Deutsche mischen Raumfahrt auf: Firma schießt Raketen mit Kerzenwachs ins All
Die SR75 von HyImpulse soll Kleinsatelliten ins All befördern – angetrieben von Kerzenwachs und Sauerstoff.
Das Unternehmen HyImpulse aus Neuenstadt bei Heilbronn entwickelt derzeit eine neuartige Trägerrakete namens SR75. Sie soll bei ihrem ersten Testflug im australischen Koonibba am 30. April (oder je nach Wetterlage auch später) zwar noch nicht ins Weltall aufsteigen, dafür aber mit einer Besonderheit aufwarten: Als Treibstoff dient eine Mischung aus Paraffin – besser bekannt als Kerzenwachs – und flüssigem Sauerstoff.
Paraffin: Kein umweltfreundlicher Treibstoff
Paraffin wird aus Erdöl gewonnen und gilt daher nicht als nachhaltige oder umweltfreundliche Energiequelle. Bei der Verbrennung entstehen, ähnlich wie bei herkömmlichen fossilen Brennstoffen, Treibhausgase. Dennoch setzt HyImpulse auf diesen Treibstoff, da er in Kombination mit flüssigem Sauerstoff einige technische Vorteile bietet und die Raketen dadurch kostengünstiger produziert werden können.
Kleinsatelliten als Taxi-Gäste
Ziel des Unternehmens ist, mit der SR75 und einer weiteren größeren Rakete künftig Kleinsatelliten ins All zu befördern. Im Gegensatz zu den etablierten Anbietern, die ihre Satelliten nur an festgelegten Punkten im Orbit aussetzen, soll die deutsche Rakete flexibler agieren können. Christian Schmierer, Co-CEO und Mitgründer von HyImpulse, vergleicht gegenüber der Deutschen Presseagentur (dpa) das Konzept mit einem Taxi-Service.
Ein Nischenmarkt mit Potenzial
Experten sehen in den Plänen des Start-ups durchaus Potenzial. Laut Martin Tajmar, Raumfahrttechnik-Experte an der TU Dresden, handelt es sich zwar um einen Nischenmarkt, doch gerade für Europa könne dieser relevant sein, wie er der dpa erklärte. Bisher dominieren hier die Raketen des Unternehmens Arianespace den Satellitentransport.
Auch der ehemalige Astronaut und Leiter des Lehrstuhl für Raumfahrttechnik an der TU München, Ulrich Walter, sieht Chancen für private Anbieter von kleineren Raketen. Er geht davon aus, dass die Nachfrage nach dem Transport von Kleinsatelliten in Zukunft stark zunehmen wird. Zu den potenziellen Kunden zählt laut HyImpulse unter anderem die Automobilindustrie, die Satelliten für Navigation und autonomes Fahren benötigt.