Hapag Lloyd und Maersk: Die neue Reeder-Allianz kennt nur einen Verlierer: Hamburg

hapag lloyd und maersk: die neue reeder-allianz kennt nur einen verlierer: hamburg

Der Containerfrachter Berlin Express der Reederei Hapag Lloyd läuft den Hamburger Hafen an. Foto: imago imagesdata-portal-copyright=

Die Hamburger Reederei will mit seinem dänischen Konkurrenten Maersk in einer neuen Allianz zusammenarbeiten. Verlierer ist vor allem der Hamburger Hafen.

Im Nachhinein hätte man all das wohl vorausahnen können. Am vergangenen Freitag erklärte der Hapag-Lloyd-Sprecher Nils Haupt in der Tagesschau, dass seine Reederei wegen der Huthi-Angriffe im Roten Meer Container nicht über den Suezkanal transportiere, sondern den Umweg über Afrika nimmt. Im Hintergrund des Sprechers sahen die Zuschauer dabei nicht die Speicherstadt oder den Hafen in Hamburg, sondern Kopenhagen, die Heimat von Hapags Konkurrenten und neuen Partners Moller Maersk. Schon da standen die Pläne zwischen den beiden Reedereien offensichtlich kurz vor Abschluss, die jetzt öffentlich sind: Deutschlands größte Reederei Hapag-Lloyd und die weltweite Nummer zwei Maersk arbeiten ab 2025 zusammen als Allianz „Gemini Cooperation“.

Alle Winkel der Welt werden angefahren

Die Kooperation werde für unsere Kunden eine „höhere Qualität“ bei Lieferungen und ein „robusteres und resilienteres Netzwerk“ ermöglichen, sagte Hapag-Chef Rolf Habben Jansen bei einer Presserunde am Mittwoch. Die neue Allianz könnte für Kunden und Verlader eher Positives bedeuten. Einziger Verlierer bei der Sache ist wohl die Stadt Hamburg.

Um ihre Ziele zu erreichen will Hapag bis Januar 2025 ihre bisherige Kooperation in der Allianz THE mit den drei kleineren asiatischen Reedereien beenden. Der Umfang der vereinten neuen Leistungen liest sich als weitreichend. Zusammen mit Maersk will das Duo die Dienste auf 26 Hauptverbindungen mit zwölf großen Häfen anbieten, vor allem zwischen Asien, Nordamerika und Europa. Dazu kämen 32 regionale Shuttle-Services zu den übrigen großen Häfen auf der Welt. Somit fährt Gimini praktisch in jeden wichtigen Winkel der Welt. Die Flotte umfasst 290 Frachter für eine Kapazität von 3,4 Millionen Standardcontainer.

Die Reedereien wollen durch den Zusammenschluss vor allem ihre Zuverlässigkeit bei Transporten erhöhen. Probleme in den Lieferketten gab es zuletzt viele: Im Zuge der Coronalockdowns, der Havarie des Container-Riesen Evergiven im Suezkanal oder der Trockenperioden im Panama-Kanal mussten Logistiker Ladungen immer wieder kurzfristig stornieren oder konnten erst verspätet beim Kunden abliefern. So zuletzt beim Autobauer Tesla, das die Produktion in Brandenburg nach eigenen Angaben nach Huthi-Attacken im Roten Meer bis Anfang Februar aussetzen mussten. „Nur größere Allianzen können solche Schocks abfangen und ein resilientes Zustellnetz garantieren“, sagt Seefahrts-Experte Jan Tiedemann vom Branchenservice Alphaliner. Einen klaren Vorteil für Hapag in der neuen Allianz kann Tiedemann nicht erkennen. Von der Marktabdeckung seien beide ähnlich groß. Zudem war Hapag bei THE Alliance der größte Player, jetzt nur der Juniorpartner.

Maue Kundenzufriedenheit

Hapag selbst glaubt mit der neuen Partnerschaft seine Ziele für die neue Strategie 2030 eher zu erreichen, die das Unternehmen im Frühling vorstellen will. Die Ziele umfassen dabei vor allem die Dimensionen „Pünktlichkeit“ und „Kundenzufriedenheit“. Die seien zuletzt „verbesserungswürdig“, so Jansen. Ihm zufolge lag etwa die Verlässlichkeit der Lieferungen im vergangenen November bei mauen 54 Prozent, die Kundenzufriedenheit im Oktober bei 58 Prozent. „Wenn wir unsere Ziele erreichen wollen, müssen wir mehr tun als bisher“, sagte der Hapag-CEO. Gimini sei dafür der „richtige Weg“.

Dabei sind die Allianzen zwischen den Containerschiffen ein relativ junges Phänomen, die heute bekanntesten und größten existieren vor allem seit 2017. Im Zuge der jahrelangen Marktkonsolidierung und anhaltenden Schifffahrtkrise gingen zahlreiche Unternehmen in Konkurs, fusionierten oder verloren deutlich an Einfluss. Die Folge waren neue Zusammenschlüsse als operative Einheiten.

In den Allianzen bringen die Reedereien ihre Containerkapazitäten ein und planen den Schiffseinsatz auf globalen Routen. Die wichtigsten dabei waren bislang: „2M“, zwischen den Dänen Maersk und den Schweizern MSC, „Ocean Alliance“ zwischen den Franzosen CMA-CGM, den Chinesen Cosco und Taiwanesen Evergreen. Und „THE Alliance“ zwischen Hapag, ONE aus Singapur, Yang Ming aus Taiwan und den Südkoreanern Hyundai, wobei THE Alliance die kleinste unter den Großen gewesen ist.

Formal konkurrieren die Reedereien auch weiterhin untereinander, sollen sich nur operativ unter die Arme greifen. Trotzdem reißen vor allem unter den Kunden die Gerüchte nicht ab, die Allianzen führten auch zu Preisabsprachen. Ein Verdacht, den weder Gerichte, noch Wissenschaftler bestätigten.

Auf Augenhöhe?

Veränderungen kamen im vergangenen Jahr durch den Expansionskurs von MSC. Die Reederei gab bekannt, aufgrund ihrer Größe M2 zum Januar 2025 zu verlassen und sämtliche wichtigen Routen allein zu versorgen. Die dabei freigewordene Maersk stieß offensichtlich auf Hapag. Die Hamburger wären in ihrer neuen Konstellation zwar der Juniorpartner, sehen sich aber „auf Augenhöhe“, daher auch der Name „Gemini“, die Zwillinge. 40 Prozent der Containerkapazitäten innerhalb der Allianz liege auf der Seite von Hapag, so das Unternehmen.

In Nordeuropa werden dafür die Häfen in Rotterdam, Bremerhaven und Wilhelmshaven zusätzlich angefahren und sollen als Regionalhubs fungieren. Was dabei auffällt: Hapags Heimathafen Hamburg verliert an Bedeutung. „Wir werden im Zuge der Allianz mehr Fracht nach Deutschland bringen“, sagt Hapag-Chef Jansen. „In Hamburg werden es aber zehn Prozent weniger.“ Bislang löscht das Unternehmen sämtliche seiner Lieferungen nach Deutschland in Hamburg. Durch die Hinzunahme von Bremerhaven und Wilhelmshaven ändere sich das.

Der neue Hamburg-Kurs habe mit dem Einstieg von MSC beim Hafen-Betreiber HHLA aber „nichts“ zu tun, sagte Jansen. Zahlreiche Experten wie zuletzt auch der ehemalige Chef des Hafenunternehmensverbandes, Gunther Bonz, hatten nach nach dem Verkauf an die Schweizer davor gewarnt, dass Konkurrenten den Hafen verlassen würden. Der Hamburger Senat als Miteigentümer sowohl der HHLA als auch von Hapag, habe laut Jansen die Nachricht zur Kenntnis genommen. „Sie haben unsere wirtschaftlichen Bedingungen verstanden.“

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