Israels Verteidigungsminister widerspricht Netanjahu – kein Termin für Rafah-Offensive

Die israelische Offensive in der Stadt Rafah steht offenbar bevor. Verteidigungsminister Galant bestreitet jedoch Berichten zufolge die Aussage von Ministerpräsident Netanjahu über einen festen Termin. Derweil sollen 40.000 Zelte für die Unterbringung von Zivilisten gekauft worden sein.

israels verteidigungsminister widerspricht netanjahu – kein termin für rafah-offensive

In Rafah im Süden des Gazastreifens ist bereits viel zerstört AFP/-

Israels Verteidigungsminister Joav Galant soll seinem US-Kollegen Llyod Austin mitgeteilt haben, dass es noch keinen Termin für eine Bodenoffensive gegen die Stadt Rafah im Gazastreifen gäbe. Galant habe damit der Darstellung seines Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu widersprochen, berichteten übereinstimmend die israelischen Zeitungen „Haaretz“, „Times of Israel“ sowie das Nachrichtenportal „Axios“ unter Berufung auf informierte Quellen.

Netanjahu hatte am Montag noch öffentlich erklärt, der Termin für die geplante Offensive in der derzeit mit Hunderttausenden Flüchtlingen überfüllten Stadt Rafah an der Grenze zu Ägypten stehe fest. Galant sagte dagegen den Berichten zufolge in einem Telefonat mit Austin, Israel sei derzeit noch dabei, Pläne für die Evakuierung der dortigen Zivilbevölkerung fertigzustellen.

Die US-Regierung will Israel von einem großen Militäreinsatz in Rafah abhalten. US-Präsident Joe Biden hatte Netanjahu klargemacht, dass ein Einmarsch dort ohne vorherige Evakuierung der Zivilisten eine „rote Linie“ für ihn wäre. Am Dienstag sagte Biden dem US-Sender Univision mit Blick auf Netanjahu: „Ich denke, was er macht, ist ein Fehler. Ich bin mit seinem Ansatz nicht einverstanden“.

US-Außenminister Antony Blinken erwartet von Israel vorerst Stillhalten in der Frage. Für die kommende Woche sei ein Treffen mit einer israelischen Delegation geplant, um über die Bedenken der US-Seite gegen einen solchen Einsatz zu sprechen, sagte Blinken am Dienstag in Washington. „Ich gehe nicht davon aus, dass vor diesen Gesprächen irgendwelche Maßnahmen ergriffen werden“, betonte er.

Als Vorbereitung der angekündigten Offensive in Rafah hat Israel rund 40.000 Zelte für die Unterbringung evakuierter Zivilisten gekauft. Die „Jerusalem Post“ berichtete, der Kauf diene dazu, den Weg für einen Militäreinsatz in der Stadt zu ebnen.

Es gab keine offizielle Mitteilung über den Erwerb der Zelte. Ein israelischer Repräsentant bestätigte lediglich die Vorbereitung von Tausenden von „Unterkünften“ für die Zivilisten in Rafah. Nach UN-Schätzungen drängen sich dort mehr als eine Million Flüchtlinge aus anderen Teilen des umkämpften Gazastreifens.

Israels Armee hatte angekündigt, für die Menschen aus Rafah weiter nördlich „humanitäre Inseln“ zu schaffen. Außerdem haben nach Medienberichten nach dem Abzug israelischer Truppen aus der Stadt Chan Junis Einwohner begonnen, aus Rafah nach Chan Junis zurückzukehren.

Aus Israels Sicht ist ein Sieg über die islamistische Hamas ohne einen Einsatz in der Stadt an der Grenze zu Ägypten nicht möglich. Am Dienstag sagte Netanjahu nach Angaben seines Büros, dass die israelische Armee alle Bataillone der Hamas zerstören werde. Dies gelte auch für die Stadt Rafah. „Keine Macht der Welt wird uns stoppen.“ Es gebe „viele Kräfte, die versuchen, dies zu tun, aber es wird nichts helfen“, sagte Netanjahu demnach.

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