DDR-Liebhaber aus L.A.: „Über westdeutsche AfD-Wähler wird anders gesprochen als über ostdeutsche“

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Björn „Paolo“ Petersen vor seinem grünen Trabant am Brandenburger Tor in Berlin.

Der Hamburger Björn Petersen hat mehr als die Hälfte seines Lebens in den USA verbracht, lebt seit über 15 Jahren in Los Angeles, Kalifornien. Doch wenn der heute 47-Jährige in Rente geht, will er nach Südbrandenburg, in den Landkreis Elbe-Elster ziehen. Zusammen mit seinem schwarzen Lebensgefährten. Ausgerechnet dorthin, wo die AfD schon 2019 teilweise mehr als 50 Prozent der Stimmen bekam.

In Berlin ist es Nachmittag, in Los Angeles kurz nach neun Uhr morgens, als ich mit Petersen zum Video-Call verabredet bin. Er trägt Glatze, einen dichten Bart, ein T-Shirt der 60er-Jahre-Serie „Verliebt in eine Hexe“ und sagt: „Bitte nennen Sie mich Paolo!“

Paolo, Sie haben uns geschrieben, dass Sie seit langem den Süden Brandenburgs bereisen und sich dort zur Ruhe setzen wollen. Von Los Angeles nach Elbe-Elster – und das als gebürtiger Hamburger! Wie kommen Sie darauf?

Die Menschen haben dort eine sehr ehrliche Art, miteinander umzugehen. Die Landschaft strahlt eine große Ruhe auf mich aus. Und es ist nicht so überlaufen wie Binz auf Rügen oder die Mecklenburger Seenplatte.

Aber wie kommen Sie ausgerechnet auf diese Ecke?

Das hat eine Vorgeschichte. Ich bin seit einigen Jahren auf Facebook in Uralt-Automobil-Gruppen unterwegs: für Trabant und Wartburg. Dort habe ich Peter aus Elbe-Elster kennengelernt. Wir haben uns angefreundet. Als ich 2018 in Palm Springs bei 47 Grad in der Wüste meinen damaligen Freund heiratete, war er per WhatsApp praktisch hautnah dabei. Obwohl wir uns noch nie persönlich getroffen hatten. Von Freunden aus Hamburg wünschte ich mir damals als Hochzeitsgeschenk einen Wartburg …

… den DDR-Pkw, der in Eisenach hergestellt wurde.

Nur leider klappte das nicht, die Freunde wurden übers Ohr gehauen. Später fand ich ein anderes Modell in Königs Wusterhausen bei Berlin. Als ich 2020 hinfuhr, um mir den Wagen anzusehen, kam Peter in seinem eigenen Wartburg, den er von seinem Opa geerbt hat, dazu, schenkte mir eine riesige DDR-Nylon-Flagge und sagte: Du kommst uns nächstes Jahr besuchen. Ich fand das unglaublich, das waren doch im Grunde wildfremde Menschen! Die Fahne hänge ich immer am 7. Oktober, dem Gründungstag der DDR, vors Wohnzimmerfenster meiner Wohnung in L.A.

Und seitdem reisen Sie regelmäßig nach Elbe-Elster?

Jedes Jahr. Zu Peters 40. Geburtstag war ich als Ehrengast in seinem Dorf bei Bad Liebenwerda an der sächsischen Grenze. Neben dem Wartburg habe ich auch noch einen Trabant, und beide Autos stehen heute bei ihm und werden wunderbar umsorgt.

Trabant, Wartburg, DDR-Fahne. Klingt, als hätten Sie eine große Faszination für die DDR.

Ich habe noch viel mehr. Passen Sie mal auf, ich nehme Sie mit auf eine Tour.

Petersen greift zum Smartphone, wechselt auf die andere Kamera. Lichtdurchflutete Räume sind zu sehen, Grünpflanzen. Seine Wohnung in L.A. Die Stehlampe sei „eine AKA Electric 1968, original DDR“, erklärt er. Dann zeigt er eine geschnitzte Holzlampe in der Form des Dresdner Fernsehturms, Praktica-Kameras, eine Packung Rondo-Kaffee der Marke Röstfein, ein Glas Bautz’ner Senf, etliche Folgen „Polizeiruf 110“ auf DVD. „Was das Herz begehrt“, sagt Petersen und dreht die Kamera zurück auf sein Gesicht.

Woher kommt diese Faszination?

Gute Frage. Meine Mutter stammt von den Philippinen. Sie kam 1972 nach Hamburg. Kurz bevor mein Vater sie kennenlernte, hatte er Mitbewohner aus Prag, die 1968 vor den Sowjets geflohen waren. Seine besten Freunde. Die waren dabei, als man in Prag die Straßenschilder vertauschte, damit sich die russischen Panzer nicht zurechtfinden. Solche Geschichten hörte ich von klein auf. Mitte der Achtzigerjahre reisten wir dann oft mit unserem dunkelblauen Citroën DS nach West-Berlin über die Transitstrecke. Ich hab das nie verstanden, ich fand die Stadt hässlich.

Und in Ost-Berlin waren Sie dann auch?

Das war Pflichtprogramm. Meine Mutter arbeitete bei der Lufthansa, hatte aber noch keine deutsche Staatsangehörigkeit. Deswegen musste sie immer allein durch den Checkpoint Charlie, während mein Vater, mein Bruder und ich über den Grenzübergang an der Heinrich-Heine-Straße gingen. Für mich, als kleiner Hamburger Junge, war das, als kämen wir in ein völlig anderes Land.

Was war anders?

Es roch anders, irgendwie stechender. Damals wusste ich noch nicht, was Braunkohleheizungen waren. Die Bürgersteige waren ausgetretener, das Geld fühlte sich anders an, das Essen schmeckte anders, in den Restaurants war die Einrichtung ganz anders, diese winzigen Vasen auf den Tischen, die Blümchentapeten. Ich sehe noch die olivgrünen Uniformen der Volkspolizisten mit ihren Abzeichen. Meine Eltern waren immer angespannt. Ich war vielleicht acht oder neun Jahre alt. Zu jung, um mich für all das wirklich zu interessieren.

Wann änderte sich das?

Als im Herbst 1989 die Bilder über den Bildschirm flimmerten: die DDR-Flüchtlinge in der Prager Botschaft, die tschechischen Beamten, die die Menschen von den Zäunen zogen. Da war mein Interesse geweckt, da gab es die Verbindung zu Papas besten Freunden. In der Zeit reisten wir auch wieder nach Berlin. Wir fuhren gerade über den Kudamm, als mein Vater das Radio einschaltete. Genau in dem Moment, als Schabowski die Pressekonferenz hielt.

Günter Schabowski, der an jenem 9. November verkündete, dass DDR-Bürger ab sofort über sämtliche Grenzkontrollstellen ausreisen können.

Ich hatte keine Ahnung, worum es ging. Aber mein Vater erstarrte, wendete und raste Richtung Tiergarten zum Brandenburger Tor. Dort kamen immer mehr Menschen zusammen. Mein Vater holte aus dem Kofferraum einen Hammer, den er in einem kleinen Plastik-Werkzeugkasten aufbewahrte, und sagte: Jetzt geht’s los!

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Durch Zufall landete der damals 12-jährige Petersen am 9. November 1989 an der Berliner Mauer.

Sie haben uns ein Foto geschickt, auf dem Sie als Zwölfjähriger mit einem Hammer gegen die Berliner Mauer schlagen.

Ich wusste: Dieser Moment wird in die Geschichtsbücher eingehen. In den Wochen danach fuhren wir immer wieder zu den Grenzübergängen, Schlutup bei Lübeck, Gudow bei Ratzeburg, klopften auf die Autodächer, reichten Säfte und Kekse durch die Fenster. Wir machten Reisen in den Osten, wanderten über die Grenzpatrouillenwege, besuchten die Dörfer direkt hinter der Grenze, quatschten mit wildfremden Menschen, die uns spontan einluden, bei ihnen im Schlafzimmer zu übernachten. All diese Erinnerungen! Meine erste Flugreise nach Leipzig zu meiner damaligen Brieffreundin, die SED-Orden des Vaters in ihrem Wohnzimmer, ihre Geburtstagsfeier im ehemaligen Clubhaus der Jungpioniere. Das waren die schönsten Jahre für uns als Familie, diese vielen Veränderungen, und wir mittendrin.

Wie haben Sie die Nachwendezeit erlebt?

Anfangs sind wir oft in die Ecke Schwerin, Stralsund, Kap Arkona gereist. Bei den Ostdeutschen merkte man, dass sich die Euphorie über die Wende sehr schnell legte, da kam eine Bitterkeit in ihre Erzählungen. Der Stellenabbau fing an, die Arbeitslosigkeit nahm zu. Die Wut von heute war noch nicht da. Aber Verzweiflung machte sich breit.

Und in all den Jahren hielt Ihre Faszination für den Osten an?

Gut, ich wurde älter, musste mich auf die Schule konzentrieren, da verblasste das. Mit Freunden bin ich nach Berlin zur Love Parade gefahren. In dem Moment denkt man nicht an den Solidaritätszuschlag, Aufbau Ost oder die Wiedervereinigung. 1998 ging ich nach Texas in Amerika.

Warum?

Ich hab mich damals für Amnesty International engagiert. Ein Jahr zuvor hatte ich Häftlinge im Todestrakt besucht und gegen die Todesstrafe demonstriert. Mit einer Cousine eines Todeskandidaten verstand ich mich sehr gut und schrieb mich an derselben Universität für Journalismus ein wie sie. Ohne zu wissen, dass das eine historisch schwarze Uni war. Ich beschäftigte mich mit der schwarzen Bürgerrechtsbewegung, reiste mit dem Auto in die Südstaaten, fuhr nach Arkansas, wo 1957 die „Little Rock Nine“, neun schwarze Schüler, zum ersten Mal auf eine Highschool gingen und von der Nationalgarde beschützt werden mussten. Ich lernte sogar die Tochter einer dieser neun Teenager kennen. Eine irre Geschichte.

Zurück zu Ostdeutschland. Waren Sie mal im Wendemuseum in Kalifornien, das die größte Sammlung von DDR-Artefakten der Welt beherbergt?

Natürlich, ich habe den Wartburg restauriert, der dort im Hof steht.

Wie bitte?

2018 gab es dort eine Veranstaltung zum 50. Jahrestag des sowjetischen Einmarschs in Prag, Zeitzeugen berichteten. Und da stand dieser rote Wartburg in einem völlig ramponierten Zustand. Also bin ich zum Direktor des Museums gegangen, hab gesagt, dass ich mir den Wagen mal ansehen könne. Ich war monatelang jedes Wochenende dort, habe den Wagen auseinandergebaut, die Sitze zum Trocknen aufgestellt, Rost entfernt, lackiert. Drei Jahre später riefen sie mich an, weil sie einen Film über Dean Reed, den Roten Elvis, drehen wollten.

Den amerikanische Sänger, der Anfang der 70er in die DDR übersiedelte.

Der einzige Amerikaner, der in der Sowjetunion auftreten durfte und mit der Schauspielerin Renate Blume verheiratet war. Reed war begeistert von den sozialistischen Ideen, bis er irgendwann nicht mehr so begeistert war, rebellierte und ins Visier der Stasi geriet, die ihn bei einer Kontrolle auf der Autobahn anhielt. Diese Szene wollten sie im Wendemuseum nachdrehen und riefen mich an, ob ich ihnen einen russischen Lada oder Wolga besorgen kann.

Und Sie haben ja gesagt?

Und danach aufgelegt und gedacht: Um Gottes Willen, worauf habe ich mich eingelassen! Aber hier in Los Angeles gibt es einen Vorort, Glendale, dort lebt eine sehr große armenische Community, und dort hatte ich vor Jahren mal in einer Porsche-Vertragswerkstatt einen ocker-gelben Lada stehen sehen. Also bin ich dahingefahren und habe den Besitzer nach dem Lada gefragt. Er meinte, es sei seiner, ich könne ihn mir ausleihen, aber ein Freund von ihm habe sogar einen russischen Wolga. Die fuhren auch in der DDR als Polizeiautos. Und so konnte ich für das Wendemuseum in Kalifornien über einen armenischen Porsche-Werkstattbesitzer einen sowjetischen Wolga aus den 60er-Jahren besorgen.

ddr-liebhaber aus l.a.: „über westdeutsche afd-wähler wird anders gesprochen als über ostdeutsche“

Petersen (r.) mit seinem kleinen Bruder vor dem Trabant einer flüchtigen Ost-Bekanntschaft (l.), 1990 in Malchin.

Und wann entschieden Sie, sich selbst ein DDR-Auto zu kaufen?

Ich wusste schon 1989: Irgendwann werde ich einen Trabi fahren.

Warum?

Mich hat diese Andersartigkeit fasziniert: das Aussehen, die Technik, der Geruch. Ich habe meine Schulhefte vollgekritzelt mit Trabis. Diese Kreativität, ein Auto aus Baumwollabfällen, Phenolharz und mit Industrieanlagen aus dem Zweiten Weltkrieg zu basteln, trotz westdeutschen Stahlembargos, trotz Materialknappheit, irre! Ich fand das viel interessanter als die Geschichte des VW-Käfers.

Wie lange hat es gedauert, bis Ihr Traum in Erfüllung ging?

Fast wäre es schon mit 13 Jahren so weit gewesen. Im Hamburger Abendblatt bot ein Mann aus Schwerin seinen Trabi für 100 Mark an, dem habe ich geschrieben. Aber mein Vater hat es nicht erlaubt. Vor ein paar Jahren dann, ich wohnte schon in Los Angeles, fand ich im Internet einen giftgrünen Trabi in Pößneck, Thüringen. Den habe ich von Amerika aus gekauft und zu meinem Vater, der inzwischen Witwer war, nach Hamburg liefern lassen.

Wie hat Ihr Vater reagiert?

Zuerst war er geschockt, dann erbost: Was soll ich mit einem Trabi? Ein paar Tage später schickte er mir Selfies, wie er auf dem Kotflügel saß. Andere in der Familie haben das nicht verstanden. Zu Weihnachten stellte mich mein Cousin vor allen Familienmitgliedern zur Rede: Was ist das eigentlich mit dir und der DDR?

Was haben Sie geantwortet?

Dasselbe wie Ihnen. Dass diese Erfahrungen in der unmittelbaren Wendezeit für mich und meine Familie prägend und einschneidend waren. Mit so vielen einmaligen Erinnerungen verbunden. Irgendwie hat sich da ein DDR-Fimmel ergeben.

Und kam dann auch der Einwand: Aber die DDR war doch eine Diktatur!?

Ich konnte das schon differenzieren. Meine Mutter hat auf den Philippinen ihre eigene Diktatur-Erfahrung gemacht. Dort herrschte Marcos, der das Kriegsrecht verhängt hatte. Und trotzdem lebten sie und ihre Familie ein relativ unbehelligtes Leben, waren im Alltag kaum eingeschränkt. Sie war damals die Sekretärin des australischen Botschafters. Was ich sagen will: Ja, Diktatur, aber man sollte deswegen nicht alles über einen Kamm scheren.

Wenn heute über den Osten gesprochen wird, geht es meist um die AfD, um den braunen Osten. Ostdeutschen wird unterstellt, bei ihnen sei die Demokratie nie wirklich angekommen. Wie nehmen Sie das wahr?

Ich denke, wir Westdeutschen blicken noch immer zu einseitig auf den Osten. Für uns war die Wiedervereinigung vor allem ein wirtschaftlicher Aufschwung. Dass es für viele Ostdeutsche genau das Gegenteil bedeutet hat, wird gern vergessen. Ich denke, Westdeutsche sollten sich mal ein Herz fassen, in den Osten fahren und den Dialog mit den Menschen suchen. Ich habe das vor zwei Jahren gemacht.

Erzählen Sie!

Ich bin mit dem Wartburg nach Sachsen und Sachsen-Anhalt gefahren. Einfach so. Bitterfeld, Frankenberg, Chemnitz, Riesa, Porzellanstadt Colditz. Ich habe mich in Cafés bei fremden Leuten an den Tisch gesetzt, mich vorgestellt und gefragt, ob ich ihnen ein paar Fragen stellen dürfte.

Was haben Sie gefragt?

Wie das damals in der DDR war und danach. Wie sie gewohnt haben, was sie gearbeitet haben, wie der Alltag aussah. Ich habe auch die Klischees angesprochen, ob sie in der SED waren, in der Stasi, die rechtsextremen Angriffe in den Neunzigern. Und ich habe auch gefragt, was sie mir als Westdeutschem sagen wollen, was anders hätte laufen sollen. Mir ging es darum, Positionen zu hören, die nicht ständig in der Zeitung stehen.

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Björn „Paolo“ Petersen in Brandenburg mit seinen beiden Ost-Autos.

Wie haben die Menschen reagiert, was haben sie geantwortet?

Sie waren natürlich verdutzt, am Anfang misstrauisch, aber nicht ablehnend. Viele haben erzählt, man hätte damals mehr mit ihnen ins Gespräch kommen sollen, als ganze Betriebe oder Kombinate abgewickelt wurden. Dass immer nur darüber gesprochen worden sei, wie verschlissen und marode alles war. Dass es immer nur um Klischees ging: Stasi, komische Autos, Diktatur. Dass sich keiner dafür interessiert habe, wie groß der Zusammenhalt zwischen den Menschen war, wie gleichberechtigt Frauen in der DDR lebten, wie gut die Kinderbetreuung oft funktionierte. Heute sind diese Menschen misstrauisch, sie trauen den Medien und den Politikern nicht mehr.

Und deswegen wählen sie die AfD?

Ich habe meinen Freund Peter direkt darauf angesprochen. Der hat 2019 noch die Grünen gewählt. Er und seine Freunde fühlen sich von den traditionellen Parteien völlig übergangen. Egal ob es die Verkehrsinfrastruktur betrifft, die Gesundheitsversorgung, die Jobchancen. Und auch das Thema Flüchtlinge macht ihnen zu schaffen. Die Kommunen sind teilweise völlig überlastet mit der Unterbringung. Wenn die Leute das so empfinden, darf man sich nicht wundern, wenn sie sich dagegen wehren.

Sie scheinen von Amerika aus noch sehr genau nach Deutschland zu blicken. Werden Sie bei der Bundestagswahl kommendes Jahr ähnlich wählen wie ihre Freunde in Brandenburg?

Ich bin in Deutschland abgemeldet, deswegen muss ich nicht wählen. Stimme ich dem Wahlprogramm der Blauen zu, oder Herrn Höcke? Nicht unbedingt. Kann ich es verstehen, dass sich Leute von der AfD mehr angesprochen fühlen als von den Grünen? Absolut! Man muss differenzieren zwischen denen, die sich von den anderen Parteien nicht mehr wahrgenommen fühlen, und harten Rechten. Das wird aber nicht getan. Ich habe auch in Hamburg Freunde, die die AfD wählen. Über westdeutsche AfD-Wähler wird aber anders gesprochen als über ostdeutsche. Milder, weniger pauschalisierend. Das wird im Osten gespürt. Ich glaube, es ist wichtig, dass wir einander mehr zuhören.

Hören sich die Menschen bei Ihnen in den USA noch zu?

Leider immer weniger. Ich muss dazu sagen: Ich bin noch mit meinem Ex-Partner verheiratet, und der ist glühender Trump-Anhänger.

Ist er deswegen Ihr Ex-Partner?

Nein, das hat nie eine Rolle zwischen uns gespielt. Auch wenn ich Trump nicht ausstehen kann. Aber genau darum geht es: Ich kann die Ansichten meiner Mitmenschen nicht gutheißen und sie trotzdem akzeptieren. Ich finde es wichtig, mich in die Perspektiven von Trump- oder AfD-Wählern hineinzuversetzen und zu versuchen, zu verstehen, woher das kommt, ihnen zuzuhören. Denn dadurch entsteht Vertrauen. Und weil ich dieses Vertrauen habe, bekomme ich im Gegenzug auch die Offenheit meines Gegenübers.

Wie erleben Sie gerade die USA, so kurz vor den Präsidentschaftswahlen?

Oh, hören Sie auf. Gerade ist es unerträglich. Man wird täglich mit Wahlkampf zugeschüttet. In den Zeitungen gibt es schon Kolumnen, wie man sich emotional schützen und davon ablenken kann, damit man nicht verrückt wird. Ich schaue gar kein Fernsehen mehr. Es ist furchtbar anstrengend, überall Fake News. Zum Glück ist Los Angeles sehr liberal. Aber man muss gar nicht weit fahren, da ändert sich das komplett.

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Schon in der Schulzeit träumte Petersen von einem Trabi und zeichnete ihn etliche Male.

Wir sprachen vorhin über Diktatur. Wie weit sind die USA davon entfernt, eine Diktatur zu werden?

Ich habe sehr ernste Bedenken. Ich bin kein Biden-Anhänger, auch wenn ich ihn wählen würde. Er hat nicht die Ausstrahlung und verbreitet auch nicht den Optimismus, wie Obama oder Clinton das taten. Trump hingegen ist erstaunlich beliebt bei Latinos und sogar bei Schwarzen. Meine Hoffnung ist, dass Frauen und junge Menschen mehrheitlich Biden wählen werden. Es sind sehr viele junge Leute in den letzten vier Jahren wahlberechtigt geworden.

Wenn es Trump werden würde, würden Sie dann vielleicht schon früher nach Brandenburg ziehen?

Nein, Kalifornien bleibt ja vermutlich liberal. Hier werden sich die Politiker oder der Generalstaatsanwalt weiter gegen ihn wehren, wie sie das schon in seiner ersten Amtszeit getan haben. Nach Deutschland komme ich aber diesen Sommer wieder.

Wo geht es hin?

Peter aus Elbe-Elster hat schon alles geplant. Zwei Tage nach meiner Ankunft geht es nach Zwickau, zum Trabi-Treffen. Dort bin ich wahrscheinlich der erste Besucher aus den USA. Und ich werde weiterhin zuhören und dazulernen.

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