Eintracht Frankfurt: Krösches Roulette
Kaderplanung
Eintracht Frankfurt: Krösches Roulette
Bei der Eintracht im Gespräch: der Kölner Abwehrhüne Jeff Chabot (links) und Nadiem Amiri (rechts), aktuell Mainz 05.
Auf den Sportvorstand von Eintracht Frankfurt warten wieder einmal herausfordernde Aufgaben und knifflige Entscheidungen.
Es ist bekannt, dass die sehr interessante und sehr begabte Fußballmannschaft der Frankfurter Eintracht im Sommer noch einmal ein gutes Stück weit interessanter und begabter wird. Ein paar neue Feger sind schon fest verpflichtet, alles junge Burschen: Linksverteidiger Nathaniel Brown, 20 Jahre alt, kommt vom 1. FC Nürnberg, Mittelfeldmann Krisztian Lisztes, 18, von Ferencvaros Budapest und Verteidiger Aurele Amenda, 20, von Young Boys Bern.
Zudem heuert noch einer sicher an, dessen Verpflichtung bislang nicht verkündet ist: Can Uzun, 18, ebenfalls vom 1. FC Nürnberg. Der Kreativspieler, zehn Millionen Euro schwer, gilt hierzulande als eines der größten Talente überhaupt. Er könnte, wie Abwehrkante Amenda, der für 9,5 Millionen Euro kommt und durch Boni-Zahlungen noch deutlich teurer werden könnte, direkt eine Rolle spielen im Eintracht-Ensemble. Bei den anderen beiden weiß man das nicht so genau, sie werden auf ihre Tauglichkeit erst einmal überprüft und gegebenenfalls zwecks Häufung von Spielpraxis an einen anderen Standort verliehen. Das kann klappen, muss aber nicht.
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Vielleicht sind sie aber schon weiter als gedacht und können sich direkt einreihen in die Mannschaft von Trainer Dino Toppmöller. Das wird man erst im Laufe der Vorbereitung sehen.
Und manchmal kommt es halt anders, als man denkt: Schweden-Juwel Hugo Larsson etwa war vor dieser Runde und auch im Laufe der präsaisonalen Phase eher als Backup-Spieler eingeplant, der sich noch entwickeln muss – und dann ist der Youngster durch die Decke geschossen. Auch wenn der 19-Jährige zuletzt häufiger mit Verletzungen zu kämpfen hatte, deshalb nicht so spielprägend war und seinen Stammplatz verlor.
Emre Can zur Eintracht? Blanker Unfug
Anders verhielt es sich bei anderen Akteuren, die mit einiger Hoffnung geholt wurden, aber es nicht packten: Jessic Ngankam etwa, der aus Berlin kam, im Winter nach Mainz verliehen wurde, dort aber eine Verletzung an die nächste reiht und im Sommer recht unglücklich nach Frankfurt zurückkehren wird. Der Stürmer hat keine Zukunft bei der Eintracht. Und mal sehen, was aus Paxten Aaronson wird, der mit Vitesse Arnheim auch aufgrund eines 18-Punkte-Abzugs aus der ersten niederländischen Liga absteigen wird, aber persönlich dazu gelernt hat.
In elf von elf Spielen stand der US-Amerikaner in der Startelf, spielte immer durch und kommt auf vier Tore, darunter jüngst ein Doppelpack beim 3:2-Achtungserfolg gegen Fortuna Sittard. So eine richtige Erfolgsgeschichte ist das Kurzzeitengagement freilich nicht. In den elf Partien setzte es sieben Niederlagen, nur zwei Spiele entschied Vitesse für sich. Die Zukunft in Frankfurt steht für den 20-Jährigen in den Sternen. Die Frage ist, ob er sich in einer physisch starken Spielklasse wie der Bundesliga durchsetzen kann.
Und, auch das ist längst kein Geheimnis mehr: Die Eintracht wird versuchen, den vielen jungen Hüpfern noch punktuell Erfahrungswerte zuzuführen. Das ist zwingend erforderlich. Nicht nur, weil Faktoren wie Identifikation durch den Abgang von Kapitän Sebastian Rode sowie Bundesliga-Dino Makoto Hasebe automatisch nachlassen, sondern auch weil das Team dringend eine andere innere Festigkeit braucht, mehr Leader, Mentalitätsspieler, Haudegen; Typen, die Basis bilden für das, was die Talente so zaubern sollen und dürfen.
Klar ist, dass noch ein Verteidiger kommen soll, ein rechter Abwehrmann, eine Offensivkraft (Nadiem Amiri?) und, ganz wichtig, mindestens ein zentraler Mittelfeldspieler, der auch um die 30 sein könnte oder vielleicht auch sollte. Ganz sicher wird das nicht Emre Can von Borussia Dortmund sein. Ein extern ins Spiel gebrachtes Gedankenspiel um den gebürtigen Frankfurter hat im Führungszirkel der Eintracht für Belustigung gesorgt. Blanker Unfug.
Viel Kohle im Spiel
In der Abwehr im Gespräch sind Konstantinos Koulierakis von Paok Saloniki sowie Jeff Chabot vom 1. FC Köln, der im Falle eines Abstiegs der Rheinländer (sehr wahrscheinlich) für fünf Millionen Euro gehen könnte. Der 26-Jährige, in Hanau geboren, hat schon in der Jugend für die Eintracht gespielt. Aber auch der VfB Stuttgart ist im Rennen.
So oder so: Auf Sportvorstand Markus Krösche lastet wieder einiger Druck, er muss im Spieler-Roulette die richtigen Entscheidungen treffen. Das ist die große Kunst. Nicht alle Einkäufe werden funktionieren. Wenn es die Hälfte packt, ist die Quote gut – selbst bei Spielern, die zwischen sieben und zehn Millionen Euro kosten. In dieser Range bewegt sich die Eintracht inzwischen für gewöhnlich bei ihren Zukäufen. Das ist schon nicht wenig Zaster.
Doch wie sich die Spieler machen und entwickeln, wie gut sie wirklich sind, wie sie im neuen Umfeld klarkommen, mit Widerständen umgehen, mit der Körperlichkeit der Bundesliga – all das lässt sich vorher höchstens erahnen. Doch erst in der Praxis wissen die Verantwortlichen, wie es um die echte Leistungsfähigkeit bestellt ist. Allzu große Fehler verzeiht die Bundesliga nicht.