Börse: Hoffnung auf Deeskalation in Nahost stützt Dax und Dow, Rüstungswerte ziehen an

Nach dem iranischen Angriff auf Israel beherrscht Kriegsangst am Montag die Börsen. Anleger setzen darauf, dass Israel auf einen Gegenschlag verzichtet. Das stützt Dax und Dow. Der Ölpreis fällt auf hohem Niveau. Rüstungswerte legen zu.

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Börse: Hoffnung auf Deeskalation in Nahost stützt Dax und Dow, Rüstungswerte ziehen an

Trotz des iranischen Angriffs auf Israel zeigen sich die Anleger an den europäischen Börsen gelassen. Der Dax notierten gegen Mittag am Montag jeweils 1,3 Prozent im Plus bei 18.156 Punkten. Der MDax der mittelgroßen Werte legte zuletzt um 0,6 Prozent zu auf 26.743 Zähler. Der EuroStoxx50 gewann 1,3 Prozent auf 5020 Punkte.

Nach Einschätzung von Analysten ist das Risiko einer iranischen Vergeltung nach dem Israel zugeschriebenen Angriff auf die iranische Botschaft in Syrien bereits seit einiger Zeit größtenteils in den Aktienkursen eingepreist. Zudem setzten Anleger darauf, dass der Angriff dank diplomatischer Anstrengungen eine einmalige Sache bleibe, heißt es von Analysten.

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Das Rätseln, ob es nun zu einer Ausweitung des Krieges im Gazastreifen auf die gesamte Region kommt, gab Aktien von Rüstungskonzernen Auftrieb. In Deutschland legten Rheinmetall und Hensoldt um jeweils rund anderthalb Prozent zu. Ihre Rivalen SAAB aus Schweden, Leonardo aus Italien, Thales aus Frankreich und BAE Systems aus Großbritannien gewannen zwischen knapp zwei und knapp drei Prozent.

Von Analysenseite brachte eine Anlageempfehlung der US-Bank Morgan Stanley zu Adidas den Papieren des Sportartikelherstellers ein Plus von 3,5 Prozent. Ein Anziehen der Wachstumsdynamik überstrahle die Risiken der Anlagestory, schrieb Experte Edouard Aubin.

Bayer und Varta setzen Kursrutsch fort

Bayer als Schlusslicht im Dax gaben um 2,8 Prozent nach. Der Patentverlust des Gerinnungshemmers Xarelto in Großbritannien passe zur Entscheidung in Frankreich Ende März, schrieb Analyst Richard Vosser von JPMorgan. Er nannte dies enttäuschend, auch wenn das in den Planungen des Dax-Konzerns für 2024 bereits berücksichtigt sei.

Im SDax büßten Varta weitere 8,8 Prozent ein, nachdem die Aktien bereits am Freitag um etwas mehr als 30 Prozent abgesackt waren. Der Batteriehersteller hatte das eigene Umstrukturierungskonzept als unzureichend betitelt und seine Geldgeber erneut um Hilfe gebeten.

US-Börsen trotzen Angriff in Nahost

Die US-Börsen sind trotz der Eskalation im Nahen Osten mit Gewinnen in die neue Woche gegangen. Der Leitindex Dow Jones Industrial stieg am Montag im frühen Handel um 0,9 Prozent auf 38.322 Punkte. Am Freitag war das US-Börsenbarometer auf das niedrigste Niveau seit Ende Januar gefallen. Vom Rekordhoch im Januar knapp unter 40.000 Zählern hatte sich der Dow zuletzt immer weiter entfernt.

Der marktbreite S&P 500 stieg zum Wochenbeginn um 0,8 Prozent auf 5165 Zähler. Der technologielastige Nasdaq 100 erholte sich um 0,8 Prozent auf 18.138 Punkte.

Auf Rang eins im Dow Jones Industrial lagen die Aktien von Goldman Sachs mit einem Aufschlag von 4,6 Prozent. Das Geldhaus habe im ersten Geschäftsquartal vor allem im Handel mit festverzinslichen Wertpapieren und Aktien gut abgeschnitten, lobte Analyst Brennan Hawken von UBS. Im Fahrwasser von Goldman Sachs waren auch die Papiere anderer Banken wie Morgan Stanley, Bank of America und Wells Fargo gut unterwegs.

Zu den Verlierern zählten Tesla mit einem Minus von 3 Prozent und Apple, die um 1 Prozent nachgaben. Tesla will angesichts der Flaute am Elektromarkt und zuletzt schwacher Verkäufe weltweit mehr als jede zehnte Stelle im Unternehmen streichen. Bei Apple kam schlecht an, dass der iPhone-Hersteller im Smartphone-Markt im vergangenen Quartal nach Berechnungen von Marktforschern wieder hinter Samsung zurückgefallen ist.

Der SAP-Rivale Salesforce will einem Pressebericht zufolge den Datenmanagementsoftware-Anbieter Informatica übernehmen. Die Gespräche befänden sich in einem späten Stadium, berichtete das “Wall Street Journal” unter Berufung auf Insider. Ein Problem sei, dass der diskutierte Übernahmepreis wegen des kräftigen Kursanstiegs im laufenden Jahr inzwischen unter dem aktuellen Börsenpreis liege. Salesforce-Aktien büßten als größter Verlierer im Dow 4 Prozent ein. Aktien von Informatica verloren 2,3 Prozent.

Am Wochenende hatte sich der Konflikt zwischen Israel und dem Iran deutlich verschärft. Die iranische Armee griff am Samstag israelische Ziele mit rund 300 Raketen und Drohnen an. Das israelische Militär wehrte nach eigenen Angaben die Attacke erfolgreich ab. Israels Staatsführung hat indes Medienberichten zufolge noch nicht entschieden, wie sie auf den iranischen Angriff vom Wochenende reagieren soll.

Euro weiter unter Druck

Der Euro blieb unter Druck. Die Aussicht, dass die Zinsen in den USA hoch bleiben und ab Juni im Euroraum sinken werden, belastet die Gemeinschaftswährung. Zuletzt kostete die Gemeinschaftswährung 1,0642 US-Dollar. Im europäischen Geschäft war der Euro auf den niedrigsten Stand seit Anfang November gefallen. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs auf 1,0652 (Donnerstag: 1,0729) US-Dollar festgesetzt. Der Dollar hatte damit 0,9387 (0,9320) Euro gekostet.

Ölpreise sinken wieder leicht

Die Hoffnung auf eine zurückhaltende Reaktion Israel auf den iranischen Drohnen- und Raketenangriff vom Wochenende und die Vermeidung einer weiteren Eskalation im Konflikt ließ die Ölpreise sinken. Die Nordsee-Rohölsorte Brent und die US-Sorte WTI verbilligten sich um jeweils knapp ein Prozent auf 89,73 und 84,89 Dollar pro Barrel (159 Liter). “Der begrenzte Schaden und die Tatsache, dass es keine Todesopfer gab, bedeutet, dass Israels Reaktion vielleicht maßvoller ausfallen wird”, sagte der Rohstoffexperte der ING, Warren Patterson, dazu. “Aber es besteht natürlich immer noch eine große Unsicherheit.”

Das Rätseln, ob es nun zu einer Ausweitung des Krieges im Gazastreifen auf die gesamte Region kommt, gab Aktien von Rüstungskonzernen Auftrieb. In Deutschland legten Rheinmetall und Hensoldt um jeweils rund anderthalb Prozent zu. Ihre Rivalen SAAB aus Schweden, Leonardo aus Italien, Thales aus Frankreich und BAE Systems aus Großbritannien gewannen zwischen knapp zwei und knapp drei Prozent.

Goldpreis erreicht Rekordhoch

Der Goldpreis hat am Freitag seinen Höhenflug fortgesetzt. Am Morgen stieg der Preis für eine Feinunze (etwa 31,1 Gramm) über 2400 US-Dollar.

Schon in der vergangenen Woche war der Goldpreis von einem Rekord zum nächsten geeilt. Fachleute nennen einige Gründe für die Serie, darunter die hohen geopolitischen Risiken in der Welt, insbesondere im Nahen Osten. Hinzu kommt die hohe Nachfrage seitens großer Notenbanken, in erster Linie der chinesischen Zentralbank.

Bitcoin erholt sich

Die Digitalwährung Bitcoin hat sich nach einem stärkeren Kursverlust am Wochenende am Montag erholt. Der Kurs stieg wieder über die Schwelle von 66.000 Dollar. Am Freitag war der Bitcoin noch mit rund 71.000 Dollar bewertet worden. Am Samstag stürzte er dann auf unter 62 000 Dollar. Mit dem aktuellen Kurs von rund 66 000 Dollar liegt die älteste Kryptowährung in diesem Jahr aber immer noch rund 50 Prozent im Plus.

Am Wochenende hatten nicht nur Kryptowährungen, sondern auch die Aktienmärkte nervös auf die Angriffe des Irans auf Israel reagiert. Dazu kamen beim Bitcoin Gewinnmitnahmen vor sogenannten Halving-Events. Am kommenden Samstag wird dabei die Belohnung für das Berechnen neuer Bitcoins halbiert – zum vierten Mal in der Geschichte der Währung. In der Vergangenheit folgten den Halvings stets neue Kursgewinne. Krypto-Anleger erhoffen sich vom nächsten Halving, dass der Bitcoin-Kurs deutlich über bisherige Rekordmarken springt – und nicht wieder abstürzt.

Durch das Halving werde auch die Menge der Bitcoins, die in das System eingeführt werden, halbiert, erklärte Eric Demuth, Mitgründer und CEO der Krypto-Handelsplattform Bitpanda. “Nach dem Prinzip von Angebot und Nachfrage könnte dies zu einem Anstieg des Bitcoin-Preises führen, wenn die Nachfrage weiterhin die nun kleiner werdende Angebotsausweitung übersteigt.”

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