Die Bayern AfD, laut „Heute-Show“-Moderator Oliver Welke: „Bajuwarische Murmeltierschänder“.
Wer sich diese Woche viel in Talkshows rumgetrieben hat, der konnte die Lust am Leben verlieren. Von „Lanz“ bis „Illner“ war die Tonlage einhellig: Verliert die Ukraine, steht uns der große Krieg erst noch bevor; damit das nicht passiert, braucht es nicht mal zwingend die Taurus, sondern vor allem: Munition.
Und ein Europa, dessen Regierungen ehrlich zu den Bürgerinnen sind. Die nächsten Jahre wird es viel um Waffen und um Rüstung gehen, sonst stellen sich Fragen nach dem schuldengebremsten Sozialstaat nicht mehr. Rosige Aussichten also für die Zukunft. Wie gut, dass die „Heute-Show“ Nachrichten-Land ins Wochenende verabschiedet – allein, um die Ukraine kam natürlich auch Welkes Witzebude nicht herum.
Welke deutlich: „Wer soll Europa noch ernst nehmen?“
Die Sendung ging, wie so viele diese Woche, los mit dem eklatanten Riss im deutsch-französischen Verhältnis. Macron denkt laut über Nato-Truppen in der Ukraine nach, dem Kanzler stellen sich bei solchen Überlegungen die Nackenhaare auf und Putin lacht sich ins Fäustchen. „L‘amour est fini“, scherzte Welke eingangs und klagte: „Wer soll so ein Europa ernst nehmen?“
Wenig hilfreich waren die Bemerkungen des französischen Präsidenten tatsächlich, doch dessen Schlafsack-Spitzen trafen – auch das war in den Talksendungen der Woche zu sehen – einen Nerv. Landauf, landab bemühten sich vor allem SPD-Politiker, herauszustellen, wie viel Deutschland doch leiste. Auch Welke war dem nicht gefeit, echauffierte sich etwas zu ernsthaft darüber, wie wenig die Franzosen täten, im Vergleich zur Bundesrepublik. Das mag faktisch richtig sein, diese eitlen Fingerzeige helfen nur niemandem, am allerwenigsten der Ukraine.
Immerhin, in seiner Analyse liegt Welke richtig: Am Ende sind Taurus-Lieferungen und Ehekrach nach frankogermanischer Art vor allem Nebelkerzen, die vom eigentlichen Thema ablenken: „Europa liefert zu wenig und zu langsam.“ Der Westen müsse begreifen, dass eine halbherzige Unterstützung der Ukraine nur den russischen Sieg bedeute. „Dann sind Grenzen nur noch unverbindliche Vorschläge und viel mehr Putin-Kritiker erleiden das Nawalny-Schicksal.“
„Heute-Show“: Welke zerlegt Russland-Fetisch der AfD
Damit war die Überleitung zur russlandfreundlichen AfD gegeben. Auftakt bildete eine unappetitliche Aussage des Bundessprechers Chrupalla, der es „unerträglich“ findet, dass Putin für den Tod des Kreml-Kritikers verantwortlich gemacht wird. „Putins Pressesprecher“ will lieber die Ermittlungen einer staatlich kontrollierten Justiz abwarten. Steilvorlage für Welke: „Ermittlungen abwarten, sagt ausgerechnet der Mann, der nach jedem Bienenstich ‚linkes Attentat!‘ ruft.“
Wie es um die Kremltreue der angeblichen „Alternative“ für Deutschland steht, darf dann ein Zitat aus dem Buch von AfD-Europaspitzenkandidat Maximilian Krah belegen. Der träumt in „Politik von rechts“ von einer neuen Weltordnung im Kielwasser eines russischen Sieges: Ein Europa ohne Einfluss der USA, versorgt mit billigem Gas aus Russland und vor allem stramm heterosexuell.
Es ist längst kein Geheimnis mehr, dass die AfD in Russland vor allem den Vorreiter gegen vermeintliche „Wokeness“ begreift, das den Kampf gegen „ein Regenbogenland, in dem sackgepiercte Transmenschen dreimal am Tag das Geschlecht wechseln“ (Welke) anführt. „Solche Fälle kennt doch jeder in der Familie“, ätzt Welke und dürfte damit darauf abgezielt haben: In Deutschland identifizieren sich weniger als ein Prozent der Menschen als trans.
Tiefschlag Welkes: Bayern-AfD sind „bajuwarische Murmeltierschänder“
Die Gefahr, die das Sammelbecken aus AfD, Rechten, Identitären, Rechtsextremen und Neonazis in diesen Menschen sieht, ist keine, sie ist herbeigeredet und soll als solche vor allem Angst machen, die sich als politisches Kapital ausschlachten lässt. „Woke gegen Anti-Woke, darum geht es“, erklärt Welke und legt nach: „Rechtsstaat, Menschenrechte, kann alles weg.“
Den letzten Beweis für den Russland-Diktatoren-Fetisch der AfD darf dann der bayerische Landesverband der Rechtsaußenpartei antreten, geführt von der „Krachledertranse“ Katrin Ebner-Steiner (Fraktionsvorsitzende im Landtag). Der fordert direkte Verhandlungen zwischen Russland und Bayern, und Welke holt aus zum Tiefschlag, bezeichnet die von der Bayern-AfD auf dem Landesparteitag 2023 beschlossene „Dialoginitiative“ als „eine Art Separatfrieden mit den bajuwarischen Murmeltierschändern“. Die armen Murmeltiere.
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