Ein völlig unerwartetes Klima-Szenario, das Hoffnung macht

Die Klimaprobleme sind lösbar, selbst wenn die Widerstände groß bleiben. Dafür müssen die großen Staaten allerdings besser zusammenarbeiten. Das hat eine Studie des Weltenergierats ergeben. Auf ein Instrument kommt es dabei ganz besonders an.

ein völlig unerwartetes klima-szenario, das hoffnung macht

Südeuropa leidet unter Dürre und Wassermangel. In Katalonien in Spanien sind die Stauseen im Schnitt nur noch zu 26 Prozent gefüllt. Vor einem Jahr waren es noch 58 Prozent. Besonders augenfällig ist die Dürre am katalanischen Sau-Stausee in Vilanova de Sau. Im Bild: ein altes Boot auf dem ausgetrockneten See.

Große Klimakonferenzen haben oft etwas Geheimnisvolles. Beim jüngsten Weltenergie-Kongress in Rotterdam Ende April trafen sich über 5000 Experten und Spezialistinnen aus aller Welt. Weitgehend unbeachtet von der Öffentlichkeit erarbeiteten die Fachleute in der niederländischen Hafenstadt einen Pfad der künftigen globalen Energieversorgung, der sich von den dramatischen Prognosen der Klimaforscher genauso unterscheidet wie von den überambitionierten Szenarien der Umweltschützer.

Die Energieexperten nennen die beiden Pfadalternativen Felsen (Rocks) und Flüsse (Rivers). Sie sollen einen realistischen Blick auf die Zukunft werfen. Dabei stellen sie einige Gewissheiten infrage. Im ersten Szenario arbeiten die wichtigen Staaten kaum zusammen, jede Partei verfolgt zuerst die eigenen Interessen. Und nur was allen unerlässlich erscheint, wird umgesetzt. Allein die Technologie und die jeweiligen nationalen Strategien vermindern den Kohlendioxid-Ausstoß. In der zweiten Variante arbeiten die Staaten der Welt zusammen, aber sie erzielen nur mühsam eine Übereinkunft über Mittel und Wege, den Klimawandel zu verlangsamen. Derweil wächst die Weltbevölkerung von derzeit 8,1 bis 2050 auf 9,6 Milliarden Menschen, vor allem in Afrika. Zugleich nimmt die globale Wirtschaftsleistung bis 2030 konfliktbedingt jährlich um zwei bis drei Prozent, danach aber um durchschnittlich drei Prozent zu. Das erstaunliche Ergebnis: Selbst im ungünstigen Szenario wird die Welt lediglich um 2,5 Grad wärmer. Das mag immer noch zu viel sein, es ist aber auch nicht die Weltkatastrophe, vor der viele Klimaforscher in jüngster Zeit wieder verstärkt warnen. Bei etwas mehr Kooperation kann die Erderwärmung sogar auf zwei Grad beschränkt werden. Und das ist eine kleine Sensation.

Was heißt das für die Zukunft? Trotz aller internationaler Spannungen und nationaler Alleingänge erwartet Hans-Wilhelm Schiffer, führendes Mitglied im Weltenergierat und Berater mehrerer Konzerne in internationalen Energiefragen, in nur wenigen Jahrzehnten ein völlig neues Bild der globalen Energieversorgung. „Es vollzieht sich ein Wandel von einem durch fossile Energien geprägten Zeitalter zu einer Welt, in der die erneuerbaren Energien dominieren.“ Das mag wie ein allseits bekanntes Regierungsprogramm klingen. Doch in Wahrheit steckt hinter der Aussage selbst unter ungünstigen Bedingungen eine Revolution.

Während vor 40 Jahren der Anteil der fossilen Energieträger wie Öl, Kohl oder Gas bei 88 Prozent lag (1985), ist er bis 2023 nur auf gut 80 Prozent zurückgegangen – trotz unzähliger Konferenzen, internationaler Verhandlungen und globaler Abkommen. Bei der Stromerzeugung sank die fossile Quote im gleichen Zeitraum von 64 auf lediglich 60 Prozent. Dabei sind Energieträger wie Öl, Kohle und Gas für die Erderwärmung in starkem Maße verantwortlich.

Die Änderungen werden in den kommenden Jahren deutlich zu sehen sein. Selbst das ungünstige Energieszenario „Rocks“ sieht bis 2050 einen Anteil der fossilen Energien von nur noch 57 Prozent vor, während die Erneuerbaren von derzeit 15 auf 36 Prozent steigen. Bei der Stromerzeugung sieht die Bilanz noch besser aus. Obwohl der Bedarf sich weit mehr als verdoppelt, kommen in diesem Szenario gut 71 Prozent der Elektrizitätsgewinnung aus erneuerbaren Quellen. Gas und Kohle machen dann 21 Prozent aus, während es heute noch immer 62 Prozent sind.

Auch der Ausstoß an Kohlendioxid weltweit erreicht aktuell seinen Höhepunkt mit gut 40 Milliarden Tonnen. Im Jahr 2050 werden es nach dem günstigen Szenario „Rivers“ noch 22 Milliarden Tonnen sein, also kaum mehr als die Hälfte, nach der eher pessimistischen Variante „Rocks“ immerhin 30 Milliarden Tonnen sein. Die Prognosen bewegen sich durchaus auf einer Linie mit den Studien der Internationalen Energie-Agentur, der Unternehmensberatung McKinsey oder dem staatlichen Energiewirtschaftlichen Institut Japans. Es tut sich etwas beim Klima – allen Unkenrufen zum Trotz.

Freilich verletzt das pessimistische Szenario die Ziele des Pariser Abkommens, bei dem die Staaten der Welt eine Klimaerwärmung von unter zwei Grad anstreben. Eine Erderwärmung von 2,5 Grad hätte überdies weitreichende Auswirkungen auf die Bewohnbarkeit von Teilen der Erde und könnte den Meeresspiegel so anheben, dass verheerende Überschwemmungen zu befürchten sind. Die Lösung für den Energieexperten Schiffer lautet daher: Mehr Kooperation. „Die Ziele des Abkommens von Paris sind nur bei einer verbesserten Zusammenarbeit der wichtigen Länder wie USA, China und Indien, Japan, Australien sowie der EU erreichbar.“

Eine stärkere Zusammenarbeit der für den Klimaschutz wichtigen Länder könnte nach den Berechnungen des Weltenergierats immerhin den Anteil der erneuerbaren Energien an der gesamten Energieversorgung auf 45 Prozent bis 2050 erhöhen. Der Anteil von Gas, Kohl und Öl läge dann bei 46 Prozent. Der völlige Ausstieg aus den fossilen Energieträgern ist hingegen unrealistisch. Vor allem die Kohle, die lange Zeit die Weltwirtschaft als Energiequelle am Laufen hielt, hätte aber ausgedient. Sie käme noch auf fünf Prozent, bei der Stromproduktion gar nur auf drei Prozent. Hier machen die fossilen Quellen im Strommix nur noch 14 Prozent aus, die erneuerbaren Energien hingegen fast 80 Prozent. Das hat alles nichts mehr mit der heutigen Energieversorgung zu tun.

Der Weg dahin ist dennoch schwierig. Nach Ansicht der meisten Experten muss die Welt auf alle vorhandenen Technologien, den Einsatz von Künstlicher Intelligenz und anderen Innovationen, aber auch den Ersatz der fossilen Energieträger durch Wasserstoff setzen. Und das wichtigste Steuerungsinstrument ist der Preis. „Ein angemessener Preis auf den Ausstoß von CO2 ist das wirksamste Mittel für die Einhaltung der Klimaziele. Darauf sollten sich die Länder verständigen statt darüber zu diskutieren, ob die vereinbarten Ziel erreicht werden können oder ob weitere Zielverschärfungen angesagt sind“, findet das Weltenergierat-Mitglied Schiffer. Sowohl über eine scharfe CO2-Steuer oder einen umfassenden Zertifikate-Handel mit Emissionsrechten für den Kohlendioxid-Ausstoß lassen sich die Pariser Ziele einhalten.

Doch das funktioniert nur im weltweiten Kontext. Sonst könnte es zu großen Verzerrungen im internationalen Handel kommen. Denn deutsche Unternehmen wären global im Nachteil, wenn sie die Lasten der CO2-Minderung allein tragen müssten. Der Klimawandel, das zeigt die Konferenz von Rotterdam, wird zunehmend beherrschbar – dank vorhandener Technologien, Alternativen wie Wasserstoff oder dem Erfindungsgeist der Menschen. Aber die Regierungen der Welt müssen es auch wollen. Sonst droht trotz günstiger Ansätze doch noch ein Desaster.

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