Ukraine-Krieg: Scholz setzt auf China, der Kreml auf ein altes Abkommen

ukraine-krieg: scholz setzt auf china, der kreml auf ein altes abkommen

Rettungskräfte löschen ein Feuer in Charkiw nach einem russischen Drohnenangriff.

Die Bundesregierung will den für Mitte Juni geplanten Ukraine-Friedensgipfel durch die Repräsentanz möglichst vieler, darunter auch russlandfreundlicher Staaten aufwerten. Es gehe darum, diesen Gipfel so zu organisieren, dass „eine große Beteiligung“ aus der ganzen Welt – beispielsweise aus arabischen Ländern, China, Südafrika oder Brasilien möglich wird, sagte Bundeskanzler Olaf Scholz nach einem Treffen mit dem georgischen Ministerpräsidenten Irakli Kobachidse in Berlin. Er verwies darauf, dass China an einem der Vorbereitungstreffen auf Beraterebene teilgenommen hat. Deutschland habe den Prozess, der zu dieser Konferenz geführt hat, immer unterstützt, betonte Scholz

Der Kanzler bricht am Samstag zu einem dreitägigen China-Besuch auf und wird am Dienstag Präsident Xi Jinping treffen. China gilt als wichtigster Verbündeter Russlands. Die Führung in Peking hat im vergangenen Jahr ein Positionspapier zum Ukraine-Konflikt vorgelegt und zuletzt im März einen Sondergesandten zu Gesprächen darüber nach Europa geschickt. Westliche Diplomaten gehen davon aus, dass die Erfolgschancen des Gipfels mit einer Teilnahme Chinas stehen und fallen.

Neben China sind auch noch drei andere Mitglieder der G20-Gruppe führender Wirtschaftsmächte eng mit Russland verbunden: Brasilien, Südafrika und Indien. Russland selbst soll zu dem Gipfel nicht eingeladen werden, die Ukraine schon.

Selenskyjs Friedensformel

Er soll am 15. und 16. Juni in der neutralen Schweiz stattfinden. Unter anderem soll über die sogenannte Friedensformel des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj gesprochen werden. Der fordert einen bedingungslosen Rückzug der russischen Truppen aus allen besetzten Gebieten der Ukraine.

Russlands Präsident Wladimir Putin hatte dies zuletzt am Donnerstag bei einem Treffen mit dem Machthaber von Belarus, Alexander Lukaschenko, einem seiner engsten Verbündeten, zurückgewiesen. Dies sei fernab jeder Realität. Stattdessen präsentierte Moskau einen Tag später seine Blaupause für eine mögliche Lösung: Man könne dabei auf das bereits kurz nach Kriegsbeginn zwischen Kiew und Moskau vorverhandelte Abkommen von Istanbul zurückgreifen, meinte Kremlsprecher Dmitri Peskow. Damals hatte sich die Ukraine dazu bereit erklärt, im Gegenzug zu einem Friedensschluss auf den Nato-Beitritt zu verzichten.

Unterzeichnet wurde diese Einigung nie, denn schon damals herrschten Unstimmigkeiten über von Russland gestellte Gebietsansprüche. Diese haben sich inzwischen allerdings nur noch verstärkt. Hatte Putin zu Kriegsbeginn die „Befreiung“ der schon damals teilweise von prorussischen Separatisten kontrollierten Gebiete Donezk und Luhansk als Zielstellung vorgegeben, so hat Russland inzwischen auch die Gebiete Cherson und Saporischschja im Süden der Ukraine annektiert.

Russland zeigt sich siegesbewusst

Zwar hält Moskau die beiden Regionen nur zum Teil besetzt – die gleichnamigen Gebietshauptstädte sind unter Kontrolle Kiews – doch der Kreml zeigte sich siegesbewusst: „In unserer Verfassung sind nun neue Gebiete verankert, was vor zwei Jahren noch nicht so war“, sagte Peskow. Eine Rückgabe der besetzten Gebiete kommt für den Kreml derzeit nicht in Frage.

Zumal es auf dem Schlachtfeld angesichts der ausbleibenden westlichen Militärhilfe für die Ukraine günstig für Russland aussieht. Moskau hat seine Rüstungsindustrie inzwischen hochgefahren. Den ukrainischen Verteidigern hingegen gehen Munition und Waffen aus, sodass sie an mehreren Stellen zum Rückzug gezwungen sind.

Auch in der Luft wird die Überlegenheit Russlands immer deutlicher: Jeden Tag zerstören russische Raketen, Drohnen und Bomben Städte und Energieanlagen in der Ukraine und töten Zivilisten. In den propagandistischen Politik-Talkshows des russischen Fernsehens wird daher immer wieder eine Eroberung der Städte Charkiw und Odessa oder sogar eine völlige Zerschlagung der Ukraine debattiert. (dpa)

News Related

OTHER NEWS

Ukraine-Update am Morgen - Verhandlungen mit Moskau wären „Kapitulationsmonolog" für Kiew

US-Präsident Joe Biden empfängt Wolodymyr Selenskyj im Weißen Haus. Evan Vucci/AP/dpa Die US-Regierung hält Verhandlungen zwischen der Ukraine und Russland zum jetzigen Zeitpunkt für „sinnlos”. Bei einem Unwetter in Odessa ... Read more »

Deutschland im Wettbewerb: Subventionen schaden dem Standort

Bundeskanzler Olaf Scholz am 15. November 2023 im Bundestag Als Amerikas Präsident Donald Trump im Jahr 2017 mit Handelsschranken und Subventionen den Wirtschaftskrieg gegen China begann, schrien die Europäer auf ... Read more »

«Godfather of British Blues»: John Mayall wird 90

John Mayall hat Musikgeschichte geschrieben. Man nennt ihn den «Godfather of British Blues». Seit den 1960er Jahren hat John Mayall den Blues geprägt wie nur wenige andere britische Musiker. In ... Read more »

Bund und Bahn: Einigung auf günstigeres Deutschlandticket für Studenten

Mit dem vergünstigten Deutschlandticket will Bundesverkehrsminister Wissing eine junge Kundengruppe dauerhaft an den ÖPNV binden. Bei der Fahrkarte für den Nah- und Regionalverkehr vereinbaren Bund und Länder eine Lösung für ... Read more »

Die Ukraine soll der Nato beitreten - nach dem Krieg

Die Ukraine soll nach dem Krieg Nato-Mitglied werden. Die Ukraine wird – Reformen vorausgesetzt – nach dem Krieg Mitglied der Nato werden. Das hat der Generalsekretär des Militärbündnisses, Jens Stoltenberg, ... Read more »

Präsidentin droht Anklage wegen Tod von Demonstranten

Lima. In Peru wurde eine staatsrechtlichen Beschwerde gegen Präsidentin Dina Boluarte eingeleitet. Sie wird für den Tod von mehreren regierungskritischen Demonstranten verantwortlich gemacht. Was der Politikerin jetzt droht. Perus Präsidentin ... Read more »

Novartis will nach Sandoz-Abspaltung stärker wachsen

ARCHIV: Das Logo des Schweizer Arzneimittelherstellers Novartis im Werk des Unternehmens in der Nordschweizer Stadt Stein, Schweiz, 23. Oktober 2017. REUTERS/Arnd Wiegmann Zürich (Reuters) – Der Schweizer Pharmakonzern Novartis will ... Read more »
Top List in the World