Ende des Kampfhubschraubers Tiger rückt näher: Bundeswehr-Kommandeur hofft auf Verlängerung

Tiger muss früher gehen

Ende des Kampfhubschraubers Tiger rückt näher: Bundeswehr-Kommandeur hofft auf Verlängerung

Der Kampfhubschrauber Tiger soll bei der Bundeswehr noch bis 2032 zum Einsatz kommen. Ein Oberst der Bundeswehr in Fritzlar hält das für einen Fehler.

Fritzlar – Das Ende des in Fritzlar stationierten Kampfhubschraubers Tiger kommt in der Bundeswehr nun noch früher: Ursprünglich war in Veröffentlichungen der Truppe vom Jahr 2038 die Rede. Nun soll der Helikopter, der auch am Hindukusch und in Mali für die Truppe im Einsatz war, sechs Jahre früher in Rente geschickt werden: 2032 ist nach aktuellem Stand Schluss.

Dass der Tiger früher gehen muss, hängt mit Bauteilen, aber vor allem dem Hauptwaffensystem des Hubschraubers zusammen, erläutert Oberst Sönke Schmuck. Er ist der Kommandeur des einzigen deutschen Kampfhubschrauberregiments in Fritzlar. Konkret heißt das: Die Lenkraketen vom Typ HOT werden ab diesem Zeitpunkt nicht mehr eingesetzt – ihre Nutzungsdauer endet dann planmäßig. Alternativen gäbe es. Diese am Tiger einzusetzen, sei allerdings mit zusätzlichen Investitionen verbunden. Im Gespräch nennt der Oberst das in Deutschland produzierte Lenkraketensystem Spike, mit dem man Ziele in bis zu zwölf Kilometern Entfernung bekämpfen könnte. Die neuen, bereits bestellten, leichten Kampfhubschrauber, die ab dem Jahr 2026 nach Fritzlar kommen, sollen ebenfalls mit diesem System ausgerüstet werden. „Das sind zwei Prozesse, die man verheiraten könnte“, sagt der Offizier.

Offizier hofft bei Kampfhubschrauber Tiger auf längeren Gebrauch

Zudem werden die Spanier die Rakete ebenfalls an ihren Tiger-Hubschraubern nutzen. Eine weitere Herausforderung: Bauteile müssten ersetzt werden. Die Hubschrauberzelle zum Beispiel habe laut Hersteller Airbus eine Lebensdauer von 20,5 Jahren. Die Franzosen, die den Tiger ebenfalls nutzen, hätten in Studien festgestellt, dass die Zelle auch über diese Zeit hinaus verwendet werden kann – bis ins Jahr 2040. Eine Zusammenarbeit mit Frankreich wäre in diesem Punkt möglich, so Schmuck. „Und das würde das Gesamtverfahren deutlich vergünstigen.“

ende des kampfhubschraubers tiger rückt näher: bundeswehr-kommandeur hofft auf verlängerung

Zeigte auch jüngst wieder seinen Wert bei der Nato-Übung Wettiner Schwert: Der in Fritzlar stationierte Kampfhubschrauber Tiger trug in dem fiktiven Szenario dazu bei, dass die Truppen sicher einen Fluss überqueren konnten.

Gerade weil der Tiger sich in der jüngeren Vergangenheit bei Übungen besonders bewährt habe und man in Fritzlar die Einsatzfähigkeit deutlich verbessern konnte, hofft Schmuck, dass die Entscheidung für ein Tiger-Aus im Jahr 2032 noch einmal überdacht werde. „Die Entscheidung steht jetzt erst einmal – aber ich hoffe, dass sie aufgrund der Gesamtlage noch einmal überprüft wird“, sagt der Kommandeur. Abschreiben sollte man den Tiger also noch nicht – gerade auch mit Blick auf Deutschlands Bündnisverpflichtungen in der Nato.

13 Hubschrauber des Typs Tiger in Fritzlar einsatzfähig – in der Vergangenheit viel Kritik

Zu wartungsintensiv, zu anfällig und unzuverlässig. Viel Kritik mussten die Tiger-Kampfhubschrauber in der Vergangenheit einstecken. Und nun soll schon im Jahr 2032 Schluss sein mit dem einzigen vollwertigen Kampfhubschrauber der Bundeswehr. Doch in Fritzlar schätzt man den Tiger, weiß um seine Qualitäten – und würde ihn gern noch länger behalten.

ende des kampfhubschraubers tiger rückt näher: bundeswehr-kommandeur hofft auf verlängerung

Blickt optimistisch auf die Zukunft der Fritzlarer Heeresflieger: Kommandeur Oberst Sönke Schmuck.

„Ich bin dankbar, dass jetzt erst mal eine Entscheidung auf dem Tisch liegt“, sagt der Kommandeur des Kampfhubschrauberregiments 36 Oberst Sönke Schmuck. Diese Entscheidung sei allerdings unter einem alten Lagebild gefallen. „Wir haben 13 einsatzklare Tiger, beteiligen uns an der Nato-Speerspitze“, außerdem zeige sich die Wertigkeit des Tigers immer wieder bei Übungen, auch unter widrigen Wetterbedingungen. All das spreche für einen Weiterbetrieb des Systems über das Jahr 2032 hinaus. „Das ganze Regiment musste darauf hin schrauben, dass zwei Tiger irgendwo im Einsatz sind“, aber diese Zeiten seien vorbei. Doch das habe sich noch nicht bei vielen herumgesprochen – frustrierend, gerade für die Soldaten, die täglich darauf hinarbeiten, dass alles gut funktioniere.

Unbemannte Systeme dürften Kampfhubschrauber in naher Zukunft nicht ersetzen

Die Stärke des Tigers liege in seinen guten Flugeigenschaften und in seiner Fähigkeit, mit seinem Mastvisier, das auf dem Rotorkopf sitzt, auch aus der Deckung heraus zu agieren. Gepaart mit den Fähigkeiten des leichten Kampfhubschraubers H145M, der ab 2026 in Fritzlar stationiert werden soll, entstehe so ein sehr gutes Gesamtpaket. Der H145M verfügt über moderne Sensorik und Kommunikationstechnik und kann auch mit Drohnen zusammenarbeiten. Dass künftig auch unbemannte Systeme vom Fritzlarer Heeresflugplatz abheben, kann sich Schmuck übrigens durchaus vorstellen.

Ein europäischer Kampfhubschrauber

Mitte der 1980er entschlossen sich Frankreich und Deutschland, die Entwicklung eines gemeinsamen Panzerabwehrhubschraubers in Auftrag zu geben. Der erste deutsche Tiger in Serienfertigung lief im August 2002 vom Band, die Heeresflieger erhielten die erstem Maschinen in einem nicht voll ausgerüsteten Zustand aber erst in 2005. Wegen Qualitätsproblemen weigerte sich die Bundeswehr zeitweise, neue Tiger anzunehmen. 2018 wurde der letzte Tiger ausgeliefert.

„Ich habe kein Problem damit, noch eine Staffel Drohnen in Fritzlar aufzunehmen, ganz im Gegenteil. Je mehr Handlungsmöglichkeiten man hat, desto besser ist man in der jetzigen Herausforderung aufgestellt.“ Dass unbemannte Systeme Kampfhubschrauber in naher Zukunft ablösen werden, glaubt er aber nicht.

Tiger-Aus für 2032 geplant: Hersteller Airbus Helicopters bereit für Weiterentwicklung

Dass das Tiger-Aus sich doch noch weiter in die Zukunft verschieben kann, hofft der Kommandeur auch deshalb, weil sich auch beim Hersteller Airbus Helicopters einiges bewegt. Auch deshalb, weil es im Interesse des Herstellers sei, dass die Tiger-Flotten groß sind. Die Partnernationen Frankreich und Spanien setzen auf eine Weiterentwicklung des Tigers zur Version Mark 3, doch ohne deutsche Beteiligung, gegen die sich die Bundesregierung entschieden hat, seien die Kosten dafür hoch. Airbus sei nun bereit, bei bestimmten Weiterentwicklungen, von denen auch die Bundeswehr profitieren könnte, in Vorkasse zu gehen, wenn es Signale aus dem Verteidigungsministerium geben würde, dass das Tiger-Aus in 2032 eben doch kein fixes Datum sei.

Schmuck will dranbleiben – im Dialog mit Airbus, der Politik und in der Bundeswehr. „Der Inspekteur des Heeres war vor kurzem bei uns. Und wir haben ihm auch noch mal ganz klar gesagt, wie sehr man sich im Bereich der Nato-Speerspitze und bei der Landes- und Bündnisverteidigung auf uns verlassen kann.“ Ein sehr effizientes System werde der Tiger nicht mehr. „Aber er hat sich in den vergangenen Jahren extrem gut entwickelt und ich bin stolz auf alle, die daran mitgearbeitet haben.“

News Related

OTHER NEWS

Ukraine-Update am Morgen - Verhandlungen mit Moskau wären „Kapitulationsmonolog" für Kiew

US-Präsident Joe Biden empfängt Wolodymyr Selenskyj im Weißen Haus. Evan Vucci/AP/dpa Die US-Regierung hält Verhandlungen zwischen der Ukraine und Russland zum jetzigen Zeitpunkt für „sinnlos”. Bei einem Unwetter in Odessa ... Read more »

Deutschland im Wettbewerb: Subventionen schaden dem Standort

Bundeskanzler Olaf Scholz am 15. November 2023 im Bundestag Als Amerikas Präsident Donald Trump im Jahr 2017 mit Handelsschranken und Subventionen den Wirtschaftskrieg gegen China begann, schrien die Europäer auf ... Read more »

«Godfather of British Blues»: John Mayall wird 90

John Mayall hat Musikgeschichte geschrieben. Man nennt ihn den «Godfather of British Blues». Seit den 1960er Jahren hat John Mayall den Blues geprägt wie nur wenige andere britische Musiker. In ... Read more »

Bund und Bahn: Einigung auf günstigeres Deutschlandticket für Studenten

Mit dem vergünstigten Deutschlandticket will Bundesverkehrsminister Wissing eine junge Kundengruppe dauerhaft an den ÖPNV binden. Bei der Fahrkarte für den Nah- und Regionalverkehr vereinbaren Bund und Länder eine Lösung für ... Read more »

Die Ukraine soll der Nato beitreten - nach dem Krieg

Die Ukraine soll nach dem Krieg Nato-Mitglied werden. Die Ukraine wird – Reformen vorausgesetzt – nach dem Krieg Mitglied der Nato werden. Das hat der Generalsekretär des Militärbündnisses, Jens Stoltenberg, ... Read more »

Präsidentin droht Anklage wegen Tod von Demonstranten

Lima. In Peru wurde eine staatsrechtlichen Beschwerde gegen Präsidentin Dina Boluarte eingeleitet. Sie wird für den Tod von mehreren regierungskritischen Demonstranten verantwortlich gemacht. Was der Politikerin jetzt droht. Perus Präsidentin ... Read more »

Novartis will nach Sandoz-Abspaltung stärker wachsen

ARCHIV: Das Logo des Schweizer Arzneimittelherstellers Novartis im Werk des Unternehmens in der Nordschweizer Stadt Stein, Schweiz, 23. Oktober 2017. REUTERS/Arnd Wiegmann Zürich (Reuters) – Der Schweizer Pharmakonzern Novartis will ... Read more »
Top List in the World