Chemie im Sturm

Salopp gesagt, machen die 1,1 Milliarden Euro den Kohl auch nicht mehr fett. BASF, der größte Chemiekonzern der Welt, hat ohnehin ein weiteres Jahr zum Vergessen hinter sich. Zum Schluss packt der Vorstand noch möglichst viele schlechte Nachrichten in die Horrorbilanz 2023 und schreibt quer durch das Portfolio Anlagen und Geschäftswerte ab. Gerade so viel freilich, dass er nicht zum zweiten Mal in Folge einen Verlust ausweisen muss.

Das Kalkül: Mit den Wertberichtigungen legt die BASF-Führung sich selbst und dem Ende April antretenden neuen Vorstandschef Markus Kamieth die Messlatte für das neue Jahr niedriger – hoffend, dass es endlich wieder besser läuft in der Chemie und die Pluszeichen dann umso heller scheinen.

An der Börse ist diese Wette am Freitag aufgegangen. Getreu dem Motto „Schlimmer geht nimmer“ haben die Anleger einen weiteren Ausverkauf der Aktie gestoppt. Zumal der Chemieriese auch dieses Mal seine 3 Milliarden Euro für die Dividende zusammensparen konnte.

Die Erwartungssteuerung an der Börse sollte freilich nicht den Blick trüben auf das, was gerade geschieht. Die Chemieindustrie hat nicht nur ein konjunkturelles Problem, sie steht vor einem Transformationsprozess, wie es ihn in dieser Art noch nie gegeben hat. Die dem Klimawandel geschuldeten regulatorischen Vorgaben zwingen die gesamte Branche zu einem Neustart: weg von Gas und Öl, hin zu einer strombetriebenen Produktion. Dafür braucht es neue Technologien, riesige Mengen an grünem Strom und sehr viel Geld.

Selbst eine gut laufende Industrie hätte damit zu kämpfen. Für eine angeschlagene Branche aber, die von heute auf morgen auf ihr billiges Gas verzichten muss, deren Wachstumsmarkt China politisch infrage gestellt wird, die wie kaum eine andere von EU-Regularien hin und her geworfen wird, wird dieser Umbau zu einer Frage der Existenz. Sie soll in der EU eine Kreislaufwirtschaft entwickeln, aber bitte ohne chemisches Recy­cling. Eine europäische Wertschöpfungskette für Batteriechemikalien aufbauen, aber selbstredend ohne russisches Nickel. Wenn es in Europa kein anderes Nickel gibt, dann eben welches aus Indonesien, das aber bitte billig. Die deutschen Autobauer stehen schließlich jetzt schon unter Druck. Schlimmer geht nimmer? Für die deutsche Chemie gilt das leider nicht.

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