Berlin-Köpenick: Bibeltreue Frau soll elfjährige Tochter und Oma getötet haben – Anklage

In diesem Haus in der Kinzerallee in Köpenick wurden die Toten gefunden.

Die Familie lebte wohl sehr abgeschottet in der Kinzerallee in Berlin-Köpenick, hatte Lebensangst, wie es aus Ermittlerkreisen hieß. Sie wollte sich umbringen. Am Ende waren ein Kind und dessen Großmutter tot. Sie starben zwischen dem 13. und 14. Oktober vergangenen Jahres eines gewaltsamen Todes.

Die Berliner Staatsanwaltschaft hat nun Anklage erhoben gegen die Mutter des elf Jahre alten Mädchens und dessen Großvater. Die Frau soll ihre elfjährige Tochter getötet haben. Sie wirft der 42-jährigen Frau Totschlag vor.

Zudem soll die Angeklagte auch ihre 68-jährige Mutter – die Oma des Kindes – umgebracht haben. Die Staatsanwaltschaft geht in diesem Fall von Tötung auf Verlangen aus.

Der 70 Jahre alte Großvater muss sich wegen Totschlags durch Unterlassen verantworten. Er soll von der Tötungsabsicht gewusst und zumindest den Tod seiner Enkelin nicht verhindert haben.

Was ist passiert? Die Familie hatte wohl beschlossen, gemeinsam aus dem Leben zu scheiden. Zwischen dem 13. und 14. Oktober soll die 42-jährige Angeklagte zunächst ihrer Tochter die Pulsadern und danach ihrer 68 Jahre alten Mutter auf ausdrücklichen Wunsch, wie es heißt, durch die Beibringung tiefer Schnitte in den Unterarm getötet haben.

Wie die Staatsanwaltschaft weiter mitteilte, lebte die Familie bibeltreu und pietistisch, „wobei ihr Glaube auch spirituell-esoterische Züge angenommen haben“ soll. In diesem Weltbild habe sich die Familie immer mehr von der gesellschaftlichen Entwicklung überfordert gefühlt.

Sie sei mit der Politik unzufrieden und von der Einwanderung zunehmend verängstigt gewesen. Deswegen habe sie sich immer mehr abgeschottet. Der Wunsch, sich diesen Sorgen dauerhaft zu entziehen, soll dabei immer weiter gereift sein. Schließlich sei er in die Tat umgesetzt worden.

Nach der Tat war bekannt geworden, dass das elfjährige Mädchen einen Abschiedsbrief an eine Freundin hinterlassen haben soll. Auch die anderen Familienmitglieder hatten wohl schriftliche Erklärungen hinterlassen.

Zudem wollten sich die nun Angeklagten nach Angaben der Staatsanwaltschaft auch selbst töten. Wie es nach der Tat hieß, soll sich der Großvater in der Wohnung, in der er mit seiner Frau lebte, ein Messer in den Bauch gerammt haben.

Die Angeklagten wurden kurz nach der Tat festgenommen, sitzen seitdem in Untersuchungshaft. Das elfjährige Mädchen wurde am 17. Oktober vergangenen Jahres obduziert. An diesem Tag wäre es zwölf Jahre alt geworden.

Ein Termin für den Prozess, der vor einer Schwurgerichtskammer stattfinden wird, steht noch nicht fest.