Russland: Kreml schweigt zu möglichen Folterspuren an inhaftierten Terrorverdächtigen
Sie sollen für den Anschlag in Moskau verantwortlich sein, mehr als 130 Menschen starben: Vor Gericht weisen vier der mutmaßlichen Täter Spuren von Folter auf. Auf Nachfragen reagiert der Kreml nun schmallippig.
Russland: Kreml schweigt zu möglichen Folterspuren an inhaftierten Terrorverdächtigen
Zwei Tage nach dem Angriff auf einen Konzertsaal bei Moskau haben russische Behörden vier erste Verdächtige vorgeführt – die sichtbare Spuren von Gewalt aufweisen. Doch der Kreml schweigt auf Nachfrage zu möglicher Folter gegen die Verdächtigen.
Ein CNN-Journalist konfrontierte Kremlsprecher Dmitrij Peskow mit dem Hinweis, dass die inhaftierten Verdächtigen »Anzeichen von gewalttätigen Handlungen« aufweisen. »Ich lasse diese Frage unbeantwortet«, antwortete Peskow laut russischen Medien, als er gebeten wurde, die Folterspuren der Inhaftierten zu kommentieren.
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Bei dem Anschlag vom Freitag waren mindestens 137 Menschen getötet worden. Maskierte Angreifer waren in die voll besetzte Crocus City Hall im Moskauer Vorort Krasnogorsk eingedrungen und hatten dort das Feuer eröffnet. Kurz nach dem Angriff übernahm die Dschihadistenmiliz »Islamischer Staat« (IS) die Verantwortung.
Verband am Kopf, Ankunft im Rollstuhl
Am Sonntagabend wurden die ersten Tatverdächtigen vom Gericht des Bezirks Basmanny formell der Beteiligung an einem terroristischen Angriff beschuldigt. Ihnen drohen demnach lebenslange Haftstrafen.
Auf Bildern aus dem Gericht, die das unabhängige Medium »Mediazona English« auf X veröffentlicht hat, ist erkennbar, dass den Verdächtigen Gewalt angetan wurde. Ein mutmaßlicher Täter erscheint vor Gericht mit einem großen Verband am Kopf. Ihm soll zuvor das Ohr abgeschnitten worden sein. Ein dritter Verdächtiger muss in Anwesenheit von Ärzten in einem Rollstuhl in den Gerichtssaal geschoben werden.
Zwei der vier Männer sollen sich laut der Nachrichtenagentur AP zu der Tat bekannt haben. Angesichts des Zustands der Verdächtigen scheint jedoch fraglich, ob die Aussagen freiwillig zustande kamen.
Alle vier Verdächtige sollen auf Anordnung des Gerichts für zwei Monate in Untersuchungshaft genommen werden. Das teilten das Gericht auf Telegram sowie die Nachrichtenagentur Interfax unter Berufung auf das Gericht mit.