«Diese hässlichen Taschen nerven mich extrem»
Laptoptaschen wie diese hier gibt es zuhauf. Sie werden fast ausschliesslich für Männer vermarktet.
Laptoptaschen gibt es viele. Die meisten scheinen zweckmässig und speziell für Männer gemacht, stylische Exemplare sucht man vergebens. Vergessen Modemarken berufstätige Frauen?
Laptoptaschen erfüllen ihren Zweck: Ein Notebook lässt sich darin sicher verstauen, es ist vor Stössen, Kratzern und Witterungseinflüssen geschützt. Die Designs sind häufig schlicht und in neutralen Farben wie Schwarz oder Grau gehalten.
Das ist Christina Stahl, Gründerin von Ameli Zurich, ein Dorn im Auge. Die Unternehmerin findet die Design- und Vermarktungsansätze traditionell männlich geprägt. «Die hässlichen Herren-Laptoptaschen haben mich in meinem bisherigen Berufsleben extrem genervt», erzählt sie 20 Minuten. «Sie sind unpraktisch und sehen schrecklich aus.» Ihrer Meinung nach bleiben die Bedürfnisse von Frauen oft unberücksichtigt, weshalb sie ihre eigene Marke gründete, mit schicken Laptoptaschen speziell für Frauen.
Ich finde die Idee von Laptoptaschen, die auf die Bedürfnisse von Frauen ausgerichtet sind, gut.
Auch Petra Rohner, Präsidentin des Swiss Woman Networks, ist Fan der Vision: «Ich finde die Idee, Laptoptaschen zu entwickeln, die gezielt auf die Bedürfnisse von Frauen ausgerichtet sind, gut.» Das sei kundenorientiert. Sie fügt an: «Das Label Ameli Zurich hat einen starken Fokus darauf, was Frauen im Geschäftsleben benötigen.»
Auch Christine Lesnik, Geschäftsführerin Women in Business, sagt: «Endlich jemand der mitdenkt und die Businesstaschen so konzipiert, dass man nicht ewig nach Gegenständen suchen muss.»
Laptoptaschen gibts nur in der Herrenabteilung
Aber gibt es den von Christina Stahl beschriebenen Taschen-Gap wirklich?Wissenschaftliche Untersuchungen, ob Laptoptaschen spezifisch für die Bedürfnisse von Herren angefertigt werden, gibt es nicht. Bei einer Online-Recherche fällt jedoch auf: Sucht man nach Businesstaschen, landet man meist direkt auf Seiten für Herrenprodukte. Das gilt für kleine und grosse Marken. Bei Gucci wird man mit dem Suchbegriff «Laptoptasche» direkt in die Herrenabteilung geleitet. Dort finden sich vier Modelle. In der Kategorie Damen tauchen diese vier Taschen gar nicht auf.
Bei Gucci gibt es Laptop- beziehungsweise Aktentaschen nur in der Herrenabteilung.
Louis Vuitton beschreibt seine Laptoptaschen gar als «eine sichere und praktische Tasche für den modernen Geschäftsmann». Spezielle Laptoptaschen für Geschäftsfrauen gibt es bei der Luxusmarke nicht. Auf der Website sind die Taschen auch in der Damenabteilung erhältlich, die Models sind aber allesamt männlich. Das Wort «Geschäftsmann» fehlt in der Beschreibung.
Zalando hat Damen-Laptoptaschen
Bei Zalando gibt es je eine Kategorie für Herren- und Damen-Laptoptaschen. Bei den meisten handelt es sich um Unisex-Modelle, also Taschen, die für Frauen und Männer gleichermassen geeignet seien. Es gibt jedoch wenige, zum Beispiel bei den Marken Anna Field und Liebeskind, die mit einem Handtaschen-ähnlichen Design vorwiegend auf Frauen als Kundinnen abzielen.
Laptoptaschen sind «robust» und «maskulin»
Was ebenfalls auffällt: Oft scheint die Produktbeschreibung für Laptoptaschen an Männer gerichtet zu sein. Die Sprache in den Beschreibungen verwendet oft Begriffe, die traditionell mit Männlichkeit assoziiert werden. Das sind zum Beispiel Wörter wie «robust» und «maskulin».
Das hat einen Grund: Studien zeigen, dass Männer wahrscheinlicher auf Marketingansprachen reagieren, die klare und direkte Vorteile eines Produkts betonen, etwa die Robustheit oder die Leistungsfähigkeit eines Artikels. Diese Sprache umfasst Begriffe, die Männlichkeit, Kraft oder technische Effizienz suggerieren. So wird zum Beispiel eine Laptoptasche, die du bei Digitec erwerben kannst, als «eine klassische Notebooktasche mit guter Ausstattung und solider Verarbeitung» beschrieben.
Die Marketingstrategien und Produktbilder für Laptoptaschen zeigen häufig ausschliesslich männliche Models. Auch das dient dazu, sich direkt an eine männliche Zielgruppe zu wenden und die Verbindung der Produkte mit männlichen Nutzern zu stärken.