Cyberangriffe aus Russland: Bundesregierung ruft deutschen Botschafter aus Moskau zurück
Nach Hackerangriffen auf SPD und deutsche Unternehmen ruft die Bundesregierung ihren Botschafter Alexander Graf Lambsdorff für eine Woche zurück nach Berlin. Es ist ein deutliches Signal an Moskau.
Cyberangriffe aus Russland: Bundesregierung ruft deutschen Botschafter aus Moskau zurück
Wladimir Putins Zeremonie für eine fünfte Amtszeit steht kurz bevor. Während andere Länder ihre Vertreter zu der Feier im Kreml senden, ruft Berlin den obersten Gesandten zurück. Der deutsche Botschafter, Alexander Graf Lambsdorff, soll für eine Woche zu Beratungen nach Berlin kommen, nachdem die SPD und deutsche Unternehmen wiederholt Opfer von Cyberangriffen geworden sind.
Das teilte eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes mit. Sie sagte: »Dieses Ereignis nimmt die Bundesregierung sehr ernst als Verhalten gegen unsere freiheitliche Demokratie und auch Institutionen, die sie tragen.« Die Rückbeorderung des Botschafters nach Berlin nannte die Sprecherin ein »übliches Verfahren«.
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Allerdings stellt sie ein deutliches Zeichen an den Kreml dar – und eine Verschärfung des diplomatischen Protests gegen Russlands Aktivitäten. Zuvor hatte das Auswärtige Amt bereits den Geschäftsträger der russischen Botschaft in Berlin wegen der Cyberattacken einbestellt. Solche Einbestellungen geschahen in den vergangenen Monaten bereits mehrmals: Im April war der russische Botschafter wegen mutmaßlichen Spionage- und Sabotageaktionen zweier Männer im Auftrag Russlands ins Außenministerium gebeten worden, im Februar bestellte das Ministerium den Diplomaten nach dem Tod des Oppositionellen Alexej Nawalny ein.
Frankreich schickt Botschafter zu Putins Amtswiedereinführung
Vergangene Woche waren schon länger zurückliegende Cyberangriffe auf die SPD und deutsche Unternehmen aus den Bereichen Logistik, Rüstung, Luft- und Raumfahrt und IT-Dienstleistungen öffentlich gemacht worden. Die Bundesregierung machte dafür eine Einheit des russischen Militärgeheimdienstes verantwortlich. »Staatliche russische Hacker haben Deutschland im Cyberraum angegriffen«, hatte Außenministerin Annalena Baerbock während der vergangenen Woche ihres Australienbesuchs in Adelaide erklärt.
Wie die Nachrichtenagentur Reuters mit Bezug auf französische Regierungskreise berichtet, will Frankreich einen Vertreter zur Zeremonie in den Kreml für den Beginn von Putins fünfter Amtszeit schicken. Die Entscheidung der sogenannten Präsidentschaftswahl habe man in Paris zur Kenntnis genommen, den unterdrückenden Kontext der Wahl verurteile man dagegen streng. Am Dienstagmorgen beginnt die Amtswiedereinführung Putins, der im goldenen Kremlsaal auch eine Rede vor Tausenden Gästen halten wird.