«Er ist der Teufel»: Geschasster Arzt zockte im grossen Stil ab

Mohammed Al Saad hat eine dunkle Vergangenheit in Polen. Bevor er in die Schweiz kam, betrieb er eine Abzocker-Sprachschule.

Mohammed Al Saad, bekannt geworden als geschasster Hausarzt von Boltigen BE, soll vor seiner Zeit in der Schweiz mutmasslich eine gross angelegte Betrugsmaschinerie betrieben und damit beträchtliche Geldsummen eingenommen haben. Dies ergaben Recherchen von 20 Minuten.

Hunderte Personen sollen seiner Frau Anna Maria Al Saad und ihm zum Opfer gefallen sein.

«Er ist sehr gut darin, sich das Vertrauen von anderen Menschen zu erschleichen, was er dann schamlos ausnutzt.»

«Dieser Mann ist der Teufel», sagt Krzysztof*, ein hochrangiger Arzt an einem Spital in Polen, zu 20 Minuten. Al Saad habe mit seiner finanziellen Unterstützung ein Fachinstitut in Katowice aufbauen wollen. «Wir sind schnell Freunde geworden», sagt Krzysztof. «Er hat sogar meine Mutter kennen gelernt.» Eine Behauptung, die Krzysztof mit privaten Fotos von Al Saad belegen kann, die 20 Minuten vorliegen.

«er ist der teufel»: geschasster arzt zockte im grossen stil ab

«Wir wurden schnell Freunde», sagt Krzysztof*, ein hochrangiger Arzt an einem polnischen Spital, zu 20 Minuten. Das Bild zeigt Al Saad mit Krzysztofs Mutter.

«Er ist sehr gut darin, sich das Vertrauen von anderen Menschen zu erschleichen, was er dann schamlos ausnutzt», sagt Krzysztof. «Er schuldet mir bis heute 50’000 Euro plus Zins. Wir wollten zusammen ein Programm aufziehen, mit dem angehende Medizin-Studierende aus dem arabischen Raum nach Polen ziehen und hier studieren können. Er hat mich über den Tisch gezogen. Ich bin vor Gericht gegangen und habe trotzdem bisher nur einen Teil meines Geldes zurückbekommen.»

Lehrpersonen klagen über ausbleibende Löhne

Krzysztof ist nicht das einzige Opfer von Al Saad und seiner Frau. Wie Handelsregisterdaten zeigen, gründete das Ehepaar – sie stammt aus Polen, er aus Saudiarabien – zwei Firmen und eine Stiftung in Warschau und Katowice. Eine davon war unter dem Namen ILSP Unlimited Future Investments als Aktiengesellschaft eingetragen und existierte von 2015 bis zu ihrer Liquidation 2018. Weiterhin Bestand hat die 2016 gegründete Stiftung «Polnische-Arabische ILSP», deren Vorstandsvorsitzender Mohammed Al Saad ist.

«ILSP» steht für «International Language School of Poland». Wer mehr über diese Schule herausfinden will, merkt schnell: Es gibt sie nicht mehr. Die Webseite ist gelöscht, die Facebook-Seite verwaist. Die E-Mail-Adressen funktionieren nicht mehr. An keiner der Adressen, an der die Schule Räumlichkeiten gemietet haben soll, ist sie zu finden.

«er ist der teufel»: geschasster arzt zockte im grossen stil ab

Handelsregisterdaten aus Polen zeigen die Verbindungen von Mohammed und Anna Al Saad und ihre beiden Firmen. Ebenfalls involviert bei Unlimited Future Investments sind zwei Verwandte von Anna Al Saad (gepixelt).

Eine Art Schule muss aber zeitweise existiert haben. Auf einer polnischen Webseite, auf der Arbeitgeber bewertet werden können, finden sich schon seit 2013 seitenweise negative Bewertungen zur ILSP. Zahlreiche Lehrpersonen ärgern sich über den tiefen Lohn: «Al Saad bot mir lächerliche 1600 PLN (heute rund 360 Franken) netto als Vollzeitlehrer an. Da verdiene ich anderswo in Teilzeit mehr», schreibt ein User.

«Ich rate dringend davon ab, mit ihnen zusammenzuarbeiten.»

Viele Lehrpersonen beklagen, sie hätten Löhne nicht erhalten: «Ich rate dringend davon ab, mit ihnen zusammenzuarbeiten. Ich habe dort vor ein paar Jahren gearbeitet. Als ich kündigte, erhielt ich mein letztes Gehalt und Urlaubsgeld nicht. Es gab diverse weitere Probleme mit Einlagen», schreibt ein User.

Manchen Ex-Lehrkräften sollen die Al Saads 10’000 bis 20’000 PLN (rund 2200 bis 4400 Franken) schulden. Gewisse sollen gar keine Löhne erhalten haben. Mehrere berichten aber auch, vor allem zu Beginn noch, dass sie ihren Lohn jeweils problemlos erhalten hatten.

Die Masche mit den abgelehnten Visa

Auch angehende Schülerinnen und Schüler sollen die Al Saads gemäss mehreren Quellen um Geld betrogen haben. «Das ist ein Erlebnis in meinem Leben, das ich zutiefst bereue», sagt etwa Chinedu* zu 20 Minuten. «Ich war damals Student und hatte weder genug Geld noch ein Netzwerk, das mir helfen konnte, zu kämpfen.»

Das System der Al Saads funktionierte bei ihm so: Sie warben seine kleine Vermittlungsagentur, ansässig in Nigeria, an. «Sie schienen mir glaubwürdig, sie hatten interessante Programme, die ich als geeignet für unsere Kunden beurteilte», sagt Chinedu. «Ich habe mehrfach nachgefragt, was passiert, wenn einer unserer Kunden kein Visum für Polen erhält. Da wir aus Afrika sind, kommt das häufig vor.»

«er ist der teufel»: geschasster arzt zockte im grossen stil ab

Auszug aus der Vereinbarung der ILSP und ihren Schülerinnen und Schülern. Unter Punkt 5.2 heisst es (mit mehreren Schreibfehlern): «Falls das Visum abgelehnt wird, wird die ILSP nur die Bewerbungsgebühren und gegebenenfalls die Wohnvermittlungsgebühren geltend machen, zudem alle Gebühren, die das Komitee für angemessen und gerecht befindet.»

Man sicherte ihm zu, dass es in diesem Fall das Geld zurück gebe. Das steht auch im Agent Agreement, das von Mohammed Al Saad persönlich unterschrieben wurde, und 20 Minuten vorliegt. Wird das Visum verweigert, werden nur die Anmeldegebühr und die Vermittlungsgebühr für die Unterkunft verrechnet. Das wären 180 Euro gewesen.

«Bedenken Sie mal, wie viel Geld 3000 Euro für nigerianische Verhältnisse sind.»

Insgesamt beliefen sich die Kosten für den Kurs auf 9235 Euro. Chinedus Kundin hatte bereits 3000 Euro als Anzahlung an die ILSP geleistet. Das Geld bekam die junge Frau nie wieder zurück. Begründung: Sie sei selber schuld, weil sie falsche Dokumente eingereicht habe. Nachweislich ist der Ablehnungsgrund der polnischen Botschaft jedoch ein anderer: Es bestünden berechtigte Zweifel, dass sie nach Ablauf des Visums Polen wieder verlassen würde.

«Bedenken Sie mal, wie viel Geld 3000 Euro für nigerianische Verhältnisse sind», sagt Chinedu zu 20 Minuten. «Es ist verabscheuungswürdig, Studierenden aus Entwicklungsländern, die etwas lernen und sich verbessern wollen, Geld abzuknöpfen.»

Auf der Facebook-Seite der ILSP meldete sich ein Mann aus den Vereinigten Emiraten. «Ich habe für einen Kurs, den mein Sohn hätte besuchen sollen, 52’000 AED (rund 13’000 Franken) bezahlt. Sein Visum wurde abgelehnt, aber Al Saad hat das Geld nie zurückgezahlt.» Der Mann gibt an, dass er von mindestens fünf weiteren Personen weiss, denen dasselbe passiert ist.

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Ein Mann aus den Vereinigten Arabischen Emiraten beschwert sich auf Facebook über die ILSP.

Scheinfirma zur Verschleierung von Geldflüssen

Zusätzlich zur ILSP agierten die Al Saads über eine Firma namens «English and Premedical Centre». Deren genauer Zweck ist unklar. Im Handelsregister eingetragen war sie wohl nicht, ein «Zentrum» existierte nie. Dokumente, die 20 Minuten vorliegen, zeigen, dass Geld von potenziellen Schülern an die Firma bezahlt wurde. Die Vermutung liegt nah, dass sie einzig dazu existierte, den Geldfluss gegenüber den Behörden zu verschleiern.

«Mohammed und Anna Al Saad hätten uns beinahe ruiniert», sagt Farah* aus dem Iran zu 20 Minuten. «Sie kontaktierten uns 2015. Sie behaupteten, sie könnten mit ‹exklusiven Rekrutierungsrechten› angehende Medizinstudenten an polnische Unis vermitteln. Wir fanden erst später heraus, dass das überhaupt nicht stimmte.» Farah und ihre Agentur verloren so 40’000 Euro.

«Wir hatten alles schriftlich, trotzdem wurden beide Verfahren gegen ihn sistiert.»

Farah und ihre Agentur verklagten die ILSP in Polen auf zivil- und strafrechtlichem Weg. Beide Verfahren wurden sistiert. «Das Zivilverfahren, weil die Al Saads die Zahlungen erfolgreich verschleiern konnten», sagt Farah. «Das Strafverfahren, weil er dazu einfach nicht erschien. Dabei hatten wir alles schriftlich: Beweise für Zahlungen, seine Versprechen, auch seine Drohungen, falls wir gerichtlich gegen ihn vorgehen wollen.»

Provision zurück für «höfliche Entschuldigung»

Die Dokumente liegen 20 Minuten vor. Im Polizeiprotokoll sagt Mohammed Al Saad, er arbeite nur auf freiwilliger Basis für seine Sprachschule, die im Übrigen seiner Frau gehöre. Handelsregisterdaten zeigen aber, dass das nicht stimmt.

Er habe keine Zahlung für den betreffenden Studenten erhalten. Er würde die Provision zurückzahlen, wenn sich Farah bei ihm «höflich» entschuldigen würde. Auch das stimmt nachweislich nicht. Ein Bankauszug zeigt, dass die Zahlung tatsächlich stattgefunden hat. Zudem beschwert er sich gegenüber der Polizei darüber, dass er im Internet «bedroht und verflucht» werde.

«Ich hoffe, dass sie hinter Gitter kommen, bevor sie noch weiteren Schaden anrichten.»

In Mails an Farah, in denen er sie «unhöflich» und «unreif» nennt, gibt Mohammed Al Saad zu, dass es Fehler gegeben habe. Er schiebt diese aber Anna zu – ohne zu sagen, dass es sich dabei um seine Frau handelt – und gibt vor, sie dafür entlassen zu haben.

Für Farah ist klar, dass der Trick darin bestand, Leute zu betrügen, die nichts ausrichten konnten, also junge Menschen aus eher armen Ländern. «Sie haben mit so vielen Leben gespielt», sagt Farah. «Ich hoffe, dass sie hinter Gitter kommen, bevor sie noch weiteren Schaden anrichten.»

* Namen geändert

Warst du bei Mohammed Al Saad in Behandlung, als er Arzt in Brienz tätig war, oder hattest sonst mit ihm oder seiner Frau zu tun?

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