Der Niedergang am Niederrhein
Eintracht-Gegner
Der Niedergang am Niederrhein
Stress mit dem Trainer: Florian Neuhaus.
Es ist einiges verrutscht bei Borussia Mönchengladbach, sogar der Abstieg ist nicht gebannt – und nun gibt es auch noch Stress zwischen Trainer Seoane und Profi Neuhaus.
Sie würden rund um die Hennes Weisweiler Allee einiges dafür geben, wenn diese vermaledeite Saison nur schon vorbei wäre, „irgendwie überstehen“, wolle man sie, barmte in dieser Woche der Präsident Rainer Bonhof, mit einem blauen Auge durchwursteln, irgendwie halt.
So leicht geht das nicht, 180 Minuten sind noch zu spielen, am Samstag zu Hause gegen Eintracht Frankfurt (15.30 Uhr/Sky), eine Woche später beim VfB Stuttgart, sie stecken plötzlich wieder drin im Schlamassel. Entsprechend nervös sind sie in Mönchengladbach, sehr nervös, angespannt, gestresst. Wie groß der Druck ist, der nach nur einem Sieg aus den letzten neun Spielen, lediglich vier Punkten Vorsprung auf den Relegationsplatz und akuter Abstiegsgefahr herrscht, zeigt kaum etwas deutlicher als der sehr seltsame Umgang am letzten Spieltag bei Werder Bremen.
Denn da musste sich der Torschütze zum sehr späten Ausgleich, Florian Neuhaus, nämlich Kritik von Trainer Gerardo Seoane dafür anhören, dass er den Handelfmeter zum 2:2 in der Nachspielzeit nervenstark verwandelt hatte. Der Nationalspieler habe sich „nicht an die Vorgaben gehalten“, meckerte der Coach, Neuhaus sei gar nicht vorgesehen gewesen als Schütze (sondern Julian Weigl oder Tomas Cvancara), es wäre „sehr ungemütlich für den 27-Jährigen geworden, wenn er nicht getroffen hätte“.
Spätzünder Hack verpufft
Das sagt eine Menge aus über das Verhältnis der beiden, Neuhaus wird trotz Vertragsverlängerung bis 2027 allenfalls im Minutentakt eingesetzt, eine Trennung ist wahrscheinlich. Und: Normalerweise ist ein Trainer eines Tabellen-13. froh über den Mut, in solch brenzliger Situation Verantwortung zu übernehmen. Nicht so in Gladbach.
Da ist einiges verrutscht im Nordpark, stetig bergab geht es seit bald vier Jahren, seit dem letztmaligen Erreichen eines europäischen Wettbewerbs 2019/2020, die Champions League, immer ein Stückchen tiefer. Als der frühere Eintracht-Trainer Adi Hütter der besseren Perspektive wegen 2021 an den Bökelberg wechselte, lagen die Gladbacher im Ranking vor den Frankfurtern, inzwischen hat die Eintracht den „Fohlen“ nicht nur den Rang abgelaufen, sie hat sie glatt überholt.
Der Niedergang am Niederrhein hat mit unglücklicher Personalpolitik zu tun, mit einem verpassten Umbruch, mit der Wahl der falschen Trainer nach dem Weggang von Marco Rose (Hütter, Daniel Farke, Seoane), und natürlich mit dem Abgang von Max Eberl, dessen Lücke ein biederer, ehrpusseliger Roland Virkus niemals füllen konnte. Dazu helfen dem VfL nicht einmal Führungen, um Sicherheit zu gewinnen, gegen Bremen lag die Borussia zum zwölften Mal in dieser Saison vorne, das reichte nie zum Sieg, 29 Punkte wurden so verspielt. Wie steil die Formkurve nach unten geht, zeigt zudem: Die Borussia ist – hinter den Schlusslichtern Köln und Darmstadt – das drittschlechteste Rückrundenteam (13 Punkte).
Da hilft auch nicht, dass die „Fohlen“ plötzlich wieder einen Knipser haben, Robin Hack, ein Stürmer und Spätzünder, der praktisch aus dem Nichts auftauchte – nach Stationen in Liga zwei bei Arminia Bielefeld und dem 1. FC Nürnberg. Der 25-Jährige hat alle seine neun Tore in der Rückrunde erzielt, in der Hinrunde spielte er noch überhaupt keine Rolle. Hack, in Pforzheim geboren, hat einen Lauf, kein deutscher Stürmer hat in 2024 häufiger getroffen.
Aber selbst diese positive Entwicklung hilft den gebeutelten Gladbachern nicht, Hack erzielte in den vergangenen zwei Monaten sieben Tore, kein einziges reichte zum Sieg – selbst ein beachtlicher Dreierpack gegen Hoffenheim verpuffte, die Kraichgauer erzielten vier.