Dieser Schule laufen Lehrer und Schulleiter reihenweise davon
Die Schule Pieterlen sucht per August nicht weniger als zehn neue Lehrpersonen. Doch nicht nur das: Auf Ende Schuljahr schmeisst fast die gesamte Schulleitung hin. Über die Gründe schweigen sich die Behörden aus.
«Wir Eltern wissen nicht, woran es liegt. Wir kriegen von niemandem eine Antwort!», sagt ein besorgter Vater zu 20 Minuten. Sein Sohn besucht die Primarschule in Pieterlen, die seit Anfang Jahr mit Personalmangel zu kämpfen hat.
Nachdem im Januar mehrere Lehrpersonen der dritten und vierten Klasse gekündigt hätten, seien fortan zwei Lehrpersonen für rund fünfzig Kinder verantwortlich gewesen, so der Vater. Hausaufgaben gebe es seit Februar wegen zu hohen Arbeitsaufwands keine mehr; es sei an den Eltern, nach Möglichkeit mit ihren Kindern Übungen zu lösen.
Gegenüber 20 Minutes erzählte der Seeländer, dass Anfang April eine ausserordentliche Sitzung mit den Eltern stattfand, um die Situation zu beruhigen. Die Schulleitung sei damals der Ansicht gewesen, dass die Neuorganisation mit nur zwei Lehrpersonen gut funktioniere.
«Sehr grosse Herausforderungen»
Am vergangenen Freitag ein weiterer Paukenschlag: In einem Schreiben an die Eltern teilte die Gemeinde mit, dass fast die gesamte Schulleitung per Ende Schuljahr gekündigt hat. Für den kommenden August werden nicht weniger als zehn neue Lehrpersonen gesucht, allein deren sechs für die Klassen drei und vier. Zudem sind vier Führungspositionen neu zu besetzen.
«Durch die neue Situation wird unsere Schulorganisation vor sehr grosse Herausforderungen gestellt», schreibt der Gemeinderat. Die Personalsituation bei den Lehrpersonen sei «mehr als angespannt». Die vakanten Stellen seien bereits seit mehreren Wochen ausgeschrieben, «es konnten jedoch keine Lehrpersonen gefunden werden».
«Die Kinder sind gestresst, weil es immer wieder Wechsel gibt. So kann keine Stabilität entstehen», moniert der Vater. Aufgrund der angespannten Lage denke er gar über einen Schulwechsel nach.
Dringend neues Personal gesucht
Neben mehreren Lehrpersonen und der Schulleitung hat vor einer Woche auch der für Bildung zuständige Gemeinderat seinen Rücktritt bekannt gegeben. Dies aufgrund der stark gestiegenen Arbeitsbelastung und des herausfordernden politischen Umfelds, wie es in einer Mitteilung auf der Gemeinde-Webseite heisst.
Wie geht es nun weiter? Wie der Gemeinderat im Brief an die Eltern versichert, will er gemeinsam mit der kantonalen Bildungs- und Kulturdirektion «sofort nach Lösungen» suchen. 20 Minuten weiss: Bereits am Montagabend fand ein Krisentreffen statt. Aktuell wollen sich Kanton und Gemeinde aber nicht äussern – weder über die Massnahmen, die beschlossen wurden, noch über die Gründe, die zur beispiellosen Kündigungswelle geführt haben.