem Gespräch sei der Pflichtteilsverzicht noch nicht angesprochen worden. Erst vor dem Termin, an dem der Antrag auf Adoption unterschrieben werden sollte, sei der Punkt erstmals thematisiert worden.

An der Kaffeetafel saß der Notar am Tisch und „dann wurde uns der Antrag auf Adoption und der Pflichtteilsverzicht auf den Tisch gelegt. Was das bedeutet, war mir damals nicht klar“, sagt Andreas J. weiter. „Es ist mir in dem Moment nicht in den Sinn gekommen, Erwin Müller in dem Moment zu hinterfragen.“ Schließlich habe er ja zwei Tage später geheiratet. Erwin Müller war eingeplant als Trauzeuge.

Von der Finca, der Schießanlage und dem Gasthaus im Verwall ist nach Angaben von Andreas J. nach der Adoption nicht mehr die Rede gewesen. „Erwin Müller hat sogar einmal meiner Mutter die Hand auf die Schulter gelegt und gesagt, Deine Buben sollen mal die Finca haben. Wenn das einer mit so viel Liebe sagt, fragst du doch nicht, ist das eine Schenkung oder ist das ein Erbe“, sagt Andreas J. „Wir haben uns gefreut, aber in uns war keine Gier, wir wollten aus den Geschenken etwas machen und gute Adoptivkinder sein.“

Stefanie J. spricht klarer, selbstbewusster – und beschreibt die eigentlichen Motive Erwin Müllers aus ihrer Sicht so. „Als es um die Adoption ging, war das Unternehmen wirtschaftlich nicht gut aufgestellt und durch den Pflichtteilsanspruch wäre das Unternehmen gefährdet gewesen“, sagt die Ehefrau von Andreas J. „Wir wollten ihm helfen, sein Lebenswerk zu retten, indem wir der Adoption zustimmen.“ Erwin Müller habe bei den ersten Gesprächen gesagt: „Ihr wisst gar nicht, was ihr damit für mich tut.“ Als die Dokumente aber kurz vor der Hochzeit dann endgültig unterschrieben waren, sei die Reaktion des Unternehmers eine andere gewesen. „Erwin Müller hat dann gesagt, dass das eine rein wirtschaftliche Angelegenheit für ihn sei“, erzählt Stefanie J.

Erwin Müllers Ehefrau Anita wies die Ausführungen der Familie J. zurück. Die Idee für die Adoption sei schon viel früher entstanden. „Vor allem war immer klar, dass wenn Adoption, dann auch Pflichtteilsverzicht, das eine ging ohne das andere nicht, dazu hätte mein Mann nie zugestimmt“, erklärte Anita Müller. „Immer verknüpft damit waren zudem Schenkungen von jeweils 400.000 Euro an die drei und zwar alle zehn Jahre. Diese Schenkungen hat mein Mann mit der Adoption eingeleitet.“

Von weiteren Schenkungen darüber hinaus sei nie die Rede gewesen. „Für meinen Mann war das alles immer eine Herzensangelegenheit, und er ist tief enttäuscht, dass sich das alles so entwickelt hat.“ Erwin Müller habe unter dem Streit mit seinem leiblichen Sohn gelitten und sich deshalb neuen Familienanschluss gewünscht.

Wie innig war das Verhältnis wirklich?

Albin J. beschreibt in breitestem Allgäuerisch das aus seiner Perspektive innige Verhältnis mit Erwin Müller. „Da war nichts gespielt, er hat gesagt, es gibt nichts Schöneres, als mit Euch zusammen zu sein“, sagt der Bruder von Andreas J. „Wir waren seine Kinder für ihn, seine Familie.“

In Aussicht sei Albin J. gestellt worden, dass er nie mehr in seinem Leben finanzielle Sorgen haben werde. Kurz vor der Adoption sei auch über die Verzichtserklärung gesprochen worden. „Er hat gesagt, die wäre ihm wichtig, es ging ja um die Zukunft seiner Firma“, sagt Albin J. weiter. „Wenn er mir das alles gegeben hätte, was er mir versprochen hatte, was hätte ich denn mehr gewollt.“

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