Touristen sorgen in Schweizer Zügen für Gepäckchaos

Die Schweiz war 2023 ein Touristenmagnet. Was die Hotellerie freut, stellt die ÖV-Branche vor Herausforderungen.

Vergangenes Jahr verzeichnete die Schweiz einen historischen Tourismusrekord mit 41,8 Millionen Hotelübernachtungen. Ebenfalls stieg der Anteil der Touristinnen und Touristen, die öffentliche Verkehrsmittel nutzen.

In den ersten zehn Monaten des Jahres wurden 24 Prozent mehr ÖV-Pässe verkauft als im bisherigen Rekordjahr 2019. Diese Zahlen, die CH Media vorliegen, zeigen einen deutlichen Trend hin zur Nutzung des öffentlichen Verkehrs bei Touristen.

Gepäck führt zu Engpässen

Die Organisation Swiss Travel System, die mehrheitlich der SBB gehört, verzeichnete einen Rekordumsatz von 360 Millionen Franken, wobei sie die Umsätze mit Gästen aus verschiedenen Ländern deutlich steigern konnte. Ein wachsendes Problem ist jedoch das gestiegene Gepäckvolumen der Reisenden, insbesondere bei Individualtouristen, die ihre Reisen oft selbst organisieren. Dies führt zu Engpässen in den Zügen und erschwert das Ein- und Aussteigen sowie die Platzierung von Gepäck.

Um diesen Herausforderungen zu begegnen, sind die ÖV-Betreiber gezwungen, zu investieren und innovative Lösungen zu finden. Die Zentralbahn hat beispielsweise bereits Sitze in den Wagen entfernt, um mehr Platz für Gepäck zu schaffen, und plant die Installation neuer Abteile speziell für Rollgepäck. Laut CH Media ergreift die Rhätische Bahn ähnliche Massnahmen. Diese habe sogar vorübergehend Sitze sperren müssen, um Platz für das Gepäck zu schaffen.

Flexible Abteile

Eine interessante Lösung verfolgt die Südostbahn (SOB) mit einem Pilotprojekt für flexible Abteile, die bei Bedarf Platz für Gepäck oder Velos bieten können. Die BLS und die SBB erweitern ebenfalls ihre Multifunktionszonen, um dem steigenden Bedarf gerecht zu werden.

Trotz der Herausforderungen, die das gestiegene Gepäckvolumen mit sich bringt, sind Touristinnen und Touristen für den öffentlichen Verkehr in der Schweiz von grosser Bedeutung. Sie tragen zu hohen Einnahmen bei und ermöglichen es, auch dünn besiedelte Gebiete mit einem umfassenden ÖV-Angebot zu versorgen.

Herausforderung für ÖV-Betreiber

Die Schweizer ÖV-Betreiber stehen vor der Herausforderung, die steigenden Anforderungen an die Gepäckbeförderung zu bewältigen, gleichzeitig aber auch den Komfort und die Effizienz ihrer Dienstleistungen zu gewährleisten. Durch Investitionen in Infrastruktur und innovative Lösungen hoffen sie, diesen Spagat erfolgreich zu meistern und weiterhin eine attraktive Reiseoption für Touristen zu bleiben.