Blitzmarathon und Speedweek: So können Sie sich vor Blitzern warnen lassen

Viele Bundesländer verstärken in dieser Woche die Radarkontrollen. Bestimmte Apps wollen Fahrer warnen. Die Nutzung solcher Hilfen könnte bei einer Kontrolle allerdings teuer werden. Der Überblick.

blitzmarathon und speedweek: so können sie sich vor blitzern warnen lassen

Blitzmarathon und Speedweek: So können Sie sich vor Blitzern warnen lassen

Zu schnell mit dem Auto fahren kann gefährlich sein – und teuer. Aktuell wird in einer Aktionswoche verstärkt in einigen Bundesländern kontrolliert. Schwerpunkttag ist Freitag, der 19. April. Es gilt also spätestens jetzt, den Tacho besser im Blick zu halten. Die einfachste Methode, den Blitzern zu entkommen, liegt auf der Hand: immer die geltende Höchstgeschwindigkeit einhalten. Doch warum sich nicht einfach etwa durch eine Blitzer-App warnen lassen?

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Sind Warnhilfen wie Apps erlaubt?

Nein. Die Nutzung oder das betriebsbereite Mitführen von Blitzer-Apps und Radarwarngeräten ist in Deutschland verboten, wird jedoch selten geahndet. Nach der Straßenverkehrsordnung drohen 75 Euro Geldbuße und ein Punkt in Flensburg.

Allerdings gelten dabei Unterschiede. Denn der Besitz eines Gerätes oder einer ebensolchen App sind erlaubt, nur die Nutzung stelle eine Ordnungswidrigkeit dar. Heißt: Bei Navis etwa, die eine Blitzer-Warner-Funktion haben, muss man diese in den Einstellungen ausschalten – das ist in der Regel bei allen Geräten möglich.

Bei Apps auf dem Smartphone verlangt der Gesetzgeber hingegen, dass man die Apps nicht unterwegs nutzt, die Installation als solche ist nicht verboten.

Dürfen Mitfahrende solche Apps nutzen?

Auch das ist verboten, urteilte das Oberlandesgericht (OLG) Karlsruhe im Februar 2023 (Az.: 2 ORbs 35 Ss 9/23). Sobald der Fahrer weiß, dass jemand im Fahrzeug eine App mit Warnfunktion aktiviert hat, verstößt er gegen das Verbot. Also dürfen alle Insassen im Auto weder Blitzer-Apps, Radarwarner noch ähnliche Systeme bedienen.

Welche Alternativen gibt es?

Rechtlich unproblematisch ist es, sich vor der Fahrt oder etwa während einer Pause auf dem Rastplatz über eine entsprechende Handy-App zu informieren oder sich Infos über Internetseiten oder in den sozialen Medien zu holen.

Allerdings: Genaue Angaben über die Blitzer-Standorte etwa auf einen Zettel zu schreiben und ans Armaturenbrett zu pinnen, könnte bei einer Kontrolle ein juristisches Nachspiel haben. Das sei aber eine juristische Grauzone und hänge von der Auslegung der Ordnungshüter beziehungsweise von den Gerichten ab.

Grundsätzlich erlaubt sind auch etwa Infos aus Radiodurchsagen. Und wenn Sie selbst Blitzer bemerken, dürfen Sie andere Verkehrsteilnehmer sogar davor warnen.

Allerdings nicht – wie es viele machen – mit der Lichthupe. Denn die darf nur in bestimmten Situationen zum Einsatz kommen, etwa beim Warnen vor Gefahrenstellen. Dazu zählt ein Blitzer nicht.

Wie sinnvoll ist das?

Unfallforscher Siegfried Brockmann von der Björn-Steiger-Stiftung nennt jede Form der Warnung vor mobilen Kontrollen »der Verkehrssicherheit nicht zuträglich«. Radiodurchsagen sollten ebenso geächtet werden wie Warn-Apps. Denn das Ziel heiße »Flächendruck«, um das Risiko schwerer Unfälle zu senken: Alle Autofahrer müssten überall und jederzeit damit rechnen, bei zu hohem Tempo erwischt zu werden – dann würden sie sich regelmäßig an die geltenden Limits halten. So setzt etwa die Schweiz auf häufige, regelmäßige Kontrollen.

Das gleicht eher einem Marathon als die deutsche Aktion, die sich auf einen einzigen Tag konzentriert – da müsste man wohl besser von einem Blitzersprint sprechen. Idealerweise sollten die Ressourcen der Polizei zur Kontrolle über das ganze Jahr hinweg verteilt werden, meint Michael Mertens von der Gewerkschaft der Polizei. Dennoch findet er den Aufwand gerechtfertigt: Wenn am Tag des Blitzermarathons über das Thema gesprochen werde und es so in die Köpfe komme, dann sei das ein guter Tag für die Verkehrssicherheit.

Auf so einen erzieherischen Effekt hofft auch der Verkehrsclub ADAC. Aktionen wie der Blitzermarathon leisteten »einen Beitrag zur Verkehrssicherheit, da sie den Verkehrsteilnehmenden die Gefahren zu schnellen Fahrens bewusst machen und entsprechend sensibilisieren können«. Sogar die Behörden scheinen darauf zu hoffen, möglichst wenige Raser zu erwischen. In einzelnen Ländern wie Bayern werden die meisten Blitzer, die beim Marathon am Freitag aufgestellt werden, bereits vorab bekannt gemacht.

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