Schwuler Theaterpädagoge besucht Schule und wird beleidigt - „genauso schlimm wie Rassismus“

Über Homosexualität

Schwuler Theaterpädagoge besucht Schule und wird beleidigt – „genauso schlimm wie Rassismus“

schwuler theaterpädagoge besucht schule und wird beleidigt - „genauso schlimm wie rassismus“

Der Theaterpädagoge Timo Schweitzer alias „Malte Anders“ bekam viele Fragen gestellt, aber auch herabwürdigende Bemerkungen. Seine Gedanken packte er in eine Art Theaterstück, in das er die Schüler immer wieder einbezog.

Der Theaterpädagoge Timo Schweitzer hat in der Wittelsbacher Mittelschule versucht, über Homosexualität aufzuklären. Er stieß dabei aber an Grenzen und wurde von Schülern anonym beleidigt.

Germering – An der Wand tauchen Bilder von Ronaldo auf, von Harry Stiles, Lady Gaga und Thomas Hitzlsperger. „Was meint Ihr, sind die homosexuell oder hetero?“, fragt der Kabarettist und Theaterpädagoge Timo Schweitzer. Die Antworten der Schüler aus den siebten bis zehnten Klassen kommen durcheinander und kaum eine ist auf Anhieb richtig.

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So weist Schweitzer, der bei seinem Auftritt in die Rolle des Aushilfslehrer „Malte Anders“ schlüpft, darauf hin, wie vorschnell Bilder über Menschen entstehen – und wie unterschiedlich sie ausgelegt werden. „In der Frauen-Nationalmannschaft ist Homosexualität ein normales Thema“, erklärt Schweitzer. „Hitzlsperger wäre von den Ultras übelst gemobbt worden“, antwortet ein Schüler auf die Frage , was wohl passiert wäre, hätte sich der Nationalspieler bereits während seiner Karriere als homosexuell geoutet.

„Aber wer hat bitte das Recht, über Dich zu bestimmen, was für Dich normal ist?“, gibt der Theaterpädagoge zu bedenken. Er selbst habe für sich bereits im Grundschulalter gefühlt, dass er sich mehr zu Jungen hingezogen fühle. Mit der Volljährigkeit habe er Mut gefasst, dies offen zu bekennen.

Vor einem Jahr hat der jetzt 29-Jährige einen Mann geheiratet. „Mit dem Segen eines Pfarrers, das war für uns wichtig und völlig normal.“ Sexuelle Orientierung und Gläubigkeit schließen sich nicht aus – noch eine Botschaft, die Schweitzer an die Schüler aussendet. Homosexuelle hassen habe nichts mit Religion zu tun. „Wenn Du beleidigst, sage nicht, dass Du gläubig bist“, so Schweitzer.

Richtig temperamentvoll wird der 29-Jährige, als er auf einem der Zettel, auf dem Schüler anonym Fragen stellen konnten, liest: „Du bist eine Schwuchtel.“ Auch andere Kommentare gingen weit unter die Gürtellinie. Der und diejenige müsse für sich klären, warum er keine Frage stellen könne, mente Schweitzer und fügte an: „Räum’ doch erst einmal in Deinem Oberstübchen auf.“ Es gäbe für ihn Grenzen des Ertragens, er empfinde das als Beleidigung. Die Zettel werden an die Schulleitung wandern. Schweitzer: „So eine Bemerkung ist genauso schlimm wie Rassismus.“

Schulleiter Walter Braun hat den Theaterpädagogen, der seit acht Jahren mit diesem Format vor Jugendlichen auftritt, genau deswegen in den Unterricht geholt. „Wir sind eine Schule gegen Rassismus“ so Braun. Das beziehe sich aber nicht nur auf Hautfarbe, politische Ausrichtung oder Religion. „Es schließt ganz klar auch die sexuelle Orientierung mit ein“, sagt der Schulleiter. Die sei jedermanns Privatsache.

Schweitzer beschreibt das so: „Jeder Mensch hat das Recht, ein bisschen anders zu sein als der Nächste. Aber Homologie sagt, dass wir als Menschen alle gleich geschaffen sind.“ Er wolle mit dieser Veranstaltung, die vom Bayerischen Ministerium für Familie, Arbeit und Soziales unterstützt wird, Impulse setzen und Denkanstöße geben. „Dass man nicht jeden damit erreicht, muss man akzeptieren.“ Insgesamt aber lohne sich Geduld. Braun vergleich das mit Samenkörnern, die man in die Erde streut: „Manche keimen schnell. Manche benötigen lange, bis sie Früchte tragen. Das muss man abwarten können.“ Das müsse man auch Jugendlichen zugestehen, so Braun.

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