Ein 17-jähriger Schachspieler düpiert am Kandidatenturnier sämtliche Favoriten. Wird er nun sogar Weltmeister?

ein 17-jähriger schachspieler düpiert am kandidatenturnier sämtliche favoriten. wird er nun sogar weltmeister?

Spielte am Kandidatenturnier in Toronto beeindruckend: der 17-jährige Inder Dommaraju Gukesh. Norbert Wienold / Imago

Für den 17-jährigen Schachgrossmeister Dommaraju Gukesh aus dem indischen Chennai ging in der Nacht auf Montag nach seiner letzten Partie im Schach-WM-Kandidatenturnier das Zittern erst richtig los.

Zwar hatte er mit einem ungefährdeten Remis gegen Hikaru Nakamura den Amerikaner erfolgreich auf Distanz gehalten, doch am Nebenbrett duellierten sich mit Fabiano Caruana und Jan Nepomnjaschtschi zwei weitere Konkurrenten, die nur einen halben Punkt zurücklagen und mit einem Sieg zum Überraschungsmann des WM-Kandidatenturniers in Toronto aufzuschliessen drohten. Die zwei hatten unter sich bereits den Sieger der letzten drei Kandidatenturniere ausgemacht und galten auch in diesem Jahr als die grössten Favoriten.

Caruana überspielt «Nepo» nach allen Regeln der Kunst

Während Caruana sich erst mit zwei Siegen in den Runden zwölf und dreizehn in Position gebracht hatte, war Nepomnjaschtschi schon von Beginn weg an der Tabellenspitze zu finden. Sein dritter Kandidatenturniersieg in Folge schien zur Halbzeit beinahe unausweichlich – er wäre ein Novum in der Schachgeschichte gewesen.

Doch für einmal liessen die Kräfte des Russen gegen Ende des dreiwöchigen Wettkampfs nach, und nur ein glücklicher Sieg in der 11. Runde hielt ihn im Rennen. In der alles entscheidenden Schlussrundenbegegnung war es dann Caruana, der früh die Initiative übernahm und «Nepo» in einem Damengambit nach allen Regeln der Kunst überspielte.

Doch plötzlich wurde der für seine Nervenstärke bekannte Amerikaner unsicher. Der Sieg, der an einem anderen Tag eine reine Formsache gewesen wäre, entglitt ihm Zug für Zug. Und so einigten sich die zwei Kontrahenten schliesslich tief in der Nacht und nach 109 Zügen auf ein Remis.

«Ich fühle mich wie ein Idiot», bekannte ein erschöpfter Caruana, der mindestens ein halbes Dutzend klare Gewinnmöglichkeiten ausgelassen hatte. Gleichzeitig konnte die indische Schachnation endlich feiern: Gukesh, jüngster Spieler und nur die Startnummer sechs im Teilnehmerfeld mit acht Spielern, lag mit 8½ Punkten allein an der Spitze und hatte sich damit sensationell für den WM-Wettkampf gegen den chinesischen Titelhalter Ding Liren qualifiziert. Die viel erfahreneren Rivalen, die alle in ihren Dreissigern sind, hatten mit einem halben Punkt Rückstand hinter dem Teenager das Nachsehen.

Dass der frühere Weltmeister Viswanathan Anand von einer talentierten neuen Generation abgelöst würde, hatte sich schon seit Jahren abgezeichnet, auch wenn die indische Schachlegende den Spitzenplatz im nationalen Ranking nach 37 Jahren erst vor kurzem hatte abtreten müssen. Allein der Sachverhalt, dass drei von acht WM-Kandidaten aus dem Subkontinent stammten, sprach für sich – wobei der gegenwärtig höchstklassierte Inder, der 20-jährige Arjun Erigaisi, am Kandidatenturnier noch nicht einmal dabei war.

Dennoch war kaum damit gerechnet worden, dass es schon heuer zum ersten rein asiatischen WM-Wettkampf kommen würde und dass mit Dommaraju Gukesh der jüngste Aspirant triumphieren würde. Der Sohn eines Chirurgen und einer Mikrobiologin hatte das Spiel mit sieben Jahren erlernt und schon sechs Jahre später den Grossmeistertitel errungen, womit er der bisher drittjüngste Grossmeister der Geschichte wurde. Mit dem Sieg in Toronto hat er nun auch den früheren Altersrekord für die WM-Qualifikation von Garri Kasparow um ganze drei Jahre unterboten.

Beeindruckend sind nicht nur die Zahlen, sondern auch die Art und Weise, wie Gukesh zum Erfolg kam. Denn sein Turniersieg ist verdient. Früh schon setzte er sich gemeinsam mit Nepomnjaschtschi an die Spitze und hielt diese Position souverän. Auf Glück und Zufall war er nicht angewiesen, kaum je hatte er auch nur eine nachteilige Position.

Am kritischsten waren ausgerechnet seine Partien gegen den 20-jährigen Alireza Firouzja, dem es wie schon beim letzten Kandidatenturnier nicht gelang, sein enormes Potenzial abzurufen. In Runde sieben hatte Gukesh den Frankoiraner mit einer seiner typischen dynamischen Defensivleistungen überspielt, als er sich auf ein taktisches Abenteuer einliess, das mehr versprach, als es halten konnte.

In einer hektischen Phase mit Zeitnot jagte Gukesh noch immer der Illusion eines Sieges nach, als sein König Opfer eines blitzartigen Überfalls wurde. Statt mit der greifbaren alleinigen Führung ging Gukesh deshalb mit einer bitteren Niederlage in den zweiten Ruhetag.

Andere hätten sich in Verzweiflung und Hadern aufgerieben, Gukesh hingegen schöpfte Kraft aus jener Partie: In diesem schwierigen Moment habe er gemerkt, dass er das Turnier gewinnen könne. «Obwohl ich mich unmittelbar nach der Partie sehr ärgerte, fühlte ich bald, dass ich mich in meiner besten Form befinde», sagte er nach dem Turnierschluss.

Gukeshs Mut im Rückspiel gegen Firouzja wird belohnt

Das Rückspiel gegen Firouzja fand in der vorletzten Runde statt, und nun verhalf Gukeshs mentale Stärke ihm zum entscheidenden Erfolg. Es war das einzige Mal, dass er auf die Gunst der Schachgöttin Caissa angewiesen war, um sich aus Schwierigkeiten zu befreien, die einer zu passiven Eröffnungsanlage geschuldet waren.

Nachdem er sich befreit hatte und als die Partie im 41. Zug auf ein logisches Remis durch Zugwiederholung hinsteuerte, fasste sich Gukesh ein Herz. Er wich in zweischneidiger Situation selbstbewusst dem Unentschieden aus und wurde kurz danach belohnt. Firouzja verrechnete sich und suchte erneut, mit Turm und Springer Gukeshs König in Schwierigkeiten zu bringen. Doch als der Inder im 47. Zug seinen eigenen Turm ein einziges unscheinbares Feld vorrückte und auf d6 niederliess, wurde schlagartig klar, dass nicht Schwarz, sondern Weiss dominierend war.

Mit gnadenloser Präzision brachte Gukesh den Punkt im Endspiel nach Hause und revanchierte sich damit nicht nur für die Niederlage gegen Firouzja, sondern erarbeitete sich damit auch den halben Punkt Vorsprung vor den Konkurrenten, der am Ende den Ausschlag gab.

Wo der WM-Wettkampf im Herbst gegen den fast doppelt so alten Ding Liren stattfinden wird, ist noch ungewiss. Gukesh wird als Aussenseiter antreten, doch mit seinem universellen Stil und seiner beeindruckenden mentalen Stärke hat der Inder intakte Chancen, eine zweite Sensation zu schaffen.

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